Ein Hannover-Fan hält einen Schal mit der Aufschrift "Das Derby" in die Höhe. © picture alliance / dpa Foto: Swen Pförtner
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AUDIO: Das Niedersachsen-Derby - eine lange Rivalität (2 Min)

Niedersachsen-Derby: Brisanz mit Folgen, die keiner will

Stand: 19.03.2023 05:22 Uhr

Eintracht Braunschweig empfängt heute Hannover 96 zum 154. Niedersachsen-Derby. Zusätzlich zur sportlichen Krise beider Zweitliga-Teams sorgt die Fan-Rivalität für Brisanz und hässliche Vorfälle, die keiner will.

von Johannes Freytag

So fanden zwei Braunschweiger Profis am Donnerstagmorgen vor ihrer Haustür Schmierereien und blau-gelbe Kreuze mit dem Datum 19. März 2023 vor. Beide Vereine verurteilten die Aktion, die in einer Reihe von Provokationen, geschmacklosen Aktionen und Grenzüberschreitungen rund um die Fußball-Duelle in den vergangenen Jahren zwischen der Eintracht und 96 steht. Doch sie markiert auch eine neue Dimension. Vorstöße bis ins Privatleben der Spieler gab es noch nie.

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Entsprechend fiel es Braunschweigs Trainer Michael Schiele schwer, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Zugleich hofft er, dass seine Profis sich so normal wie möglich vorbereiten können: "Ich denke, dass die Jungs spielfähig sind und die Situation auch in positive Energie umwandeln können, auch wenn so etwas nicht spurlos an einem vorbeigeht", erklärte der 45-Jährige am Freitag. Schließlich seien "ja nicht nur die Spieler betroffen, es sind vielleicht auch Familien, Freundinnen mit betroffen, die das dann auch sehen".

"Wichtig ist, dass wir alle einen klaren Kopf haben, um die Emotionen drumherum auch für uns zu kanalisieren." BTSV-Trainer Michael Schiele

Die Partie heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) mit besonders starker Polizeipräsenz sei kein Spiel wie jedes andere, sondern eins mit hoher Brisanz: "Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann."

96-Coach Leitl: "Das ist schon eine andere Nummer"

Ähnliche Worte fand im 68 Kilometer entfernten Hannover auch 96-Trainer Stefan Leitl. "Wir sehen die sportliche Herausforderung und Rivalität, die definitiv sein muss. Das sollten wir gerade in unserem Bereich auch vorbildlich leben", erklärte der 45-Jährige und fügte mit Blick auf die Vorkommnisse in Braunschweig hinzu: "Deswegen hat das im Sport nichts verloren. Dieser Vorfall ist absolut zu verurteilen."

"Es begeistert und fasziniert eine komplette Region in der sportlichen Rivalität, im sportlichen Wettkampf - und das sollte über allem stehen." 96-Coach Stefan Leitl

Leitl kennt brisante Derbys gegen den 1. FC Nürnberg aus seiner Zeit als Coach bei der SpVgg Greuther Fürth, stellte aber fest: "Das hier ist schon eine andere Nummer." Es seien Grenzen überschritten worden, "mit denen wir uns nicht identifizieren können und wollen".

Schiele sieht BTSV und 96 "auf Augenhöhe"

Am Sonntag soll wieder der Fußball in den Mittelpunkt rücken - und beide Mannschaften mitsamt ihrer Fanlager täten auch gut daran. Stecken sie doch in der Krise. BTSV-Coach Schiele sieht sein Team gegen Hannover trotz der Tabellensituation - die "Löwen" auf Rang 17 haben neun Punkte weniger als 96 auf Platz zehn - auf Augenhöhe: "Wir wissen, was wir Zuhause an der Hamburger Straße leisten können und haben unsere Fans im Rücken. Sie werden uns nach vorne peitschen."

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Auch Leitl setzt auf die Unterstützung der rund 2.100 Anhänger aus Hannover. Ihm sei bewusst, dass für die Fans ein Derby-Sieg über allem steht. "Die Eintracht wird ebenso emotionalisiert und hochmotiviert ins Spiel gehen wie wir. Aber mir ist es eigentlich egal, wie der Gegner heißt. Wir sind einfach mal dran, wieder drei Punkte zu holen." Hannover gewann bislang keines seiner sieben Rückrundenspiele.

Leitl: "Leinen los und Vollgas-Fußball"

Rechtzeitig zum Derby hat sich bei beiden Teams die personelle Situation entspannt: "Der Trainingsplatz füllt sich. Filip Benković ist zurück. Es ist schön, auch da wieder mehr aus dem Vollen schöpfen zu können. Gemeinsam mit Brian Behrendt sind das erfahrene Spieler, die mit ihrer Routine auch mal reingeschmissen werden können", sagte Schiele. Leitl stehen in Cedric Teuchert und Hendrik Weydandt zwei wichtige Offensivkräfte wieder zur Verfügung.

"Im Derby gibt es keinen Favoriten." 96-Trainer Stefan Leitl

Schiele geht die Partie trotz der Vorfälle im Vorfeld optimistisch an: "Die Mannschaft hat ein großes Herz. Die Fans zerreißen sich für uns jedes Spiel. Am Sonntag wird der Funke dann auch wieder von beiden Seiten überspringen." Am Sonnabend ist zur Unterstützung und Einstimmung noch ein öffentliches Training mit den eigenen Fans geplant. Auch Leitl will den 96-Anhängern im Derby "ein bisschen was zurückgeben". Und so kündigte der Coach forsch an: "Es gibt keine Zeit für großartiges Abtasten: Leinen los und Vollgas-Fußball über 90 Minuten."

Mehr erwartet eigentlich auch niemand von einem Derby - schon gar nicht unschöne Vorfälle abseits des Rasens.

Mögliche Aufstellungen:

Braunschweig: Fejzic - de Medina, Kurucay, Gechter, Kijewski - Nikolaou, Krauße - Kaufmann, Pherai - Wintzheimer, Ujah
Hannover: Zieler - Muroya, Neumann, Krajnc, Köhn - Besuschkow, Ernst - Nielsen, Momuluh - Bdeier, Weydandt

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 19.03.2023 | 22:50 Uhr

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