Meppens Mittelfrist-Planer wollen kurzfristig den HSV ärgern
Der SV Meppen will mit Neu-Coach Lucas Beniermann sein mittelfristiges Ziel wieder konsequenter verfolgen - und mit Spielern aus der Region aus der Regionalliga aufsteigen. Heute aber haben die Niedersachsen einen kurzfristigen Plan und möchten Zweitligist HSV im DFB-Pokal wehtun.
Die Pokal-Woche in Meppen startete mit einem Knall: Nach nur zwei Punkten aus den ersten drei Ligaspielen und dem Ausscheiden im Viertelfinale des niedersächsischen Landespokals (0:1 gegen Drittligist VfL Osnabrück) trennte sich der Verein von Trainer Adrian Alipour.
Nach der starken vergangenen Saison mit Platz zwei in der Regionalliga Nord und dem Gewinn des Landespokals eine vordergründig überraschende Entscheidung, die Führung des Clubs aber sah "die sportliche Entwicklung als gefährdet an, weil wir feststellen mussten, dass die Mannschaft nicht die gleiche Dynamik und Spielstärke wie in der vergangenen Saison zeigt", sagte der Sportliche Leiter David Vrzogic. Hinzu seien taktische Unstimmigkeiten und eine fehlende Anpassungsfähigkeit gekommen, die die Verantwortlichen im Verein beunruhigt hätten.
Beniermanns Debüt im "Highlightspiel" gegen den HSV
Nun also Beniermann, der sein Debüt heute (18 Uhr, im NDR Livecenter) in dem von ihm als "Highlightspiel" ausgerufenen Pokal-Duell gegen den HSV feiert: "Wir freuen uns natürlich riesig darauf, vor unseren Fans im DFB-Pokal zu spielen. Wir wissen um die brutale Offensivqualität des Hamburger SV. Sie spielen mit hohem Tempo. Aber wir werden uns entsprechend vorbereiten."
Der 34-Jährige steht stellvertretend für die lokale und regionale Philosophie des Clubs: Beniermann war beim SV zuvor als Nachwuchskoordinator und Trainer der U17 tätig. Im Verein gilt er als talentierter Coach mit klarer eigener Spielidee, der es zudem schaffe, eine starke zwischenmenschliche Bindung zu einer Gruppe aufzubauen, eine Einheit zu bilden. Auch mit den Fans.
Der gebürtige Nordhorner passt damit zum Paradigmenwechsel beim niedersächsischen Traditionsverein seit dem Drittliga-Abstieg 2023: Seither setzen die Emsländer hauptsächlich auf Spieler aus der Region und den eigenen Nachwuchs. Nun also auch auf der Trainerposition.
SV Meppen: Mit Geduld zum langfristigen Erfolg
Der Aufbau eines konkurrenzfähigen Teams aus jungen, regionalen Spielern erfordert Zeit und Geduld. "Erfolg ist nicht sofort sichtbar, was sowohl für Fans, Sponsoren, als auch für den Verein eine Herausforderung darstellt", sagte Vrzogic. Ziel sei es, durch die Strategie die Bindung zwischen Verein, Anhängern und Sponsoren zu stärken und die Vereinsstruktur zu stabilisieren
Schon jetzt zeige die Mannschaft Fortschritte, schon jetzt hätten junge Spieler Verantwortung übernommen und sich weiterentwickelt. Um die gesteckten Ziele aber vollständig zu erreichen, gebe es aber noch viel zu tun: "Wir befinden uns aktuell in einer Phase zwischen Konsolidierung und Weiterentwicklung", so Vrzogic.
Überraschung gegen den HSV?
Die Meppener Mittelfristplanung wird nun kurzfristig am Sonntag vom Duell mit dem HSV durchbrochen. Vrzogic wünscht sich, dass das Team "mutig, entschlossen und voller Freude" auftrete. Eine klare Struktur und Disziplin seien zudem wichtig, um gegen die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart defensiv organisiert und offensiv flexibel zu bleiben.
Stümer Marek Janssen ist optimistisch: "Wir haben das Ziel, jedes Spiel zu gewinnen, wir haben auch das Ziel, gegen den HSV zu gewinnen. Damit wollen wir uns dann messen und darauf freuen wir uns sehr." Mit ihm dürften sich auch die Fans der Emsländer in der mit rund 13.000 Zuschauenden restlos ausverkauften Arena freuen.
Seit 2021 können sie das erste Mal wieder DFB-Pokal-Fußball im eigenen Stadion verfolgen. Gegner damals war Hertha BSC - das entscheidende Tor zum 1:0-Erfolg der Berliner schoss der heutige HSV-Stürmer Davie Selke.
Wer ersetzt Dompé und Hadzikadunic?
Dass Selke gegen Meppen in der Startelf seines neuen Arbeitgebers steht, ist indes unwahrscheinlich. Ransford-Yeboah Königsdörffer, der alle drei Hamburger Zweitliga-Saisontore gegen Köln (2:1) und Berlin (1:1) erzielt hat, ist bei Baumgart nach seinem starken Saisonstart gesetzt. An anderer Stelle ist der 52-Jährige angesichts der Ausfälle von Jean-Luc Dompé und Dennis Hadzikadunic zum Umplanen gezwungen. Immanuel Pherai im Mittelfeld und Guilherme Ramos als Innenverteidiger sind die ersten Kandidaten, um die beiden zu ersetzen.
Dass der bisher sieglose Gastgeber vor dem Duell am Sonntag den Coach gewechselt hat, mache die Vorbereitung etwas komplizierter. "Ich glaube schon, dass sich da was ändert. Ich denke, dass der neue Trainer offensiver agieren wird", sagte Baumgart. Er erwarte einen "interessanten, harten Fight" - und dennoch ein Weiterkommen: "Wir werden einen erfolgreichen Sonntag erleben, wenn wir es so konzentriert angehen, wie ich mir das vorstelle."
Darauf hofft auch Debütant Beniermann, dem bis auf Amin Muja alle Spieler zur Verfügung stehen, auf der anderen Seite. Er habe "einen richtig guten Eindruck von meiner Mannschaft", sagte Beniermann: "Jetzt müssen uns nur noch die Fans nach vorne peitschen." Dann könnten die Meppener Mittelfrist-Planer dem HSV kurzfristig ordentlich wehtun.