VfL Osnabrück: Mit Torwart Grill gegen Köln wieder Pokal-Wahnsinn?
Fußball-Zweitligist VfL Osnabrück braucht heute Abend (20.45 Uhr, live im Ersten und im Video-Livestream bei NDR.de) in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den 1. FC Köln ein kleines Wunder. Das Stadion an der Bremer Brücke und der neue VfL-Keeper Lennart Grill sind verrückte Pokalspiele aber gewohnt.
Pokal-Erfahrung hat der Torwart allemal - wenn auch seine ganz eigenen. Im Oktober 2019 gewann Grill mit seinem ehemaligen Verein, dem damals abstiegsbedrohten Drittligisten 1. FC Kaiserslautern, gegen den klassenhöheren 1. FC Nürnberg. Der heute 24-Jährige, Schüler der FCK-Torhüter-Legende Gerry Ehrmann, avancierte zum Helden im Elfmeterschießen.
Grill erst mit Patzer, dann der Held
Dass es das aber überhaupt brauchte, um in die nächste Runde einzuziehen, war auch Grills Verdienst. Allerdings nicht im positiven Sinne. Um in der 90. Minute beim Stand von 2:1 für die Lauterer ein wenig Zeit von der Uhr zu nehmen, legte er sich den Ball frei vor die Füße - und übersah Nürnbergs Angreifer Michael Frey, der sich hinter seinem Rücken versteckte, ihm den Ball abluchste und zum Ausgleich traf.
In Verlängerung und Elfmeterschießen machte der heutige Osnabrücker Torhüter, eine Leihgabe von Bundesligist Union Berlin, seinen Fehler wieder wett. "Das war mit das Extremste, was ich in meiner noch jungen Karriere mitgemacht habe", sagte er damals nach der Partie. Heute, mit ein paar Jahren Abstand, formuliert er das vor dem Duell seines VfL mit dem Bundesligisten 1. FC Köln so: "Das war ein sehr interessantes Spiel, schöne Achterbahnfahrt. Das bleibt in Erinnerung."
Legendäre DFB-Pokalspiele an der Bremer Brücke
Nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind im DFB-Pokal viele Partien an der Bremer Brücke - alleine aus der jüngeren Vergangenheit mit Siegen der Niedersachsen gegen den HSV in Unterzahl, woran sich Ex-VfL-Profi Jules Reimerink noch gerne erinnert (3:1, 2017), oder gegen Werder Bremen (2:0, 2021). Das viel bemühte Bild der Fans als zwölftem Mann: In Osnabrück hat es seine Daseins-Berechtigung, wie auch der dramatische Zweitligaaufstieg jüngst gezeigt hat.
"An der Bremer Brücke zu spielen, ist immer etwas Besonderes." Kölns Trainer Steffen Baumgart
Das würdigt auch Gäste-Coach Steffen Baumgart: "An der Bremer Brücke zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Dort sind schon einige Mannschaften auf die Nase gefallen. Es wird ein Pokal-Fight. Es kann alles passieren", sagte der 51-Jährige vor dem ersten Pflichtspiel seines FC in der neuen Saison. Gewarnt sein dürfte er allemal, schließlich flogen die Kölner vergangenes Jahr beim damaligen Zweitligisten Jahn Regensburg in der ersten Runde raus.
VfL-Keeper Grill sieht den FC in der Favoritenrolle, setzt aber auch auf den Trumpf Bremer Brücke. "Die Ausgangslage ist klar. Aber mit den Fans im Rücken und dem Stadion gibt es für Köln auch einfachere erste Pokalrunden. Wir haben zwei Spiele gespielt, sind ein bisschen eingespielter."
Schweinsteiger: "Wir haben athletisch zugelegt"
Dass die Niedersachsen bereits zwei Partien in der 2. Liga absolviert haben und langsam ihren Rhythmus finden, betont auch Grills Trainer Tobias Schweinsteiger. "Das ist auf alle Fälle kein Nachteil, dass wir zwei Spiele gespielt haben, in denen es um etwas ging", sagte er. Zumal er seine Mannschaft mit dem 1:1 in Paderborn auf dem richtigen Weg sieht: "Wir haben athletisch über die zwei Spiele zugelegt, im Zusammenspiel haben wir bessere Phasen drin."
Die Begeisterung im Publikum will der Trainer von Beginn an entfachen, "wir müssen in die Vorleistung gehen und auf dem Feld zeigen, dass wir gewillt sind, das Spiel zu gewinnen, den Kampf anzunehmen und mutig Fußball zu spielen". Und an seinen Trainerkollegen Baumgart, den er nach eigenem Bekunden nur flüchtig kennt, gerichtet: "Ich will meine Mannschaft so aufstellen, dass wir seine Mannschaft schlagen."
Mit Grill im Tor, der 90 Minuten und insbesondere in der 90. Minute wach sein wird. Und wenn es sein muss auch darüber hinaus - für ein weiteres magisches DFB-Pokalspiel an der Bremer Brücke.