Kylian Mbappé liegt am Boden © Witters
Kylian Mbappé liegt am Boden © Witters
Kylian Mbappé liegt am Boden © Witters
AUDIO: Topstars am Limit? Überbelastung im Fußball (2 Min)

Muskelverletzungen wie bei Mbappé kosten die Clubs Millionen

Stand: 14.02.2023 09:41 Uhr

Kylian Mbappé hat vor dem Champions-League-Spiel gegen Bayern München mit einer Muskelverletzung zu kämpfen. Die NDR Datenanalyse zeigt, dass Blessuren wie des PSG-Superstars die Clubs jedes Jahr Millionen kosten. Aber Pausen zur richtigen Regeneration sind im System Profifußball nicht vorgesehen.

von Matthias Heidrich, Tom Gerntke und Sebastian Ragoß

38 Spiele, 3.242 Spielminuten und knapp 900 Sprints in dieser Saison, da kann der Oberschenkel schon mal zwicken. Ob Paris bei der Verletzung seines französischen Supersprinters etwas dick aufgetragen hat, sei dahingestellt.

Fakt ist, die Belastung im Profifußball ist auf Topniveau teilweise massiv gestiegen. Die GSN-Daten der fünf großen europäischen Ligen, der Champions League und der jüngsten drei Weltmeisterschaften belegen das.

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Raphaël Varane am Boden © IMAGO / Shutterstock

"Habe das Gefühl zu ersticken" - Analyse zur Belastung im Profifußball

72 Spiele in einer Saison oder knapp 100 Minuten im Schnitt pro Partie auf dem Platz: Die NDR Datenanalyse zeigt, dass die Belastung auf Topniveau immens ist. mehr

"Muskelverletzungen sind die mit Abstand häufigsten Verletzungen, die im Fußballbereich vorkommen, und sie kommen natürlich sehr häufig als Folge einer Überlastung vor", sagt Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla dem NDR. Und sie kosten die Vereine richtig viel Geld.

Je höher die Gehälter, desto größer fällt die "Fehlsumme" aus. In der englischen Premier League gingen so im vergangenen Jahr knapp 17,5 Millionen Euro flöten, in der italienischen Serie A rund 23,5 Millionen. Während die Kosten in Italien gestiegen sind, ist die Tendenz in den anderen Topligen allerdings rückläufig. Für die Bundesligaclubs schlug für die Saison 2019/2020 noch eine Summe von gut 16 Millionen Euro zu Buche, bei der Premier League waren es schwindelerregende 45 Millionen.

Eine noch bessere medizinische Versorgung, präzisere Trainingssteuerung und zuletzt auch größere Kader sind mildernde Effekte. Die Kadergröße ist in den vergangenen fünf Jahren überall gestiegen, in der Premier League bis auf gut 40 Spieler im Schnitt pro Team (Saison 21/22). In der Bundesliga sind es immerhin noch 36.

Aber dieser Joker zur Verteilung der Belastung kann von nahezu allen Clubs mit Blick auf die laufende Saison nicht mehr ausgespielt werden. Die Kadergrößen sind rapide gesunken. Viele Vereine müssen nach den Corona-Jahren, die nicht zuletzt breitere Kader erfordert hatten, sparen - an den Personalkosten.

Kovac: "Müdigkeit immer ein Faktor für Verletzungen"

Das grundlegende Problem ist damit ohnehin nicht gelöst. "Müdigkeit ist immer auch ein Faktor für Verletzungen", weiß Niko Kovac, Trainer des VfL Wolfsburg. "Es gibt sehr viele Spiele, das heißt, die Regeneration ist sehr entscheidend." Um sich in den Spielen und auch dazwischen gut und vor allem schnell erholen zu können, sei eine gute Basis, eine gute Ausdauer entscheidend, so der Ex-Profi.

"Man braucht sehr lange für die Regeneration - nicht nur der Körper, sondern auch der Geist." Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla

Die nötige Zeit, um die Systeme komplett herunterzufahren und dann die Ausdauer für eine lange Saison richtig aufzubauen, fehlt Fußballern allerdings.

Glasner mit glasklarer Forderung

"Das Thema sind nicht so sehr die Spiele pro Saison. Das Außergewöhnliche ist, dass du zehn Monate Wettkampfperiode hast. Und in die anderen zwei Monate musst du Urlaub und Vorbereitung reinpacken", sagt Kovacs Trainerkollege Oliver Glasner, der es mit Eintracht Frankfurt ins Champions-League-Achtelfinale geschafft hat, betont: "Du hast halt so gut wie nie die Zeit des Aufbaus. Das ist der große Unterschied zu den meisten anderen Sportarten und das macht es schwierig."

Glasners Forderung ist glasklar: "Wir müssen den Spielern irgendwann mal die Möglichkeit geben, sich körperlich und mental zu erholen und Kapazitäten aufzubauen."

Teurer Mbappé: Tagessatz bei knapp 200.000 Euro

Mehr als ein frommer Wunsch wird es wohl nicht bleiben. Angetrieben von dem Streben nach Profit dreht sich das Karussell Profifußball immer schneller.

Hochgeschwindigkeits-Fußballer Mbappé wird in seiner Karriere wohl noch so einige Muskelverletzungen verkraften und seine Clubs werden dafür sehr viel Geld abschreiben müssen. Paris St. Germain überweist dem 24-Jährigen ein Basis-Jahresgehalt von 72 Millionen Euro - Auflauf- oder Torprämien nicht mitgerechnet, die sich bei einem Kicker seiner Güteklasse im sechsstelligen Bereich bewegen dürften.

Aber allein der Basis-Tagessatz von knapp 200.000 Euro machen eine Muskelverletzung von Mbappé zu einer äußerst teuren Angelegenheit. Aber auch einer vermeidbaren.

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Kylian Mbappé (r.) im WM-Finale gegen Argentinien © IMAGO / Shutterstock

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 14.02.2023 | 10:17 Uhr

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