Elfmeter-Drama am Millerntor: St. Pauli fliegt gegen Düsseldorf aus dem Pokal
Fußball-Zweitligist FC St. Pauli ist im Viertelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden. Die Hamburger verloren am Dienstag mit 5:6 (2:2, 1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen gegen Ligakonkurrent Fortuna Düsseldorf. Leistungsträger Marcel Hartel wurde zur tragischen Figur.
Der Mittelfeldspieler verschoss den fünften Elfmeter der Hamburger. Dabei hatte er ihn sogar wiederholen dürfen, da Florian Kastenmeier bei seinem ersten Versuch vor der Linie gestanden hatte. Doch auch im zweiten Anlauf parierte der Düsseldorfer Torhüter Hartels Schuss. Fortuna-Angreifer Christos Tzolis schnappte sich danach den Ball und brachte die Rheinländer mit einem frechen Lupfer ins Halbfinale.
Es war das dramatische Finale einer lange Zeit schwachen, aber zu jeder Zeit spannenden Partie. Erst in der Nachspielzeit der Verlängerung hatte Carlo Boukhalfa den Zweitliga-Spitzenreiter per Kopf ins Elfmeterschießen gerettet (120.+1). Zuvor hatte St. Paulis Pokal-Torwart Sascha Burchert in der ersten Hälfte der Verlängerung schwer gepatzt, als er einen Fernschuss nach vorne abprallen ließ und Ao Tanaka abstauben konnte (99.). In der regulären Spielzeit hatten Vincent Vermeij (38.) und Hartel (60.) jeweils per Strafstoß getroffen.
"Das ist sehr bitter, aber so ist Fußball." St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler
Torhüter Burchert, der auch den Strafstoß kurz vor Ende der ersten Hälfte verursacht hatte, sprach nach der Partie von einer "Achterbahnfahrt der Gefühle". Und St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler, der in der Verlängerung nach wiederholten Meckerns auf die Tribüne geschickt wurde, sagte nach der Partie: "Das ist sehr bitter, aber so ist Fußball."
Der 30-Jährige merkte aber auch kritisch an: "Wir haben nicht das gespielt, was wir können. Das müssen wir uns ankreiden." Es sei nun wichtig, "nach solch bitteren Momenten wieder aufzustehen. Das macht eine große Mannschaft aus. Es kann nicht immer bergauf gehen, Fehler gehören im Fußball dazu."
Gefoulter Vermeij verwandelt Strafstoß selbst
Anders als beim dominanten 2:1-Sieg in Düsseldorf in der Liga kamen die Gastgeber vom Start weg nicht in ihr gewohntes Kombinationsspiel. Die Rheinländer ließen sich - anders als noch am Sonnabend - nicht locken und stellten die Lauf- und Passwege der Hamburger durch diszipliniertes Verschieben zu. Die Folge: eine taktisch geprägte Begegnung ohne Highlights, aber mit zwei Halbchancen: Tanaka verfehlte für die Gäste (15.), St.-Pauli-Stürmer Johannes Eggestein prüfte Kastenmeier mit einem Fernschuss nicht wirklich (27.).
Die erste vernünftige Offensivaktion der Partie brachte dann die Führung für die Fortuna: Die Düsseldorfer kombinierten sich gut durchs Mittelfeld und schickten Mittelstürmer Vermeij auf die Reise. Der Niederländer lief frei auf Burchert zu und wurde vom Keeper leicht touchiert, doch die Fahne ging hoch. Nach doppeltem VAR-Check - Abseits und Strafstoß - aber entschied Schiedsrichter Sascha Stegemann auf Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an und traf. Mit 0:1 aus Sicht der Hamburger ging es in die Kabinen.
St. Pauli wird besser, Hartel gleicht aus
Coach Hürzeler konnte mit dem ersten Durchgang nicht zufrieden sein und brachte Elias Saad und Manolis Saliakas. Die Gastgeber schoben weiter nach vorne und wurden stärker, ohne sich aber Torchancen zu erarbeiten. Und doch kamen sie zum Ausgleich: Hartel verwandelte einen von Tanaka an Philipp Treu verursachten Elfmeter.
Die Gastgeber hatten die Kontrolle, die Düsseldorfer aber rückten von ihrer Spielweise nicht ab und boten weiter wenig an. Der anfängliche Schwung der Hürzeler-Elf zu Beginn der zweiten Hälfte verpuffte schnell wieder. Weiter hatte sie nur wenige Ideen, die Abwehr der Gäste auseinander zu spielen. Es ging in die Verlängerung.
Boukhalfa bringt St. Pauli ins Elfmeterschießen - Hartel verschießt
Dort nahm die Partie dann endlich Fahrt auf - und die Ereignisse überschlugen sich: Erst verpasste Hartel eine Riesen-Chance zum 2:1 für St. Pauli, als er einen Abpraller aus acht Metern vollkommen freistehend über das Tor setzte (97.). Ein fahrlässiger Fehlschuss, denn statt selbst in Führung zu gehen, lagen die Hamburger plötzlich wieder hinten: Der eingewechselte Christoph Daferner zog aus rund 25 Metern ab und Burchert ermöglichte mit seinem Patzer Tanaka und der Fortuna den zweiten Treffer.
Die Entscheidung? Nein, denn die Hürzeler-Elf probierte alles und rettete sich mit der letzten Aktion der Verlängerung ins Elfmeterschießen: Der eingewechselte Boukhalfa lenkte eine Flanke von Danel Sinani ins lange Eck zum umjubelten zweiten Ausgleich. Ein Happy End aber gab es für St. Pauli nicht, denn im Elfmeterschießen nahm das Drama um Hartel endgültig seinen Lauf ...