VfL Wolfsburg: Mit Demut und Zuversicht in den Liga-Restart
Rückkehr zur Viererkette in der Defensive, Flügelspiel belebt, Hoffnung auf das Comeback von Patrick Wimmer und Lukas Nmecha - der VfL Wolfsburg blickt nach einem guten Trainingslager in Portugal dem Restart der Fußball-Bundesliga zuversichtlich entgegen.
"Zehnter Tabellenplatz, 19 Punkte." Bevor auch nur irgendjemand, vielleicht durch die wärmende portugiesische Sonne oder das allgegenwärtige Urlaubsfeeling an der Algarve, von der enttäuschenden ersten Saisonhälfte des VfL Wolfsburg hätte abgelenkt sein können, mit diesem Worten von Maximilian Arnold dürften alle schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet sein.
Der VfL-Kapitän mit seinen oft rotzig-trockenen Statements weiß natürlich, dass ein paar Sonnenstrahlen und die (wie immer) überragenden Bedingungen im Wintertrainingscamp die Eindrücke aus den ersten 16 Spieltagen nicht übertünchen können.
Kovac: "Sonne tanken ist gut fürs Gemüt"
Eben weil die Mannschaft von Trainer Niko Kovac in dieser Saison praktisch nie richtig überzeugen konnte, ist sie nach Portugal geflogen, hat als erstes Team aller Bundesligisten überhaupt mit dem Training begonnen.
"Das ist ja das, was wir wollten", sagt der Coach und fühlt sich in seinem Plan bestätigt: "Mal ein bisschen raus aus dem Regen, aus dem Trüben. Ein bisschen Sonne tanken ist ja auch gut fürs Gemüt." Das hat, bis auf wenige windige und regnerische Ausnahmen, auch geklappt.
Fokus auf Defensive mit Viererkette
Zu funktionieren scheint auch die von vielen Fans und Spielern ersehnte Rückkehr zur Viererkette. Das, was in der zweiten Hälfte im letzten Spiel des vergangenen Jahres gegen die Bayern schon gut funktioniert hat, war Kerninhalt der fünf Tage auf dem schicken Trainingsgelände "The Campus".
Und auch im einzigen Testspiel während dieser Zeit gegen Zweitligist Schalke 04 (3:2) war es das wiedererstarkte Flügelspiel, das den VfL zum Sieg führte. Vaclav Cerny und Jakub Kaminski erzielten nicht nur je ein Tor, sondern sorgten gleichzeitig auch dafür, dass nicht alles im Angriffsspiel des VfL über Jonas Wind läuft - den Toptorjäger der Wolfsburger.
Das könnte das Kovac-Team weniger ausrechenbar machen in der Rückrunde: "Wir haben drei Tore geschossen. Wir hatten in der ganzen Bundesliga-Saison kein Spiel mit drei Toren. Die Jungs sehen: Das, was wir uns vorgenommen haben mit dem Ball - es funktioniert."
Schäfer: Erst einmal von Spiel zu Spiel denken
Wenngleich ein Testspiel, noch dazu gegen einen Zweitligisten, der bisher auch keine überzeugende Saison gespielt hat, kein Gradmesser für die kommenden Aufgaben in der Bundesliga ist. Mit den Gegnern Mainz, Heidenheim und Köln dürfte der VfL Wolfsburg ganz schnell wissen, wohin die Reise geht.
Geschäftsführer Marcel Schäfer ist im NDR Interview davon überzeugt, dass man in der Rückrunde einen anderen VfL erleben werde. Gleichzeitig vermeidet Schäfer der Mannschaft und damit auch dem Trainerteam eine klare Ansage für die drei ersten Pflichtspiele in 2024 mit auf den Weg zu geben: "Jetzt schon Rechenspielchen nach dem Motto, was wäre, wenn - das wäre der völlig falsche Ratgeber." Man müsse, Fußball-Floskel hin oder her, jetzt erstmal von Spiel zu Spiel denken.
Hoffnungsträger Wimmer und Nmecha, ...
Demut ist sicher keine schlechte Idee nach dem bisherigen Saisonverlauf des VfL Wolfsburg. Sollten aber die ersten Ergebnisse den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, dürften die versöhnlichen und zuversichtlichen Worte, die unter der warmen Sonne Portugals gefallen sind, schnell vergessen sein.
Da sich auf dem Transfermarkt in diesem Winter nicht viel tun dürfte beim VfL, lohnt sich der Blick auf die Rekonvaleszenten: Lukas Nmecha und Patrick Wimmer sind so etwas wie personifizierte Hoffnungsträger - vor allem für die schwächelnde Offensive der Wolfsburger. Bis beide, die in Portugal vor allem individuell trainierten, wieder hundertprozentig fit sind, wird es aber noch dauern. Bei Lukas Nmecha mindestens bis Februar.
... aber auch Casteels und Majer
Also müssen es erst einmal diejenigen richten, die in Almancil voll mittrainieren konnten. Dazu zählen vor allem Königstransfer Lovro Majer, der die Erwartungen bislang nicht wirklich erfüllen konnte, aber auf einem guten Weg zu sein scheint und Koen Casteels. Der Torhüter des VfL geht nach neun Jahren in seine letzten sechs Monate als Nummer eins bei den Niedersachsen und würde sich natürlich gerne mit der Qualifikation für den Europapokal verabschieden.
Bei aktuell fünf Punkten Rückstand auf Platz sechs ist das noch möglich. Aber trotz eines harmonischen, verletzungsfreien und angesichts eines ordentlichen Testspiels gegen Schalke auch erfolgreichen Trainingslagers gilt bisher das, was VfL-Kapitän Arnold am Trainingsplatz in Portugal kurz und trocken in die Mikrofone formulierte: "Zehnter Tabellenplatz, 19 Punkte."