VfL Wolfsburg: Kovac wehrt sich eindringlich - "Dann werden Sie krank"
Platz elf in der Tabelle, nur zwei der vergangenen 13 Bundesliga-Spiele gewonnen: Beim VfL Wolfsburg ist im Moment niemand zufrieden. Auch nicht Trainer Niko Kovac, der sich nun aber mit eindringlichen Worten gegen die Art und Weise der Kritik in der sportlichen Krise wehrte.
"Es geht nicht um mich. Es geht um den Club und um die Mannschaft. Trotzdem muss man den Trainer und auch den Menschen sehen. Ich als Mensch muss ja zusehen, dass ich meinen seelischen Frieden habe. Wenn ich das auch noch mit nach Hause nehme, ist das nicht gut", sagte der 52-Jährige am Freitag.
Kovac hatte am vergangenen Wochenende nach dem enttäuschenden 1:1 gegen den 1. FC Köln gesagt: "Ich bin total entspannt." Das war ihm vor allem von Fans des VfL als Gleichgültigkeit ausgelegt worden.
Gegen diesen Eindruck wehrte er sich auch mit dem Verweis auf die große psychische Belastung für Trainer in der Fußball-Bundesliga und sprach offen darüber, warum es so wichtig sei, den Erfolgsdruck und die öffentliche Kritik nicht an sich heranzulassen.
"Man muss die Frage auch in den Kontext zu meiner Antwort stellen. Man kann nicht sagen: 'Das ist ihm egal'", sagte Kovac. "Ja, ich bin entspannt. Weil ich es muss. Ich bin lange genug dabei und habe einige Situationen als Mensch und als Trainer schon erlebt. Und wenn Sie dann das eine vom anderen nicht trennen können, dann werden Sie krank. Das ist mein höchstes Gut. Und das versuche ich zu schützen."
Bayern München "die schwierigste Schule"
Kovac erinnerte in diesem Zusammenhang auch an seine Zeit als Trainer des FC Bayern München, den er im November 2019 nur wenige Monate nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft und des DFB-Pokals verlassen musste. Seinerzeit machten sogar die Clubbosse öffentlich, dass viele Spieler Kovac' Arbeit angeblich kritisch sahen.
"Ich habe schon einige Clubs erlebt. Ich war in München und das ist mit Sicherheit die schwierigste Schule", sagte der 52-Jährige. "Zu dieser Zeit wusste ich das in dieser Form nicht. Aber ich habe für mich damals gesagt: So darf es nie wieder werden." Bei aller Kritik gehe es immer darum, "dass man den Menschen respektieren muss. Wenn ich irgendwann mal krank bin, interessiert das keinen. Von daher muss es mich interessieren."
Rücktritt ist keine Option
In Wolfsburg steht Kovac in der Kritik, weil der Europapokal-Anwärter in der Tabelle nur auf Platz elf steht und von den vergangenen 13 Bundesliga-Spielen lediglich zwei gewonnen hat. In den vergangenen Tagen war rund um den Club bereits über mögliche Nachfolger wie Ralph Hasenhüttl, Steffen Baumgart oder Fabian Hürzeler spekuliert worden.
Für Kovac selbst kommt ein Rücktritt trotz allem nicht infrage. "Die Mannschaft lebt, die Mannschaft hat eine gute Stimmung. Die Mannschaft hat im Moment den einen oder anderen Punkt zu wenig, das ist auch klar. Aber ich spüre total das Vertrauen von Marcel (Schäfer) und von Sebastian (Schindzielorz, d.Red.)", sagte Kovac. "Sie wissen, wie wir arbeiten. Dass wir hier irgendwie aufgeben, gehört nicht zu unserem Wortschatz."