Sechs Zu-Null-Spiele in Folge: Holstein-Keeper Weiner jagt den Rekord
Zweitliga-Spitzenreiter Holstein Kiel ist dem Bundesliga-Aufstieg ganz nah. Heute ist der 1. FC Kaiserslautern zu Gast. Einen großen Anteil am Erfolg hat Torwart Timon Weiner. Zwei Partien fehlen ihm noch zur Einstellung des Zweitliga-Rekordes von acht Zu-Null-Spielen in Folge.
Aus dem Trainingsbetrieb kennt Weiner diesen Ablauf durchaus noch: Eine Körperdrehung um 180 Grad nach hinten, ein paar Schritte über die durchgezogene weiße Linie zwischen den Pfosten, dann den Ball aus dem Netz holen und ihn - mehr oder minder missmutig - nach vorne kicken oder schleudern. Aber aus dem Spiel kennt er das schon länger nicht mehr.
Nach Tabakovic' Tor hielt Weiner seinen Kasten sauber
Es ist einfach schon zu lange her. Hertha-Stürmer Haris Tabakovic war es am 24. Spieltag zuletzt gelungen, Weiner zu überwinden. In der 45. Minute der Partie am 1. März in Berlin (2:2) sorgte er mit einem Flachschuss für das zwischenzeitliche 2:0 für die Gastgeber.
Seitdem hält der gebürtige Essener, der schon 2018 zu Holstein kam und erst seit dem vierten Spieltag dieser Saison die Nummer eins ist, in den Zweitligaspielen seinen Kasten sauber. Sechs Mal in Folge. Weder Karlsruhe noch Elversberg, Hansa Rostock, Nürnberg, der VfL Osnabrück oder der HSV konnten den Ball an Weiner vorbei ins Tor der KSV befördern.
Die starke Leistung der Holstein-Abwehr und ihres Rückhalts Weiner tragen enorm dazu bei, dass Kiel dem ersehnten erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga so nah ist wie nie zuvor. Die "Störche" haben vor dem viertletzten Zweitliga-Spieltag als Spitzenreiter zwölf Punkte Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsrang (HSV) und sechs auf Relegationsrang drei (Fortuna Düsseldorf).
Weiner fehlen zwei Partien zur Einstellung des Rekordes
Weiner und seine Teamkollegen könnten auf dem fast schon zu erwartenden Weg nach oben auch noch einen Zweitliga-Rekord aufstellen. Mit einem weiteren Spiel zu Null am heutigen Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gegen den Tabellenvorletzten 1. FC Kaiserslautern würden die "Störche" ganz nah an Rekordhalter Arminia Bielefeld und dessen damaligen Keeper Dennis Eilhoff heranrücken.
Den Ostwestfalen gelangen in der Saison 2009/2010 acht Zu-Null-Spiele in Folge. Zwei fehlen der KSV somit noch, um mit der Arminia gleichzuziehen.
Weiner: "Habe einen langen Weg hinter mir"
Über die gesamte Zweitligasaison hinweg sind es für Weiner sogar schon 13 Partien ohne Gegentor. "Das ist ein schönes Gefühl", sagte der 25-Jährige dem NDR. "Es fängt bei uns vorne an, wie wir anrennen, wie wir hinten einfach geil verteidigen, wie wir da Bock drauf haben."
Er sieht seinen Erfolg mit dem Team und seine persönliche Bilanz als Lohn für schwere Mühsal. "Ich habe einen langen und harten Weg hinter mir", so Weiner, der zunächst bei Holstein nur in der zweiten Mannschaft spielte und zwischenzeitlich an den 1. FC Magdeburg verliehen wurde. "Ich habe einfach auf den Tag gewartet, mich darauf vorbereitet, hart trainiert. Es freut mich umso mehr, dass es jetzt in Erfüllung gegangen ist."
Rapp: "Sind unserer Linie treu geblieben"
Bei optimalem Verlauf könnte Kiel schon in der kommenden Woche den Bundesliga-Aufstieg feiern. Das "Geheimnis des Erfolgs" sei laut Trainer Marcel Rapp, "dass wir uns nicht hinten reinstellen, sondern wir können verteidigen, aber grundsätzlich haben wir unsere Spielweise beibehalten. Wir spielen zu Null, aber wir haben immer noch die zweitmeisten Torchancen aller Teams", sagte der Coach. "Es ist jetzt nicht so, als hätte Holstein einen brutalen Wandel hingelegt. So nach dem Motto: Die stellen sich hinten rein, parken den Bus vor dem Tor, und deswegen fallen keine Gegentore mehr. Wir sind unserer Linie treu geblieben."
Und mit dieser Spielweise sorgt Holstein auch offensiv immer wieder für Spektakel wie beim 4:0 in Nürnberg oder beim 4:0 gegen Osnabrück.
Die Aussichten sind rosig: Schleswig-Holstein könnte in der kommenden Saison erstmals in der Fußball-Bundesliga vertreten sein. Und auf dem Weg dahin dürfen Weiner und Co. auf mehr attraktive Zu-Null-Spiele und den Rekord hoffen. Die weiteren Gegner im Saisonfinale nach den "Roten Teufeln": Wehen Wiesbaden (A), Düsseldorf (H) und Hannover 96 (A).
Mögliche Aufstellungen:
Holstein Kiel: Weiner - Johansson, Erras, Ivezic - Becker, Remberg, Sander, Rothe - Skrzybski - Bernhardsson, Machino
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Zimmer, Tomiak, Elvedi, Puchacz - Kaloc, Raschl - Tachie, Ritter, Redondo - Ache