Die Kieler Philipp Sander, Timo Becker und Finn Porath (v.l.) bejubeln einen Treffer. © IMAGO / KBS-Picture

Holstein Kiel: Höhenflug mit Lernprozess

Stand: 23.10.2023 10:51 Uhr

16 Spieler weg, elf neue gekommen - Holstein Kiel hat den großen Umbruch bislang eindrucksvoll gemeistert. Die "Störche" sind Tabellendritter, nur einen Punkt hinter dem Spitzenduo FC St. Pauli und HSV. KSV-Trainer Marcel Rapp mahnt dennoch.

von Johannes Freytag

Die Tabelle interessiere ihn derzeit wenig: "Da gucke ich kurz nach dem Spiel drauf und lege sie dann wieder weg", sagte der 44-Jährige nach dem 3:1-Erfolg bei Hansa Rostock am Sonntag dem NDR. "Weil ich weiß, dass nächste Woche mit Nürnberg ein Gegner kommt, bei dem ich vorher in der PK wieder sagen werde 'Das ist ein 50:50-Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden'".

Rapp, der mit seinem 68. Spiel zum Zweitliga-Rekordtrainer der "Störche" avancierte, bleibt trotz des Höhenflugs seiner Mannschaft auf dem Boden. Er weiß, dass das KSV-Gebilde noch fragil ist: Zwar verbuchten die Kieler schon den vierten Auswärtssieg der Saison und blieben auch schon dreimal in dieser Spielzeit ohne Gegentor. Auf der Gegenseite schlagen aber auch eine 2:4-Heimniederlage gegen Magdeburg und die 1:5-Schlappe beim FC St. Pauli zu Buche.

Gelungene Verjüngung des Kaders

Allerdings zeigt auch die Datenanalyse, dass die Kieler zu Recht ganz vorne dabei sind - nach den Expected Points ist die KSV sogar Zweiter. Top-Werte haben die "Störche" auch beim Matchtempo (Anzahl der Pässe pro Minute Ballbesitz), Sprints und Torschüssen. Zudem zählen die Schienenspieler wie Tom Rothe (links) und Jonas Sterner (rechts) zu den Liga-Besten auf ihren Positionen.

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Holstein Kiel in der Datenanalyse: Wie gut sind die "Störche" wirklich?

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Beide können stellvertretend für den gelungenen Umbau und die Verjüngung der Kieler Mannschaft gesehen werden: Der 18-jährige Rothe ist ein Neuzugang aus Dortmund, der 21 Jahre alte Sterner zählt wie Torwart Timon Weiner (24), Colin Kleine-Bekel (20) und Philipp Sander (25) zu den zahlreichen Spielern, die es unter Trainer Rapp (seit Oktober 2021 im Amt) aus der eigenen Nachwuchsabteilung in die Stammelf der Profis geschafft haben.

Rapp "moderiert" gut

"Es ist ja nicht so, dass wir mit einem Scherbenhaufen weitergemacht haben. Ein paar Spieler sind ja noch geblieben", erklärte Rapp mit Blick auf den personellen Umbruch zu Saisonbeginn. Neue integrieren, die "Alten" bei Laune halten - dem Coach gleingt es offenbar sehr gut, den Kader zu "moderieren": So glänzte beispielsweise Jann-Fiete Arp bei seinem Startelf-Debüt in Rostock mit einem Tor.

Neuzugang Shuto Machino hingegen, der mit zwei Toren in den ersten vier Ligapartien stark begonnen hatte, war zuletzt zwei Mal in Folge nur Joker. In Rostock kam er erstmals gar nicht zum Einsatz. Gleichwohl seien die Leistungen des Japaners "okay" gewesen: "Trotzdem gibt es Potenzial nach oben für ihn."

Mannschaft noch im Lernprozess

Gelobt werden die Kieler für ihren offensiven und atttraktiven Fußball. Für den früheren Kieler Profi Fin Bartels klar ein Verdienst von Rapp: "Der Trainer hat seine Wunschspieler geholt und kann den Fußball, den er spielen will, durchsetzen", sagte der 36-Jährige, der im Sommer seine Karriere beendet hat, der "Ostsee Zeitung".

Es sei nicht zu erwarten gewesen, "dass es gleich so reibungslos funktioniert", erklärte Bartels. Auch Rapp sieht sein Team noch in der Entwicklung: "Alle haben Bock zu verteidigen. Das haben wir uns ja so ein bisschen auf die Fahnen geschrieben für diese Saison. So war das Spiel in Rostock wieder ein Lernprozess für die Mannschaft: Auch, wenn wir Fußball spielen wollen, gehören diese Tugenden dazu, damit man ein Spiel dreht."

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