VfL Wolfsburg gegen WFC Arsenal: Große Kulisse und ohne Popp
Angetrieben von ihrem Triple-Traum halten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg die deutsche Fahne im Champions-League-Halbfinale hoch. Doch der letzte Schritt ins Endspiel hat es in sich - es geht gegen Bayern-Bezwinger FC Arsenal.
Mehr als 20.000 Zuschauer werden zum heutigen Halbfinal-Hinspiel (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) in der Wolfsburger Arena erwartet. Die "Wölfinnen", die 2013 sensationell das Triple gewannen und 2014 den Henkelpokal erfolgreich verteidigten, sind nicht zuletzt durch das Viertelfinal-Aus der Bayern vor dem englischen Spitzenclub gewarnt.
"Man muss eine gute Basis legen, um mit einem guten Gefühl ins Rückspiel zu gehen", sagte Dominique Janssen. Denn das steigt am 1. Mai in der britischen Hauptstadt vor mindestens 42.000 Zuschauern.
Popp fällt aus - Arsenal ohne Williamson
In der Vorsaison hatte der VfL die "Gunners" noch im Viertelfinale bezwungen. Für das erneute Aufeinandertreffen hoffte der Bundesligist vergeblich, dass Kapitänin Alexandra Popp ihre Wadenverletzung rechtzeitig auskuriert. "Sie hatte in den letzten Tagen noch eine Reaktion gezeigt, sodass wir dieses Risiko, das mit einem Einsatz verbunden wäre, nicht eingehen können und wollen", sagte Trainer Tommy Stroot, der dafür aber wieder auf Marina Hegering setzen kann, die zuletzt mit Knieproblemen zu kämpfen hatte: "Sie hat die letzten zwei Tage voll trainiert und wird dabei sein."
Die Londonerinnen müssen derweil den Ausfall ihrer Abwehrchefin Leah Williamson verkraften. Die Kapitänin der englischen Nationalmannschaft hat sich im Duell mit Spitzenreiter Manchester United (0:1) zuletzt das vordere Kreuzband gerissen. Die 26-Jährige muss operiert werden und verpasst damit auch die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August).
Stroot: "Brauchen Leistung wie gegen die Bayern"
"Wir brauchen eine Leistung wie gegen Bayern", forderte Stroot und fügte hinzu: "Das wird ein Spiel auf Augenhöhe, beide Teams wollen ihre reelle Chance auf das Finale ergreifen." Im Halbfinale des DFB-Pokals hatte sein Team in München mit 5:0 klar gewonnen.
In der Bundesliga erklommen die Wolfsburgerinnen am Mittwochabend nach dem 3:0 gegen Duisburg, bei dem Stroot zahlreiche Stammspielerinnen schonte, vorerst die Tabellenspitze - am Sonnabend kann der FCB aber mit einem Sieg gegen Freiburg wieder vorbeiziehen.
Kellermann: "Nuancen werden entscheiden"
Ralf Kellermann, der Direktor Frauenfußball in Wolfsburg, sieht den deutschen Vereinsfußball "absolut auf Augenhöhe mit England, Spanien und Frankreich, im sportlichen Bereich auf jeden Fall". Auf diesem Niveau könne "jeder gegen jeden gewinnen, auch gegen Arsenal wird es von der Tagesform abhängig sein", sagte der Ex-Coach und warnte: "Wir müssen zweimal unser Optimum rausholen. Du kannst dir keine Schwächephase erlauben."
Arsena sei im Viertelfinal-Rückspiel gegen die Bayern (2:0) "bärenstark" gewesen. Rekordsieger Olympique Lyon und auch Paris Saint-Germain aus Frankreich seien zwar nicht mehr dabei. "Aber wenn man die Spiele zuletzt gesehen hat: Da entscheiden Nuancen", so Kellermann.
Vielfachbelastung für die Nationalspielerinnen
Mit Argusaugen schaut auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf die Partie in Wolfsburg, bei der zahlreiche deutsche Vize-Europameisterinnen wie Popp, Lena Oberdorf, Merle Frohms, Kathy Hendrich, Marina Hegering oder Jule Brand im Kader stehen. Die vielfache Belastung macht sich bei den Nationalspielerinnen in den Monaten vor der WM bemerkbar.
Aber Kellermann will ebenso wenig klagen wie die Betroffenen selbst: "Müdigkeit und Stress kann man sich auch einreden. Wir drehen es um: Diese Herausforderung ist ein absoluter Mehrwert." Auf die Belastungen der Spielerinnen müsse man aber schon achten: "Wir gehen da sehr sensibel mit um."
Auch dass das Interesse der Medien und Fans sichtlich zugenommen hat, sehe man angesichts des Booms seit der EM 2022 in England positiv. "Der Frauenfußball braucht Idole. Wir haben ein paar davon in Wolfsburg", sagte Kellermann mit Blick auf die vielen Wünsche nach den Spielen: "Es wird nicht zu viel. Wir machen es total gerne, weil wir lange dafür gekämpft haben."