Stolpert der FC St. Pauli heute ausgerechnet beim VfL Osnabrück?
Das Tabellenschlusslicht empfängt den Ligaprimus: Die Unterschiede könnten vor dem Zweitliga-Nordduell zwischen dem VfL Osnabrück und dem FC St. Pauli heute Abend nicht größer sein. Die Lila-Weißen wollen endlich punkten, die Hamburger ungeschlagen bleiben.
Die Braun-Weißen wollen ihre sagenhafte Erfolgsserie fortsetzen. In Pokal und Liga sind die Kiezkicker in dieser Saison noch ungeschlagen, das soll auch nach dem Wochenende so bleiben. Nach einem Punkt im Stadtderby gegen den HSV und dem 4:1 im Pokal in Homburg wollen die Hamburger allerdings nicht in die Liga-Falle tappen. "Bei einem Derby und einem Pokalspiel ist man immer motiviert", sagte Trainer Fabian Hürzeler. Für den Saisonausgang seien aber solche Spiele wie gegen Osnabrück "extrem entscheidend", so der gebürtige Texaner.
Sollte der FC St. Pauli an der Bremer Brücke siegen, würde er den Vorsprung auf den Stadtrivalen Hamburger SV auf sechs Punkte ausbauen. Der HSV unterlag am Samstagnachmittag zu Hause dem SC Paderborn.
Hürzeler warnt vor dem VfL
Hürzler warnte davor, das Schlusslicht heute Abend (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) auf die leichte Schulter zu nehmen: "Der VfL steht sehr kompakt. Sie hatten unglückliche Spielverläufe, weshalb wir uns von der Tabellensituation nicht blenden lassen. Es wird sehr schwer, dort zu bestehen", sagte der 30-Jährige. "Sie haben verschiedene Spielertypen in ihren Reihen, die alle auf ihre Art gefährlich werden können. Ein John Verhoek arbeitet unheimlich viel fürs Team, Christian Conteh hat unglaublich viel Speed."
Der Tabellenführer ist zwar klarer Favorit, wird die Partie allerdings wie ein Pokalspiel angehen - in Erwartung eines Gegners, der die Kiezkicker nicht zur Entfaltung kommen lassen möchte: "Das Spiel in Homburg hat gezeigt, dass wir geduldig bleiben müssen. Beide Mannschaften, die uns jetzt in der Liga erwarten, werden tendenziell ebenfalls etwas tiefer stehen. Chancen im Minutentakt bekommst du gegen solche Teams auch nicht", kündigte Hürzeler ein Geduldsspiel an.
Schafft Osnabrück unter Koschinat die Wende?
Lob hatte der Coach der Hamburger für sein Pendant an der Seitenlinie des VfL parat: "Ich erkenne schon die Philosophie des neuen Trainers, und dass sie gewisse Dinge anders machen. Sie agieren flexibel mit dem Ball und sind mit verschiedenen Formationen aufgetreten."
Uwe Koschinats Einstand bei den abstiegsbedrohten Niedersachsen, die schon zehn Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz haben, war allerdings deftig verlaufen. Mit 0:4 unterlagen die Osnabrücker auf Schalke, die Mängel des Teams wurden dem neuen Übungsleiter schonungslos aufgezeigt. "Die Mannschaft musste sehr viele Rückschläge in diesem Jahr verarbeiten", sagte der Coach am Donnerstag vor seiner Heim-Premiere. "Wir haben auf Schalke einen angeschlagenen Gegner ins Boot gehoben und es ihnen nicht allzu schwer gemacht."
Koschinat: "Wollen ein anderes Gesicht zeigen"
Gegen St. Pauli hofft Koschinat auf einen Stimmungswechsel. Mit einer klaren Spielidee und mehr Aktivität auf dem Feld will er dem Ligaprimus beikommen. "Die haben das Verlieren komplett verlernt", sagte der 52-Jährige über die Hansestädter. "Sie dominieren mit Spielweise und Intensität. Deswegen stand bei uns diese Woche im Vordergrund: eigene Stärken wiederbeleben und hohe Körperlichkeit", ergänzte der gebürtige Koblenzer.
Den Termin am Samstagabend bezeichnete er als "Alleinstellungsmerkmal. Wir haben damit eine noch exponiertere Stellung. Die Menschen werden auf uns schauen und wir wollen ein anderes Gesicht, eine andere Wehrhaftigkeit zeigen." In der Situation der Osnabrücker sei es schlecht, "in einer gewissen Passivität darauf zu hoffen, dass wir nur Fehler vermeiden können".
Bahnstreik könnte zum Problem werden
Der Gästeblock an der Bremer Brücke ist mit 1.400 Anhängern der Hamburger komplett ausverkauft. Die Anreisepläne hängen auch von dem für Donnerstagabend angekündigten Bahnstreik ab. Wenn möglich, geht es am Spieltag mit dem Zug in Richtung Osnabrück. Funktioniert das nicht, werden die etwa 230 Kilometer zwischen den beiden Stadien im Mannschaftsbus bewältigt.
Mögliche Aufstellungen:
Osnabrück: Grill - Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl - Cuisance, Gnaase, Tesche - Conteh, Verhoek, Engelhardt
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, Irvine, Hartel, Treu - Afolayan, Eggestein, Saad