Kaderplanung beim HSV: Braucht der Zweitliga-Dino eine Frischzellenkur?
Ein Saisonspiel muss der HSV noch bestreiten, doch der Fokus bei den Verantwortlichen liegt längst auf der Planung für die kommende Spielzeit: Im dann siebten Anlauf soll die ersehnte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga gelingen - mit neuem Personal?
"Never change a winning team" lautet eine Faustregel im Sport, im Umkehrschluss würde das für den HSV nach dem erneut verpassten Aufstieg bedeuten: An Veränderungen im Profikader führt kein Weg vorbei. Trainer Steffen Baumgart hatte dies bereits unmittelbar nach der 0:1-Niederlage in Paderborn angekündigt.
Baumgart: "Welche Jungs sind die richtigen?"
"Wir müssen schauen: Welche Jungs sind die richtigen, um diesen Angriff auf die Bundesliga wirklich anzugehen, nicht nur davon zu reden. Sondern ganz klar zu sagen: Was brauchen wir, um in Hamburg, an diesem Standort aufzusteigen", sagte der 52-Jährige bei "Sky": "Brauchen wir nur die besten Spieler, oder brauchen wir Jungs, die auch andere Qualitäten haben? Darüber reden wir."
Sportvorstand Jonas Boldt muss zum Rapport
Geredet wird beim HSV allerdings erst einmal über das große Ganze. Sportvorstand Jonas Boldt, der gerade bei der CAS-Anhörung im Dopingfall Mario Vuskovic weilt, soll Ende der Woche dem Aufsichtsrat Rede und Antwort stehen und einen Plan für den nächsten Bundesliga-Anlauf präsentieren. Ausgang offen. Nicht ausgeschlossen, dass sich bei dem Traditionsclub bald andere Menschen Gedanken über die Zusammensetzung des Teams machen müssen.
Van der Brempt, Poreba und Hadzikadunic sollen wohl bleiben
So oder so will der Club die bislang nur ausgeliehenen Ignace van der Brempt (RB Salzburg), Dennis Hadzikadunic (FK Rostow) und Lukasz Poreba (RC Lens) dem Vernehmen nach gerne halten. Die Aussichten sind bei Hadzikadunic am besten, zumal es derzeit noch eine Sonderregelung der FIFA gibt, die es ausländischen Profis erlaubt, ihre Verträge mit russischen Vereinen auszusetzen.
Gerade ein Verbleib von van der Brempt, laut GSN-Datenanalyse nach Miro Muheim der beste Außenverteidiger der Liga, wäre wichtig für den HSV. Allzugroße finanzielle Mittel stehen dem HSV dafür nicht zur Verfügung. Eine Kaufoption im Leihvertrag gibt es im Gegensatz zu Poreba nicht.
Buhlen um Bénes - was wird aus Glatzel und Reis?
Schwierig dürfte es auch werden, Leistungsträger wie Robert Glatzel, Ludovit Reis oder László Bénes davon zu überzeugen, weiter für die Hanseaten aufzulaufen. Alle drei haben Ausstiegsklauseln in ihren Verträgen verankert und wären bei entsprechenden Angeboten anderer Clubs kaum zu halten.
Vor allem der Abschied von Spielmacher Bénes erscheint mehr als wahrscheinlich. Der slowakische Nationalspieler steht längst auf der Wunschliste zahlreicher Erstligisten aus Deutschland, Italien und den Niederlanden. Bei der EM kann der 26-Jährige weiter Eigenwerbung betreiben. Baumgart gibt sich trotzdem zuversichtlich: "Ich gehe davon aus, dass er bleiben will."
Kader zu negativ belastet?
Ob es aus psychologischer Sicht allerdings sinnvoll ist, alle Spieler zu halten? Sebastian Schonlau, Jonas Meffert, Muheim, Reis und Glatzel haben es nun schon dreimal verpasst, mit dem HSV aufzusteigen. Moritz Heyer schon vier Mal. Daniel Heuer Fernandes ereilte dieses Schicksal sogar zum fünften Mal. Und Bakery Jatta kommt auf sechs Nichtaufstiege.
Kontinuität ist das eine - andererseits könnten Neuzugänge frischen Wind nach Hamburg bringen und die Dauer-Mission Bundesliga-Rückkehr unbefangener angehen. Zumal es mit jedem Mal fraglicher wird, ob die langjährigen HSV-Profis ihre negativen Erfahrungen erneut abschütteln können. HSV-Coach Baumgart glaubt daran: "Wir werden gestärkt aus dieser Situation hervorgehen."