St. Pauli: Nach dem Pokal-Drama ist vor dem Spitzenspiel gegen Fürth
Bitterer und dramatischer hätte das DFB-Pokal-Aus für den FC St. Pauli gegen Fortuna Düsseldorf kaum sein können. Der Zweitliga-Spitzenreiter steht jetzt vor der Herausforderung, diesen Rückschlag abzuhaken und sich auf das wichtige Topspiel am Sonnabend am Millerntor gegen Greuther Fürth zu konzentrieren.
Trainer Fabian Hürzeler gab direkt nach dem Elfmeter-Drama gegen Düsseldorf die Richtung vor. "Große Mannschaften kommen stärker zurück und das ist auch unser Anspruch", sagte der St.-Pauli-Coach dem NDR mit Blick auf die Partie am Sonnabend gegen die SpVgg Greuther Fürth (13 Uhr, im NDR Livecenter). "Der Zweite kommt zum Topspiel. Das ist eine Chance für uns, auf die Niederlage zu reagieren. Ich glaube, dass nach jedem Tiefschlag eine Reaktion wichtig ist."
Klingt so einfach, dürfte aber extrem schwer werden. Zu intensiv war der Schlagabtausch mit der Fortuna im Pokal-Viertelfinale, zu groß die Enttäuschung nach dem aberwitzigen Ende, als Marcel Hartel den möglicherweise entscheidenden Elfmeter verschoss - und das sogar zweimal.
Hartel der tragische St.-Pauli-Held
Dem tragischen St.-Pauli-Helden, der per Elfmeter (!) zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen, aber in der Verlängerung eine tausendprozentige Chance vergeben hatte, fehlten nach dem Schlusspfiff die Worte.
Trainer und Teamkollegen fühlten mit dem Mittelfeldmann und stärkten ihm den Rücken. "Ich werde nie einem Spieler einen Vorwurf machen, wenn er einen Elfmeter verschießt", sagte Hürzeler. "Das ist eine Drucksituation, in der er viel Verantwortung hat. Das ist nicht einfach."
Abwehr-Ass Eric Smith sah es genauso: "Ich bin sehr stolz auf alle meine Kollegen, die die Courage hatten, sich den Ball beim Elfmeterschießen zu schnappen und anzutreten. Das verdient Respekt."
Ihren Teamspirit werden die Kiezkicker gut gebrauchen können, wenn es jetzt darum geht, diesen "emotionalen Höhepunkt zu verarbeiten. Das wird die Challenge werden", erklärte Angreifer Johannes Eggestein.
Hürzeler: "Haben nicht das gespielt, was wir können"
Hürzeler will sich jedenfalls mit dem Pokal-Aus "nicht lange aufhalten". Sehr wohl aber mit der Leistung seiner Mannschaft. "Wir haben über 90 Minuten nicht das gespielt, was wir können", sagte er. Sein Team fand gegen taktisch starke Düsseldorfer überhaupt nicht in sein gewohntes Kombinationsspiel.
Torwart Sascha Burchert, der in dieser Saison in allen vier Pokalpartien zum Einsatz kam, begünstigte beide Düsseldorfer Treffer in der regulären Spielzeit. Auch das Fehlen von Kapitän und "Aggressiv-Leader" Jackson Irvine fiel dieses Mal schwer ins Gewicht. Der Australier wird wegen des Asien-Cups auch im Spitzenspiel gegen Fürth nicht mit von der Partie sein.
Fürth-Spiel als Reifeprüfung für St. Pauli
Fürth kann durch einen Sieg auf einen Punkt an die Hanseaten heranrücken. Das Duell Erster gegen Zweiter ist in dieser Konstellation die Reifeprüfung für den FC St. Pauli. Wie ist es um die physische und psychische Frische bestellt? Fallen Hartel und Co. nach dem Pokal-Rückschlag in ein Loch oder können sie den Schalter sofort wieder umlegen und wichtige Punkte im Aufstiegskampf einfahren?
Hürzeler, bei dessen Team am Tag nach dem Drama regeneratives Training anstand, sieht es pragmatisch: "Nach jedem Tal kommt halt auch ein Berg - und jetzt sind wir gerade im Tal und müssen uns selbst wieder herausarbeiten." So, wie es eben "große Mannschaften" schaffen.