Holstein Kiels Rapp: Keine Punkte? Kein Problem!
Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp ist trotz der zwei Niederlagen zum Start in die Bundesliga-Saison zufrieden mit dem Niveau seiner Mannschaft. Der 45-Jährige glaubt an den gemeinsamen Weg - und daran, weiter Spieler besser zu machen.
Am Sonntag, einen Tag nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel, konnte Rapp schon wieder lachen. Auf die Frage, was er in zwei Partien in Deutschlands höchster Spielklasse gelernt habe, musste er nicht lange überlegen und sagte mit einem Augenzwinkern: "Der Ball ist rund, das Spielfeld gleich groß, die Gegner sind einfach einen Tick besser", sagte er dem NDR.
Fehlstart? "Wenn man die Punkte sieht, dann ja"
Etwas ernster fügte er hinzu, dass die Qualität in der Liga sein Team natürlich vor Herausforderungen stelle, aber: "Wir haben in beiden Spielen auf Augenhöhe agiert und leider keinen Punkt geholt." Ob er das 2:3 bei der TSG Hoffenheim und das 0:2 zur Bundesliga-Heimpremiere gegen Wolfsburg daher als Fehlstart werte? "Wenn man die Punkte sieht, dann ja."
Aus der Perspektive des Trainers wolle er aber auch "die Spielleistung bewerten. Und dann waren wir zweimal auf Augenhöhe, wo ein Stück weit die Tore gefehlt haben, um das Momentum auf unsere Seite zu bringen. Da müssen wir weiter arbeiten."
"Wir sind angetreten, um Punkte zu holen und nicht, um uns feiern zu lassen." Marcel Rapp
Der Start in die Saison sei ein Spagat zwischen der Begeisterung, die den ersten schleswig-holsteinischen Bundesligisten umgibt, und dem sportlichen Ankommen in der Beletage des deutschen Fußballs: "Wir sind schon stolz auf das, was wir geleistet haben, dass man zum ersten Mal Bundesliga spielen kann in Kiel, in Schleswig-Holstein", so Rapp. "Auf der anderen Seite sind wir angetreten, um Punkte zu holen und nicht, um uns feiern zu lassen." Dennoch wollten er und sein Team die Euphorie des Umfeldes "auch mitnehmen und auf die Mannschaft übertragen".
Rapp: "Spieler besser zu machen, ist alternativlos"
Denn, das ist für ihn vollkommen ligaunabhängig klar: Es gehe für die KSV auch in Deutschlands höchster Spielklasse weiterhin vor allem über die Werte, die in der vergangenen Spielzeit zum sensationellen Aufstieg geführt haben: eine "gute Arbeitsmoral und guten Zusammenhalt". Und darum, weiterhin "Spieler besser zu machen", denn er habe im Kader "ganz viele Spieler, die Potenzial haben". Das sei "der Weg zum Erfolg, der alternativlose Weg für Holstein Kiel".
Kein Abweichen vom eingeschlagenen Weg
Von diesem weiche man nicht ab - und habe sich daher im Sommer beispielsweise auch gegen Verhandlungen mit oder gar die Verpflichtung von gestandenen Bundesliga-Profis wie etwa Davie Selke, den es zum HSV in die 2. Liga zog, oder Weltmeister Christoph Kramer entschieden. Diplomatisch sagte er, ohne auf die Genannten eingehen zu wollen, Spieler dieser Kategorie seien "vielleicht auch nicht mehr die Zielgruppe, die wir ansprechen".
Es gehe darum, den jungen Spielern, die da sind, "Zeit zu geben", dass sie sich an das gestiegene Niveau der Gegenspieler gewöhnen könnten. Auch und gerade, indem man beharrlich und positiv bleibe, "die Dinge anzusprechen, die gut sind, aber auch die Dinge, die wir besser machen müssen". Dann, so ist der 45-Jährige überzeugt, würden sich die Spieler entwickeln "und wir ein noch besseres Niveau spielen".
Bayern München zum Topspiel im Holstein-Stadion
Dieses gemeinsame Wachsen an den Aufgaben wird schon im nächsten Spiel noch mal eine neue Dimension bekommen. Nach der Länderspielpause kommt der FC Bayern München zum Bundesliga-Topspiel an die Förde (14. September, 18.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Rapp selber wird dann nicht an der Seitenlinie stehen können - er handelte sich gegen die "Wölfe" am Sonnabend eine Rote Karte ein, weil er nach einer Rudelbildung rund um Fiete Arp an der Wolfsburger Bank in die Coaching-Zone des VfL gelaufen war. Auch wenn er beteuert, nichts gesagt oder getan zu haben: Das Spiel gegen den FCB wird er von der Tribüne des Holstein-Stadions aus verfolgen müssen.
Rapp vor Bayern-Spiel: "Werden die Mannschaft gut vorbereiten"
Ärgerlich sei daran vor allem, "dass ich der Mannschaft nicht so helfen kann, wie ich mir das vorstelle. Aber wir haben ein gutes Trainerteam und kriegen das aufgefangen." Zumal die Partie gegen den Rekordmeister für ihn "ein Spiel wie jedes andere" sei: "Wir werden die Mannschaft gut vorbereiten". Denn an sich ist der Ball ja rund und das Spielfeld gleich groß. Und vielleicht kommen sie schon gegen die Bayern mit dem höheren Niveau der Gegner besser zurecht.