Holstein Kiel nach Bundesliga-Debüt frustriert, aber zuversichtlich

Stand: 25.08.2024 13:45 Uhr

Die Fußballer von Holstein Kiel haben im ersten Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte Lehrgeld bezahlt. Unachtsamkeiten in der Abwehr und eine schwache Chancenverwertung kosteten der KSV in der Auswärtspartie bei der TSG 1899 Hoffenheim (2:3) einen Punktgewinn. Dennoch stellten die "Störche" unter Beweis, konkurrenzfähig zu sein.

"Holstein Kiel, Holstein Kiel", hallte es am frühen Samstagabend durch die Arena in Sinsheim. Wie bereits in den vorausgegangenen 90 Minuten waren die rund 1.600 KSV-Anhänger unter den nur 18.503 Zuschauern deutlich lauter zu hören als die Hoffenheimer Fans. Die Auswärtspartie wurde auch deshalb für den Aufsteiger zu einer Art Heimspiel, weil zwei Ultragruppierungen der TSG nach der Entlassung des langjährigen Managers Alexander Rosen dem Bundesligisten nach dessen Angaben den "Krieg erklärt" hatten. Die Unterstützung für die Kraichgauer war während des Duells mit Holstein dementsprechend verhalten.

Trainer Marcel Rapp von Holstein Kiel © Witters
AUDIO: Holstein-Trainer Rapp: "Haben ordentlichen Fußball gespielt" (2 Min)

Die für Erstliga-Verhältnisse kleine Kulisse und irgendwie seltsame Atmosphäre in dem 30.150 Zuschauer fassenden Stadion war nach der Partie bei den Kielern aber kein Thema. Die Schützlinge von Coach Marcel Rapp hatten sich gegen einen Kontrahenten mit einem Vielfachen des eigenen Etats sehr teuer verkauft und haderten nun damit, nicht etwas Zählbares auf die weite Reise in Richtung Heimat mitnehmen zu können.

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Die beiden Holstein Kiel Fans Vanessa Krause und Ole Petzold stehen vor der Rhein-Neckar-Arena. © NDR Foto: Samir Chawki

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Becker: "Gezeigt, dass wir durchaus etwas draufhaben"

"Wir haben bis zum Ende alles gegeben und uns gegen die Niederlage gestemmt. Hoffenheim hat es geschafft, in den richtigen Momenten die Tore zu erzielen. Wir wollen daran arbeiten, dass uns das in Zukunft auch wieder gelingt. Aber wir haben gezeigt, dass wir durchaus etwas draufhaben", sagte Verteidiger Timo Becker. Der 27-Jährige, einer von vier KSV-Profis mit Bundesliga-Erfahrung in der Startelf, hatte im ersten Abschnitt zweimal den 1:1-Ausgleich vergeben.

Möglicherweise hätte sich die Statik der Partie entscheidend verändert, wenn Becker den frühen Rückstand (6.) egalisiert hätte. Denn insbesondere im Rückzugsverhalten hinterließen die Hausherren über die gesamte Distanz einen anfälligen Eindruck. So besaß auch der Japaner Shuto Machino vor seinem späten Anschlusstor zum 2:3-Enstand (89.) zwei ausgezeichnete Möglichkeiten.

Dass sich einer der größten Außenseiter in der Geschichte der Fußball-Bundesliga gleich bei seiner Premiere im deutschen Oberhaus gegen einen prominent besetzten Europapokal-Teilnehmer so viele Tormöglichkeiten herausarbeiten konnte - und das auch noch auswärts - war bemerkenswert. "Gerade die Offensivstruktur war ordentlich", sagte Coach Rapp.

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Timo Becker von Holstein Kiel © picture alliance / DPA

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Mangelnder Zugriff in Abwehr wird Kiel zum Verhängnis

Mit dem Abwehrverhalten seiner Mannschaft konnte der 46-Jährige allerdings nicht einverstanden sein. Viel zu leicht kamen die Hoffenheimer zu Chancen und zu ihren drei Treffern. Holstein musste die bittere Erfahrung machen, dass schon kleine Unachtsamkeiten in der Beletage böse Folgen haben können.

"in dieser Liga wirst du halt bestraft, wenn du zu zaghaft bist, wenn du dem Gegner zu viel Raum lässt und ein bisschen zu viel Respekt hast. Und das haben wir in der ersten Halbzeit in einer großen Phase zugelassen, dass der Gegner stärker wurde und uns dann mit 2:0 klar aufgezeigt hat, was die Bundesliga ist", resümierte Kapitän Lewis Holtby im NDR Interview.

Der Routinier, der sein 201. Erstliga-Spiel bestritt, war natürlich verbittert über die vermeidbare Niederlage. Aber der 33-Jährige konnte der Pleite auch etwas Positives abgewinnen: "Das war heute Lehrgeld. Es war wichtig für die Truppe zu sehen, dass es geht, wenn man Mut hat und es geht, wenn man aggressiv in den Zweikämpfen ist."

Lewis Holtby (r.) von Holstein Kiel und Hoffenheims Anton Stach kämpfen um den Ball. © Witters/JoergHalisch
AUDIO: Holstein-Kapitän Holtby: "Müssen noch hart arbeiten" (2 Min)

Rapp: "Haben noch Luft nach oben"

Die Mannschaft wolle sich nun "Schritt für Schritt und von Spieltag zu Spieltag verbessern", kündigte der Ex-Nationalspieler noch an. In dieselbe Kerbe schlug auch sein Trainer. "Wir sind natürlich unglücklich mit dem Ergebnis, aber auf der Leistung können wir aufbauen, weil wir einfach noch Luft nach oben haben. Und dann gehen wir es nächste Woche wieder an", sagte Rapp.

Sonnabend erstes Bundesliga-Heimspiel gegen Wolfsburg

Der nächste Gegner von Holstein heißt am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) VfL Wolfsburg. Das erste Bundesliga-Heimspiel in der Vereinshistorie wird für die Mannschaft, den Club und die ganze Stadt eine ganz besondere Partie sein. Erst dann dürfte für alle, die es mit der KSV halten, so richtig greifbar werden, dass Kiel nun tatsächlich zum erlesenen Kreis der 18 besten deutschen Fußball-Vereine gehört.

Den Beweis, dass die "Störche" trotz vergleichsweise kleiner finanzieller Mittel und einer Mannschaft mit nur wenig Erstliga-Erfahrung im Oberhaus mithalten können, haben sie bereits in Hoffenheim erbracht. Dass die Schleswig-Holsteiner dabei noch nicht einmal in Bestform agierten ("Rapp: "Wir sind noch nicht am Limit"), sollte ihnen weiteren Mut für die kommenden Aufgaben geben.

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: -

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Sportclub | 25.08.2024 | 22:50 Uhr

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