Smith-Hammer reicht nicht - St. Pauli verliert bei Borussia Dortmund
Der FC St. Pauli hat am Freitagabend bei Borussia Dortmund die fünfte Saisonniederlage in der Fußball-Bundesliga kassiert. Das Team von Trainer Alexander Blessin bot eine kämpferisch gute Leistung, verlor aber mit 1:2 (0:1) beim BVB. Kurz durften die Hamburger von einer Überraschung träumen.
St. Paulis Abwehrchef Eric Smith ließ sein Team mit einem Fernschuss-Traumtor für fünf Minuten auf einen Punktgewinn hoffen (78.). Dortmunds Stürmer Serhou Guirassy machte diese Hoffnung mit einem Kopfballaufsetzer aber zunichte (83). Verteidiger Ramy Bensebaini hatte die BVB-Führung im ersten Durchgang erzielt (43.).
"Ärgerlich, dass wir nichts mitnehmen konnten." Hauke Wahl
So überlegen die Borussia die Partie insgesamt geführt hatte, so sehr hätten sich aber auch die Braun-Weißen einen Zähler aufgrund einer starken kämpferischen Leistung und ihrer disziplinierten Defensivarbeit verdient gehabt. Abwehrspieler Hauke Wahl war nach der Partie "über das Ergebnis sehr unglücklich", lobte sein Team aber dafür, "dass wir es über weite Strecken extrem gut verteidigt haben". Zumal es die Mannschaft auch immer wieder geschafft habe, "Nadelstiche zu setzen".
Auch Blessin war mit der "Performance sehr zufrieden, weil die Jungs alles reingeworfen haben". Er räumte aber auch ein: "Wir sind am Ende natürlich ein bisschen traurig, weil wir den Punkt kurz vor Schluss in der Hand halten und das Spiel dann noch verlieren."
Smith "glücklich" über sein Tor - und doch traurig
Torschütze Smith sagte, er freue sich sehr über seinen schönen Treffer. Der sei allerdings nicht wirklich viel wert, "da wir nicht den Punkt bekommen haben, den wir uns erhofft hatten".
Durch die Niederlage haben die Hamburger weiterhin vier Punkte auf dem Konto und könnten an diesem Spieltag noch auf den letzten Tabellenplatz abrutschen. Die nächste Partie bestreitet das Blessin-Team am nächsten Sonnabend, dann kommt der VfL Wolfsburg zum Nordduell ans Millerntor (15.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Dortmund hat den Ball, St. Pauli die Chancen
Die Rollenverteilung in Dortmund war zu Beginn eindeutig: Der BVB hatte den Ball, St. Pauli musste sich aufs Verteidigen konzentrieren. Die eigenen Ballbesitzphasen beschränkten sich auf wenige Sekunden - und doch gingen die Gäste beinahe in Führung: Nach einer Balleroberung in der Dortmunder Hälfte kam der Ball über Kapitän Jackson Irvine zu Oladapo Afolayan, dessen Schuss Bensebaini gerade noch blockte (16.).
Die Westfalen kamen über Guirassy (6.) und Donyell Malen (15.) zwar zu Halbchancen, bei aller optischer Überlegenheit des Champions-League-Teilnehmers aber war St. Pauli das gefährlichere Team: Johannes Eggestein verpasste nach einer Kopfballablage von Morgan Guilavogui den Ball knapp (26.), Smith scheiterte mit einem Schuss aus zentraler Position an Borussen-Keeper Gregor Kobel (28.).
Und als die Anhänger der Braun-Weißen nach dieser starken Phase ihres Teams endlich jubeln durften, wurde der Treffer vom VAR kassiert: Guilavogui stand bei einem Smith-Freistoß von der linken Seite hauchzart im Abseits (30.).
"Wenn es so unklar ist, darf der VAR nicht einschreiten." Alexander Blessin
Blessin zweifelte hinterher das VAR-Verfahren in dieser speziellen Szene an: "Für mich ist es nicht klar zu erkennen, wo Emre Can steht. Man kann also keine Linie ziehen. Und wenn es so unklar ist, darf man das Tor auch nicht aberkennen und darf der VAR nicht einschreiten", sagte der 51-Jährige. Dortmunds Spieler Can sei "auf allen Bildern verdeckt. Daher hätte für mein Dafürhalten das Tor gegeben werden müssen."
Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck erklärte und verteidigte hinterher die Entscheidung seines Teams. "Auf dem Feld haben wir es nicht ganz auflösen können, weil es eben sehr, sehr eng war", sagte er. "Der Prozess ist in Köln gemacht worden und darauf müssen wir uns eben als Schiris auf dem Feld verlassen."
Bensebaini trifft zur BVB-Führung
Die Gastgeber wurden eigentlich nur gefährlich, wenn sie Flanken aus dem rechten Halbfeld in St. Paulis Sechzehner schlugen - und kamen genau auf diese Weise kurz vor der Pause zur Führung. Pascal Groß flankte mit links, Bensebaini köpfte ins rechte untere Eck (43.). Vier Minuten zuvor hatte Guirassy nach dem gleichen Schema eine gute Chance gehabt.
Da Julian Brandt völlig freistehend die nächste gefährliche Hereingabe über das Tor köpfte (45.+1), ging es mit einem 0:1 aus Sicht des Blessin-Teams in die Kabinen.
Dortmund verpasst die Entscheidung
Der Anpfiff von Durchgang zwei verzögerte sich, weil die Schiedsrichter um Matthias Jöllenbeck (Freiburg) "Funkprobleme" hatten. Auch St. Pauli hatte nach der Pause zunächst interne Schwierigkeiten mit der Verbindung. Zwar ließen die Hamburger defensiv bis auf einen Brandt-Schuss (58.) in der ersten Viertelstunde nach Wiederbeginn nur wenig zu, anders als Mitte der ersten Hälfte gelang es ihnen aber nicht mehr, ins Umschaltspiel zu kommen.
Auf der Gegenseite versuchte der BVB, die Partie mit einer weiteren Tempoverschärfung zu entscheiden: Doch Guirassy scheiterte an St. Paulis Torwart Nikola Vasilj (64.), wenig später verpassten der Nationalspieler Guineas und Malen eine scharfe Hereingabe.
Guirassy kontert Smith, Dzwigala verpasst das 2:2
So blieb St. Pauli im Spiel - und kam tatsächlich zum Ausgleich: Smith jagte den Ball nach einer abgwehrten Flanke aus knapp 30 Metern mit einem strammen Schuss in die Maschen - keine Abwehrchance für Kobel und ein absolutes Traumtor (78.).
Sollte den Hamburgern tatsächlich ein Coup in Dortmund gelingen? Nein, weil Guirassy nach einer Flanke von Jamie Bynoe-Gittens von der linken Seite traf (83.) - und weil der eingewechselte Adam Dzwigala die Riesenchance zum Ausgleich in der Nachspielzeit liegen ließ. Aus rund zehn Metern jagte er den Ball über das Tor (90.+1). So blieb es bei St. Paulis Fünf-Minuten-Traum von einem Punktgewinn in Dortmund.