Dicke Luft bei St. Pauli vor Nordduell in Hannover
Von einer solchen Ruhe und Gelassenheit im Saison-Endspurt hätten sie beim Fußball-Zweitligisten Hannover 96 vor einigen Monaten wohl kaum zu träumen gewagt. Es steht der 32. Spieltag an, und die "Roten" sind in sportlicher Hinsicht aller Sorgen ledig. Dank eines Aufschwungs unter ihrem Trainer Kenan Kocak gehen die Niedersachsen mit ihren 42 Punkten als sicheres Mitglied der kommenden Zweitliga-Saison in das Heimspiel gegen den FC St. Pauli (heute, 18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de). Etwas anders stellt sich die Situation bei den Hamburgern dar. Noch ist der Klassenerhalt nicht geschafft. Zudem trübt ein Streit zwischen zwei Niederländern die Stimmung rund um das Millerntor.
St. Pauli: Luhukay kritisiert Stürmer Veerman scharf
Dass es beim FC St. Pauli zwischen Trainer Jos Luhukay und Angreifer Henk Veerman nicht so wirklich passt, das war schon in den vergangenen Wochen zu erahnen gewesen.
Am vergangenen Sonntag gab es in der Pause des Heimspiels gegen Erzgebirge Aue (2:1) diesbezüglich Gewissheit. Auf dem Weg in die Kabine kritisierte der 57-Jährige seinen Hünen in vorderster Linie - auf Deutsch - lautstark. Seine Kernbotschaft: "Du stehst nur rum und tust nichts."
Nach der Partie legte Luhukay nach. Er kritisierte nicht etwa Sturm-Kollege Dimitrios Diamantakos dafür, dass dieser unmittelbar vor der Pause einen Strafstoß verschossen hatte (wie schon in Darmstadt), sondern Veerman dafür, dass er sich nicht den Ball geschnappt hat. "Als Stürmer muss man nicht nur Tore machen, sondern auch in einer Elfmetersituation Verantwortung übernehmen. Wenn 'Dimi' bereits den letzten Elfmeter verschossen hat, bin ich vielleicht auch einmal dran, um den Elfmeter zu schießen", zürnte Luhukay.
Der Zwist beschäftigte den Verein so sehr, dass Sportchef Andreas Bornemann eingriff und Gespräche mit beiden führte. Luhukay bezeichnete in der Pressekonferenz am Dienstag den Disput mit Veerman als erledigt. Er erklärte auch, dass der Einsatz von Diamantakos aufgrund von Wadenproblemen ungewiss sei. Mit ihren bisher erreichten 38 Punkten stehen die Hamburger im Kampf um den Klassenerhalt zwar ganz gut da, erreicht haben sie ihr Ziel angesichts von fünf Zählern Vorsprung auf den Relegationsrang bei drei ausstehenden Spieltagen aber noch nicht.
96-Spieler nach Corona-Verstößen wieder im Training
In Hannover geht es "nur" noch darum, die Saison so gut wie möglich zu Ende zu bringen - nach dem Grundsatz: Je besser am Ende der Tabellenplatz desto mehr TV-Geld gibt es für den Verein. "Wir wollen die Saison nicht so laufen lassen. Die bestmögliche Platzierung, die wollen wir auch für uns selbst, unseren Geist, unser Wohlbefinden und unsere Mentalität", sagte Kocak, der gegen St. Pauli (1:0 im Hinspiel) womöglich ohne Spielgestalter Genki Haraguchi (Probleme am Hüftbeuger) auskommen muss. Dagegen sind jene fünf Spieler, die gegen die Corona-Maßnahmen verstoßen hatten und am Sonntag gegen Darmstadt 98 (2:3) fehlten, "wieder normal im Training dabei", wie Kocak sagte.