Holstein Kiel mit viel Rückenwind nach Nürnberg
Fußball-Zweitligist Holstein Kiel tritt heute beim 1. FC Nürnberg an. Mit einem Sieg im zweiten Spiel ihrer Terminhatz nach der Corona-Quarantäne würden die "Störche" auf Rang drei vorrücken.
Vor nur zwei Wochen klang Trainer Ole Werner so, als sei ihm der Glaube abhanden gekommen, wie denn das alles bloß gehen solle. Er und und seine Profis steckten mittendrin in ihrer zweiten Team-Quarantäne, und im Spielkalender von Holstein Kiel hatten sich die Termine längst verdichtet.
"Von großen Träumen", so Werner Mitte April, brauche man in der vertrackten Situation nicht zu reden. Es gehe gerade nicht um die Chancen auf den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga und das Erreichen des DFB-Pokal-Endspiels in Berlin durch einen Sieg im Halbfinale bei Borussia Dortmund, sondern darum, "von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Endes des Tages in den Spiegel schauen zu können und zu sagen: 'Man hat alles, was möglich war unter diesen Umständen, aus sich rausgeholt.'" Frustriert und auch etwas hilflos klang Werner.
"Einen Tick müde, aber sehr, sehr glücklich"
Am vergangenen Sonnabend gegen 15 Uhr herrschte beim 32-Jährigen dagegen pure Freude. Seine Mannschaft hatte im ersten Spiel nach der Quarantäne eine ganz starke Leistung gezeigt und verdient mit 3:1 beim VfL Osnabrück gewonnen. "Es ist einfach schön, diesen Moment zu haben, die Jungs in der Kabine sitzen zu sehen, einen Tick müde, aber sehr, sehr glücklich", sagte Werner. "Dass sie das jetzt mitnehmen können, sich gegenseitig unterstützt haben und dass das dann so aufgegangen ist."
Mit diesem einen Spiel sind alle Zweifel zerstreut, wie die vielen Partien (noch sieben in der Zweiten Liga) innerhalb des kurzen Zeitraums erfolgreich bewältigt werden können. Die "Störche" glauben nun daran, dass sie diese Herausforderung stemmen können.
Holstein nur zwei Punkte hinter dem Dritten HSV
So gehen die Kieler mit Zuversicht in die kommenden Aufgaben: heute Abend (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) das Zweitliga-Nachholspiel in Nürnberg und am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr, live im Ersten und im Livecenter bei NDR.de) das DFB-Pokal-Halbfinale in Dortmund.
Für das Ziel Aufstieg haben sie zudem Rückenwind durch die Ergebnisse der Konkurrenten erhalten. Der Hamburger SV tritt schon seit einiger Zeit auf der Stelle, und der Tabellenzweite Greuther Fürth ging beim FC St. Pauli (1:2) leer aus. So sind die Perspektiven der KSV plötzlich ziemlich gut: Kiel hat als Tabellenvierter mit 49 Punkten zwei Zähler Rückstand auf den Dritten HSV und damit auf den Relegationsrang sowie fünf auf den Zweiten Fürth, aber auch bisher drei Spiele weniger ausgetragen als die Mitbewerber. Mit einem Sieg in Nürnberg (Rang 13) könnten die Schleswig-Holsteiner zumindest bis Donnerstagabend auf Rang drei vorrücken, dann empfängt der HSV den Karlsruher SC.
Torwart Dähne: "Wird uns Selbstvertrauen geben"
Thomas Dähne, der im Tor Ioannis Gelios (Isolation nach Corona-Infektion) vertrat, sprach von einem "extrem wichtigen Sieg" in Osnabrück, "weil wir dadurch gut in die kommende harte Phase reingekommen sind. Das wird uns Selbstvertrauen geben." Werner wählte fast poetische Worte: "Der Sieg ist Gold wert, auch für den Kopf, denn wir wissen, was wir in den vergangenen Wochen durchgemacht haben."
Bei aller Freude war der gebürtige Preetzer dann aber auch um Relativierung bemüht: "Es geht ja nicht nur darum, dieses eine Spiel gut über die Bühne bekommen zu haben. Es geht darum, den ganzen Spielrhythmus, der vor uns liegt, über die Bühne zu bekommen." Nächster Halt auf der "Störche"-Tour im Frühjahr 2021: Nürnberg.
Mögliche Aufstellungen:
1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Margreitter, Sörensen, Handwerker - Geis - Krauß, Nürnberger - Möller Daehli - Borkowski, Hack
Holstein Kiel: Dähne - Neumann, Wahl, Lorenz, van den Bergh - Meffert - Lee, Hauptmann - Bartels, Mees - Serra