VfL Wolfsburg: Siegesserie lädt zum Träumen ein
Nach sechs Siegen in Serie mit einer Torbilanz von 22:1 scheint für den VfL Wolfsburg in dieser Saison alles möglich. Vergleiche mit der grandiosen Meistersaison 2009 findet Sportdirektor Marcel Schäfer dann aber doch ein bisschen verwegen.
Natürlich war der 38-Jährige, der den Titelgewinn vor 14 Jahren als Abwehrspieler der "Wölfe" erlebte, happy über das 5:0 bei Hertha BSC. Doch auch der zweite Kantersieg innerhalb von drei Tagen in der Fußball-Bundesliga konnte Schäfer nicht aus der Fassung bringen: "Wir haben jetzt erstmal die Hinrunde abgeschlossen. Man muss immer ehrlich sein, wir wissen, wo wir herkommen", warnte er noch in den Katakomben des Olympiastadions vor zu viel Euphorie.
Seit nunmehr zehn Spielen ist Wolfsburg ungeschlagen, der schwache Saisonstart ist längst ad acta gelegt - auch Trainer Niko Kovac hätte Argumente gehabt, ein Dauerlächeln einzuschalten. Er blickte aber recht nüchtern herab vom Pressepodium. "Wir genießen den Moment und die Situation. Das kann sich schnell wieder drehen. Wir werden nicht anfangen, rumzufliegen", versicherte der Wolfsburger Coach.
Konzentration auf das Nordduell bei Werder Bremen
Nach dem 6:0 gegen den SC Freiburg gaben die Wolfsburger nun den bemitleidenswerten Berlinern gerade in der ersten halben Stunde eine Fußball-Lektion. Schäfer sah aber auch weniger gute 25 Minuten in der zweiten Halbzeit.
"Gute Mannschaften freuen sich heute Abend, die freuen sich morgen - und spätestens Donnerstag und Freitag geht der Blick auf die nächste Aufgabe." Marcel Schäfer
Der Ex-Profi fordert schon jetzt Konzentration für das Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) ein.
Schäfer: Mehr als nur eine Momentaufnahme
Das Saisonziel internationaler Wettbewerb wird aber immer realistischer. Platz sieben ist erstmal gut abgesichert. Für Schäfer ist die derzeitige Form auch mehr als eine "Momentaufnahme". Dafür sprechen auch die GSN-Daten, die die Fitness des VfL als großes Plus für den Rest der Saison hervorheben.
Vielleicht macht es sich auch bezahlt, dass die Niedersachsen nur drei WM-Fahrer gestellt und daher einen ausgeruhten Kader haben. Zudem lief lediglich Jakub Kaminski in Katar (viermal für Polen) auf, Koen Casteels (Belgien) und Jonas Wind (Dänemark) blieben ohne Einsatz. Vor allem der dänische Angreifer sorgt derzeit für viel Wirbel im VfL-Angriff: In den jüngsten beiden Spielen erzielte er drei Tore.
Wimmer: "Wir müssen unsere Spiele gewinnen"
Mit 29 Punkten schließen die Wolfsburger die Hinrunde auf Rang sechs oder sieben ab - je nach Ausgang der Partien am Mittwochabend mit maximal vier Zählern Rückstand auf einen Champions-League-Platz. Auf Spitzenreiter Bayern München sind es sieben Punkte. "Jeder schaut sich die Tabelle an. Aber wir müssen unsere Spiele gewinnen. Und dann schauen wir am Ende, ob es für die Champions League reicht", sagte VfL-Mittelfeldakteur Patrick Wimmer.
Zur Erinnerung: 2009 befand sich der VfL tabellarisch zum Hinrunden-Ende in ähnlicher Lage: Mit 26 Zählern und einem Rückstand von neun Punkten auf das Spitzenduo Hoffenheim und FC Bayern waren die Niedersachsen Neunter. Die Elf von Trainer Felix Magath legte eine unglaubliche Rückrunde mit 14 Siegen - darunter zehn in Serie - hin und wurde Meister. Derartige Träume sind für den aktuellen VfL-Coach noch weit weg: "Wir haben klipp und klar gesagt, wir wollen international spielen. Wir haben noch 17 Spieltage, um das unter Dach und Fach zu bekommen."