Strafen wegen Fan-Protesten: DFB zählt keine Tennisbälle und Flummis
Tennisbälle, Flummis, Spielunterbrechungen: Die Fan-Proteste in den Fußball-Bundesligen gegen den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) halten seit Wochen an - und treiben fantasievolle Blüten. Aber wann kommen die ersten Strafen und wie fallen sie aus? Und was passiert mit den Wurfgegenständen?
Während beim Zünden der verbotenen Pyrotechnik und von Böllern in den Stadien anhand von Videoaufnahmen genau gezählt wird, ist dies bei den jetzigen Protesten anders. Die Höhe der erwarteten Strafen des DFB-Sportgerichts für die Bundesliga-Clubs wegen der Fan-Proteste wird sich nicht nach der Anzahl der Wurfgeschosse richten.
"Es werden keinerlei Tennisbälle, Bonbons oder Ähnliches gezählt", so ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes.
Das sind fraglos gute Nachrichten für die Clubs, sieht die "Rechts- und Verfahrensordnung des DFB" doch beim Werfen von Gegenständen in der Bundesliga pro Stück eine Strafe von 1.000 Euro vor (in der 2. Liga 500 Euro). Bei hunderten Bällen käme da schnell eine immense Summe zusammen.
Länge der Unterbrechung spielt eine Rolle
Ungeschoren kommen die Vereine allerdings nicht davon. Mit entscheidend für die juristischen Folgen sei die Dauer der Spielunterbrechung, so der DFB, bei dem die Sportgerichtsbarkeit liegt. Der Verband sieht indes bei der Aufarbeitung der Proteste auch keine besondere Eilbedürftigkeit im Vergleich zu anderen anhängigen Verfahren. Auch hier gelten die üblichen Fristen.
Bisher gab es in dieser Saison keinen Abbruch wegen der Fanproteste, bei einigen Spielen konnte dieser jedoch nur knapp vermieden werden.
VfL Wolfsburg spendet Tennisbälle an Kitas
Der VfL Wolfsburg hat unterdessen eine sinnvolle Verwendung für die während der Proteste im Stadion gesammelten Tennisbälle gefunden: Der Bundesligist spendet die Filzkugeln an Kitas und Kindergärten der Region. Das bestätigte ein Clubsprecher den "Wolfsburger Nachrichten" auf Nachfrage.
Der VfL Wolfsburg hat eine eigene Abteilung für "Corporate Social Responsibility" (CSR) oder gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. Sie fragt nach Angaben des Clubs gerade den Bedarf bei den Einrichtungen ab.
Allein bei den beiden Wolfsburger Heimspielen gegen 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund waren hunderte Tennisbälle und gegen Dortmund zusätzlich noch mehrere Dutzend Flummis zusammengekommen.
Beim VfL Bochum gehen alle nutzbaren Bälle an eine Bochumer Schule und an das vereinseigene Projekt "Blau-Weißer Bewegungsraum", in dem Kinder aktiviert werden sollen. Auch der SV Werder nutzt die Bälle für sein "Spielraum Konzept", bei dem der Club Jugendliche in Bremen und Niedersachsen spielerisch an Ballsportarten heranführt. Insbesondere in den 57 Partner-Grundschulen und Kitas könnten diese zum Einsatz kommen, teilte der Erstligist mit.
Bei Zweitligist FC St. Pauli regnete es nicht Tennisbälle, sondern Goldtaler - und die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle machten kurzen Prozess. Sie hätten sie aufgegessen, teilte der Club auf NDR Nachfrage mit. Liga-Konkurrent Holstein Kiel hatte in dieser Hinsicht Pech: Die geworfenen Lebensmittel (Goldtaler und Eier aus Schokolade) seien nicht mehr verzehrfähig gewesen und hätten entsorgt werden müssen.