Trotz Platzverweisen - Werder Bremen feiert den ersten Sieg des Jahres
Werder Bremen hat am Freitagabend mit dem 1:0 (1:0) gegen den 1. FSV Mainz 05 den ersten Sieg des Jahres in der Fußball-Bundesliga gefeiert. Das Team von Trainer Ole Werner ist damit mittendrin im Kampf um die Europacup-Plätze - im nächsten Spiel nach gleich drei Platzverweisen in den Schlussminuten allerdings personell geschwächt.
Zunächst kassierten die beiden Werder-Verteidiger Niklas Stark und Marco Friedl binnen weniger Sekunden jeweils Gelb-Rot (90.+4), Coach Werner direkt nach Schlusspfiff glatt Rot, weil er sich bei Schiedsrichter Martin Petersen über dessen Entscheidungen beschwerte. Alle drei werden den Bremern nun bei der schweren Auswärtsaufgabe am kommenden Freitag (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) bei Tabellenführer FC Bayern München fehlen.
Es ist ein überaus bitterer Beigeschmack, den der erste Erfolg der Grün-Weißen in diesem Jahr hat. Der Sieg war in einer rasanten und über weite Strecken hochklassigen Partie aufgrund der starken ersten 30 Minuten zwar durchaus verdient, nach einer deutlichen Leistungssteigerung und zwei Aluminium-Treffern der Gäste im zweiten Durchgang allerdings auch glücklich.
"Es war eine arrogante Art und Weise, das Spiel zu führen. Ich weiß nicht, warum sie Lust hatten, mit Karten um sich zu schmeißen. Am Ende konnten sie uns auch nicht aufhalten." Werder-Torschütze Leonardo Bittencourt
Leonardo Bittencourt, der das Tor des Tages erzielte (14.), allerdings auch verletzt ausgewechselt werden musste (37.), war nach dem Spiel zwar "zufrieden mit dem Sieg gegen eine formstarke Mannschaft". Die Platzverweise aber konnte der 31-Jährige nicht nachvollziehen und ärgerte sich über das Schiedsrichtergespann und eine aus seiner Sicht "arrogante Art und Weise, das Spiel zu führen". Er wisse nicht, beklagte Bittencourt, "warum sie Lust hatten, mit Karten um sich zu schmeißen".
Deutlich differenzierter äußerte sich Trainer Werner, nachdem er sich beim Schiedsrichter-Gespann entschuldigt hatte. "Das ist das, was in der Situation noch übrig bleibt, weil das darf mir nicht passieren - auch bei allen strittigen Entscheidungen, die wir heute kritisch hinterfragen." Ohne konkreter zu benennen, was er gesagt habe, gestand der 36-Jährige ein, "dass so ein Verhalten nicht geht, das ist eine Sechs minus von mir".
Bittencourt belohnt Bremen
Am Ende patzte der Lehrer, der am Anfang einen starken Start seiner Schützlinge sah. Die belohnten sich nach einer knappen Viertelstunde mit der Führung, die allerdings auch schon früher hätte fallen können oder müssen. Zunächst aber klatschte ein Kopfball von Romano Schmid nach gerade einmal 48 Sekunden ans Lattenkreuz, sein Nachschuss strich knapp über das Tor der Rheinhessen (1.). Dann verschoss Marvin Ducksch einen Foulelfmeter (12.). Der Mainzer Keeper Robin Zentner hatte Schmid nach einem Stockfehler von den Beinen geholt, machte seinen Fehler mit einer starken Parade aber wieder wett.
Und so war es schließlich Bittencourt, der das verdiente 1:0 für das Werner-Team besorgte. Nach einer Ducksch-Ecke stocherte er den Ball aus rund fünf Metern an die Latte, von wo der Ball ins Tor ging (14.). Der FSV fand nun zwar besser ins Spiel und kam durch Nadiem Amiri (27.) und Nelson Weiper (28.) zu ersten Abschlüssen, gefährlicher aber blieben die Gastgeber. Doch Ducksch, der alleine auf Zentner zulief, ließ auch seine zweite große Gelegenheit aus. Sein zu laxer Lupfer landete in den Armen des 05-Torhüters (30.).
Mainz dreht nach der Pause auf
Nach gleichermaßen aufreibenden wie ansprechenden 30 Minuten nahm sich die Partie schon vor der Pause eine viertelstündige Auszeit. Dafür kamen beide Mannschaften mit voller Energie wieder aus den Kabinen - und direkt zu dicken Chancen. Zunächst fiel ein Kopfball des Mainzers Jae-Sung Lee auf die Latte des Bremer Tores, nur wenige Sekunden später schoss Schmid nach einem Konter knapp vorbei (47.).
Besser aber waren jetzt die Gäste: Werder-Keeper Michael Zetterer rettete gegen Weiper (50.), ein Schuss von Paul Nebel wurde gerade noch geblockt (51.), Kaisho Sanos Abschluss aus spitzem Winkel flog knapp drüber (53.). Spätestens als Danny da Costa mit einem abgefälschten Schuss den Pfosten traf (61.), wäre der Ausgleich für das Team von Trainer Bo Henriksen verdient gewesen.
Plötzlich macht auch Werder wieder mit
Dem SVW gelang es gegen das deutlich aggressivere Pressing der 05er kaum noch, für Entlastung zu sorgen. Viel zu schnell gingen die Bälle immer wieder verloren. Einige der Fans im Weserstadion quittierten einen weiteren Ballverlust Mitte des zweiten Durchgangs mit deutlich zu vernehmendem Raunen. Dem Selbstvertrauen ihrer Mannschaft half das nicht, der Sturmlauf der Rheinhessen ging zunächst weiter: Stark klärte einen Nebel-Lupfer kurz vor der Linie (69.).
Werder lebte extrem gefährlich - und hatte plötzlich doch gute Chancen auf das 2:0: Zunächst schickte der eingewechselte Marco Grüll Justin Njinmah auf die Reise, der seinen Lupfer allerdings zu hoch ansetzte (76.). Dann parierte Zentner einen Kopfball von Kapitän Friedl stark (83.), ehe der ebenfalls eingewechselte Derrick Köhn knapp über das Tor schoss (84.).
Wilde Schlussphase mit Platzverweisen für Stark und Friedl
Es rächte sich nicht, da den Mainzern nach ihrem intensiven Anrennen nun doch etwas die Luft fehlte und auch der späte Doppel-Platzverweis gegen Stark und Friedl (beide Gelb-Rot/90.+4) nicht mehr ins Gewicht fiel. Zunächst hatte Stark nach Ansicht von Referee Petersen das Spiel verzögert, Friedl sich im Anschluss zu vehement beschwert. Das Weserstadion feierte, Werner schimpfte. Seine Rote Karte war der Schlusspunkt eines denkwürdigen Fußballabends.