Kein Spiel für schwache Nerven - Holstein Kiel holt Punkt bei Hertha BSC
Holstein Kiel hat am Freitagabend in der 2. Fußball-Bundesliga auf dramatische Art und Weise ein 2:2 (0:2) erkämpft. Die "Störche" machten einen Rückstand wett und trafen in der achten Minute der Nachspielzeit zum Ausgleich.
Timo Becker war aus Kieler Sicht der Mann des Abends. Er behielt in der 98. Minute die Nerven und traf per Foulelfmeter zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. Lange Zeit hatte es nicht so ausgesehen, als würden die Schleswig-Holsteiner etwas Zählbares nach Hause mitnehmen. "Nach dem Rückstand war es schwer zurückzukommen, daher ein Riesenkompliment ans Team", sagte Kapitän Philipp Sander.
Für die KSV Holstein gab es den ersten Rückschlag bereits vor dem Anpfiff im Olympiastadion. Steven Skrzybski fiel mit Rückenbeschwerden kurzfristig aus. Da auch Benedikt Pichler und Fiete Arp noch verletzt sind, fehlten Trainer Marcel Rapp die drei besten Torschützen seines Teams.
Und dies machte sich im Spiel der "Störche" durchaus negativ bemerkbar. Zwar hatten die Gäste ein optisches Übergewicht und ließen den Ball im Mittelfeld mitunter gut laufen. Doch in der vordersten Linie fehlte jemand, der Präsenz und Torgefahr ausstrahlte.
Sander mit Katastrophen-Fehlpass
Auch die junge Hertha-Elf versprühte nicht gerade Angst und Schrecken. Trotzdem ging sie in Führung, weil Sander ein kapitaler Fehler unterlief. Er verlor an der Seitenlinie die Übersicht und spielte den Ball in die Füße von Haris Tabakovic, der Keeper Timon Weiner umkurvte und zum 1:0 einschob (17.).
Bitter für Sander, der später noch seine fünfte Gelbe Karte sah und damit in der kommenden Wochen gegen Karlsruhe gesperrt ist.
Finn Porath hatte sieben Minuten später die beste Chance zum Ausgleich für Kiel, sein Schuss nach schöner Kombination über den rechten Flügel wurde aber geblockt.
Hertha BSC nutzt seine Chancen konsequent
Wie offensive Effektivität aussieht, zeigte kurz vor der Pause erneut Tabakovic: Er scheiterte zunächst mit einem Volleyschuss an Weiner, versenkte den Ball jedoch im Nachschuss zum 2:0 im Tor (45.).
Geschlagen gaben sich Kieler aber noch lange nicht. Sie kamen druckvoll aus der Kabine und drängte die Hertha in die eigene Hälfte. Doch es blieb dabei: Gefahr strahlte die Rapp-Auswahl kaum aus. Hin und wieder ein Fernschuss - mehr kam nicht auf den Kasten der Hausherren.
Porath sorgt noch einmal für Hoffnung
Und beinahe hätten die Berliner das nächste Geschenk bekommen. Weiner schätzte einen Freistoß von Jonjoe Kenny vollkommen falsch ein, der Ball klatschte direkt über dem Schlussmann an die Latte (59.).
Sollte es noch ein letztes Aufbäumen der "Störche" geben? Es sah nicht danach aus. Die Hertha verschaffte sich zunehmend Luft und bekam immer mehr Platz zum Kontern. Sie nutzen ihn nicht und plötzlich war Kiel wieder im Spiel. Porath zog aus 15 Metern ab, der Ball wurde abgefälscht und schlug unhaltbar ein (81.).
Und es wurde noch einmal dramatisch. Als die Nachspielzeit bereits abgelaufen war, gab es nach Videobeweis Elfmeter für die Gäste. Linus Gechter hatte Patrick Erras bei einem Klärungsversuch getroffen. Schiedsrichter Bastian Dankert sah sich nach Intervention des VAR die Szene an und zeigte auf den Punkt.
Becker verwandelte sicher und sorgte für großen Jubel bei den Kielern. "Beim Elfmeter wusste ich, wohin ich schießen will, und freue mich natürlich, dass der Ball reingegangen ist", sagte Werner zu seinem Treffer.