St. Pauli und Kiel im Fernduell: Wer holt die Meisterschaft?
St. Pauli in Wiesbaden oder Holstein Kiel bei Hannover 96: Wer holt die Zweitliga-Meisterschaft? Diese Frage wird heute am letzten Spieltag der 2. Liga beantwortet - und damit auch, wer bei seiner jeweiligen Feier mit den Fans die Schale präsentieren kann.
Den Rahmen haben beide Clubs bereits gesetzt: Sowohl die Hamburger als auch die Schleswig-Holsteiner werden den Aufstieg am Pfingstmontag mit ihren Anhängern gemeinsam feiern. Doch nur einer der beiden Nordclubs wird das auch mit der Trophäe des Meisters tun können.
Vor dem 34. Spieltag heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) ist im Fernduell beider Aufsteiger also die Frage: Wer ist das beste Zweitliga-Team der Saison 2023/2024 - der FC St. Pauli oder Holstein Kiel? Und: Welche der beiden Mannschaften kann ihre starke Spielzeit mit dem Gewinn der gemeinhin als "Felge" bezeichneten Schale krönen?
St. Pauli hat gegenüber Kiel die bessere Ausgangslage
Die um einen Zähler bessere Ausgangslage hat das Team von Trainer Fabian Hürzeler, das beim abstiegsbedrohten SV Wehen Wiesbaden antritt. Für die Hessen geht es im Duell mit den "Kiezkickern" um die Sicherung des 16. Tabellenplatz im Abstiegs-Ferndull mit dem FC Hansa Rostock (gegen den SC Paderborn).
Mit einem Sieg könnten die Hamburger also nicht nur sich selbst zum Meister küren, sondern auch dem ungeliebten Erzrivalen - einen Rostocker Sieg vorausgesetzt - Schützenhilfe im Kampf um die letzte Chance auf den Klassenverbleib leisten.
Holstein tritt zum Saisonabschluss beim Nordrivalen Hannover 96 an. Für die Niedersachsen geht es - jenseits der Platzierung in der Tabelle und eines guten Heim-Ausstandes - um nichts mehr. Die Mannschaft von Coach Marcel Rapp wird Zweitliga-Meister, wenn sie bei den Niedersachsen gewinnt und St. Pauli in Wiesbaden maximal einen Punkt holt. Sollten die Hamburger beim SVWW sogar verlieren, könnte den "Störchen" auch ein Zähler reichen, da sie bei gleicher Punktzahl die bessere Tordifferenz hätten.
"Natürlich haben wir nach dem Aufstieg die Zügel jetzt mal ein bisschen lockerer gelassen." St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler
Dass in den vergangenen Tagen nach dem geglückten Bundesliga-Aufstieg ordentlich gefeiert wurde, daraus machten beide Trainer auf ihren jeweiligen Pressekonferenzen am Freitag keinen Hehl. Ebenso wenig allerdings von den Ambitionen, die sie und ihre Teams noch haben: Platz eins und die "Felge".
Bei den Hamburgern hat Hürzeler in der Trainingswoche bei seinen Spielern ein Auge zugedrückt. "Natürlich haben wir die Tage nach dem Aufstieg die Zügel jetzt mal ein bisschen lockerer gelassen", sagte der 31-Jährige. Es ging auch etwas besonnener als sonst zu, da die Gefahr von Verletzungen bestehe, "weil dann doch der ein oder andere Spieler ein bisschen länger gefeiert hat". Kapitän Jackson Irvine zum Beispiel, der unter der Woche zudem geheiratet hat.
Meisterschale in Hannover beim Spiel der Kieler
Hürzeler hatte bereits am Montag nach dem Sieg über Osnabrück und einer kurzen Nacht gesagt, dass das erste, woran er nach dem Aufstehen gedacht habe, gewesen sei, "wie wir gegen Wiesbanden spielen". Denn: Der ehrgeizige Coach will in der Endabrechnung vor dem Nordrivalen aus Schleswig-Holstein landen, damit die Meisterschale am Montag auf dem Spielbudenplatz an St. Pauli vergeben wird.
Anders als sonst üblich wird die Schale nämlich diesmal heute beim Kieler Spiel in Hannover sein und nicht beim Tabellenführer. Die DFL entsprach damit einem Wunsch des FC St. Pauli. "Sollten wir Meister werden, wollen wir es möglichst vielen Fans ermöglichen, bei der Übergabe der Schale dabei zu sein - und das in unserem Rahmen", sagte Pressesprecher Patrick Gensing dem NDR.
Saliakas kehrt nach Sperre zurück
Die Mannschaft, in die Manolis Saliakas nach seiner Gelb-Rot-Sperre aus dem Stadtderby zurückkehren dürfte, sei "sehr heiß" auf den Meistertitel, so Hürzeler, der erklärte, die Aufgabe beim Abstiegskandidaten in Hessen mit "maximaler Professionalität" angehen zu wollen. "Fakt ist, dass natürlich eine gewisse Anspannung abgefallen ist. Das merkst du bei den Spielern", sagte er am Freitag. "Trotzdem habe ich sie speziell gestern bei der Trainingseinheit sehr fokussiert wahrgenommen."
Laktattest bei Holstein Kiel
Einen entsprechenden Fokus hat auch KSV-Coach Rapp vor dem Duell mit 96 wahrgenommen. Und sorgte bei allen Feierlichkeiten - unter anderem stand der Besuch im schleswig-holsteinischen Landtag unter der Woche auf dem Programm - mit einem Laktattest am Donnerstag auch selbst für die entsprechende Anspannung bei seinen Profis. Auch wenn die Ergebnisse noch nicht vorliegen, so würden sie doch in die Saisonvorbereitung einfließen, sagte Rapp.
"Wenn man Sportler ist, dann will man das Größtmögliche erreichen. Der Extra-Kick ist, Meister zu werden. Und so wie ich die Jungs kenne, so wie sie jeden Tag trainieren, hauen die nochmal alles raus", betonte Rapp. Das auch, um den nach der Saison nach Mönchengladbach abwandernden Kapitän Philipp Sander, den Rapp "vorbildhaft für den von uns eingeschlagenen Weg" nannte, gebührend zu verabschieden.
Daher fahre man nach Hannover "mit dem Gefühl, dass wir schon etwas Großes geleistet haben. Aber auch mit dem Gefühl, dass wir Meister werden wollen." Denn, so der gebürtige Pforzheimer weiter: "Noch schöner wäre es, mit der Schale durch die Stadt zu fahren." Anders als St. Pauli planen die "Störche" einen Buskorso durch die Stadt.
Zwei künftige Bundesligisten also, und ein finales Ziel: Anders als in der Aufstiegsfrage kann es bei der Meisterschaft aber nur einen geben.