Bundesliga-Debüt: Kiel will bei TSG Hoffenheim "geiles Spiel abliefern"
Holstein Kiel betritt heute Neuland und bestreitet bei der TSG Hoffenheim das erste Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte. Die "Störche" sind voller Vorfreude, gehen aber auch mit gesundem Realismus in die Saison.
Es stehe außer Frage, dass man als Aufsteiger der klare Underdog sei, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Schwenke dem NDR. Dennoch gelte nicht nur mit Blick auf die Partie heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter): "Es wird das eine oder andere schwere Spiel geben, vielleicht kriegst du auch mal einen mit. In der Bundesliga sind andere mit ganz anderen Etats unterwegs. Aber die müssen auch erst einmal zeigen, dass sie eine Mannschaft sind und uns als Mannschaft besiegen."
"Wir sind der Stichling im Haifischbecken. Und vielleicht sieht uns keiner und wir kommen da so durch." KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke
Die Mannschaft werde "sich mit Haut und Haaren gegen alles wehren", fügte Schwenke hinzu. Er hoffe, "dass die Zuschauer die Mannschaft anfeuern und nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Leistung sehen, dass wir in der Bundesliga spielen. Wir wollen die Dinge weiter norddeutsch ruhig abarbeiten und uns nicht verrückt machen lassen." Es gebe zudem auch "positive Beispiele von Mannschaften, die aufgestiegen sind, immer noch Bundesliga spielen und sogar Europapokal".
Trainer Rapp: "Wir haben keinen Druck, nur Freude"
Dieses ruhige Umfeld ist eines der Kieler Erfolgsgeheimnisse. Das weiß vor allem Trainer Marcel Rapp zu schätzen: "Wir wollen performen, Punkte holen und Spiele gewinnen - wissen aber auch um unsere Rolle in der Liga. Daher haben wir überhaupt keinen Druck, sondern nur Freude." Er wisse aber auch, "dass wir nur mit Freude keine Spiele gewinnen", ergänzte der 45-Jährige am Donnerstag.
"Die Jungs wissen, dass es für den Verein und das ganze Bundesland Schleswig-Holstein ein ganz besonderes Spiel ist." Die Dimension des Duells mit dem Mittelfeldteam der abgelaufenen Spielzeit werde deshalb auf jeden Fall auch "Teil der Ansprache" in der Kabine sein. Von einer "Mal schauen, was möglich ist"-Herangehensweise hält Rapp, der fast neun Jahre in der Jugendabteilung des Gegners gearbeitet hat, nichts: "Wir wollen drei Punkte holen."
Holtbys Holstein-Saisonplan
Kapitän Lewis Holtby hat nicht nur einen Match-, sondern gleich einen ganzen Saisonplan: "Wir wollen jetzt in Hoffenheim erst einmal ein geiles Spiel abliefern und alles raushauen. Und uns dann - wie im vergangenen Jahr - peu à peu als Mannschaft entwickeln, geschlossen Fußball spielen, Vollgas geben, aktiv sein und immer an uns glauben."
Für positive Stimmung sorgte zudem der gelungene Pflichtspielstart am vergangenen Wochenende. "So ein Sieg ist immer sehr schön und wichtig für die Mannschaft, weil wir als Team gekämpft haben - das wird uns in der Saison begleiten", sagte Lasse Rosenboom, der mit zwei Treffern in der Schlussphase entscheidend zum 3:2-Erfolg im DFB-Pokal bei Alemannia Aachen beigetragen hatte.
Stadion-Umbau "im Zeitplan"
Eine Woche später, am 31. August (15.30 Uhr), beginnt für den Überraschungs-Aufsteiger mit dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg das Abenteuer Bundesliga auch im heimischen Holstein-Stadion. Die wegen der DFL-Auflagen erforderlichen Umbaumaßnahmen wie unter anderem neue Medienplätze sind im Gange: "Wir sind im Zeitplan und kriegen das fertig", zeigte sich Geschäftsführer Schwenke auch da gelassen.
Natürlich sei das Stadion mit seiner Kapazität von lediglich rund 15.000 Zuschauern auf Dauer zu klein: "Wir hatten Spiele, da hätten wir locker 25.000 bis 30.000 Leute ins Stadion bekommen, so viele Anfragen gab es", so Schwenke, dennoch tue man gut daran, "das Stadion peu à peu auszubauen, andere Vereine wie Aachen und Duisburg haben sich daran verhoben".
"Als Gemeinschaft außergewöhnliche Dinge erreichen"
Ohnehin will sich die KSV nicht übernehmen: "Unsere Philosophie ist, nicht mehr Geld auszugeben, als wir haben", betonte Schwenke, der es auch keinem Spieler übelnehmen würde, "wenn er woanders hingeht, wo er das Zwei- oder Dreifache verdienen kann. Dann ist das eben so." Holstein Kiel sei nicht der Verein, "der mit 10- oder 20-Millionen-Transfers rumhantiert. Wir müssen in der Nische gucken, eine Fantasie dazu haben und die Leute gut weiterentwickeln. Das ist unsere Aufgabe."
"Wir nehmen die Herausforderung an - und das macht Spaß. Da wächst der Verein dran. Und so können wir in jedem Fall nicht aus der Zweiten Liga absteigen." Wolfgang Schwenke
Schon in der Zweiten Liga sei Kiel vom Etat her eher im unteren Drittel gewesen, erläuterte Schwenke. Der Erfolg habe mit dem mannschaftlichen Zusammenhalt zu tun gehabt: "Die Gemeinschaft hat es gemacht. Und dann kannst du auch außergewöhnliche Dinge erreichen. Wir sind erst einmal happy, dass wir dabei sind. Und wir wollen hartnäckig bleiben und versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten möglichst noch ein zweites oder ein drittes Bundesliga-Jahr zu bekommen." Den Anfang wollen die "Störche" bei ihrer Feuertaufe in Hoffenheim machen.
Mögliche Mannschaftsaufstellungen:
TSG Hoffenheim: Baumann - Drexler, Stach, Akpoguma - Kaderabek, Grillitsch, Prass - Prömel, Kramaric - Hlozek, Bülter
Holstein Kiel: Weiner - Becker, Erras, Ivezic - Porath, Knudsen, Holtby, Puchacz - Machino - Bernhardsson, Pichler