HSV in Braunschweig: Ex-"Löwe" Pherai wohl erneut "Bankdrücker"
Der HSV will am Freitagabend im 2.-Liga-Nordduell bei Eintracht Braunschweig in die Erfolgsspur zurückfinden. Die zuletzt gesperrten Leistungsträger Sebastian Schonlau und Jonas Meffert kehren ins Team zurück. Der frühere BTSV-Spielmacher Immanuel Pherai dürfte trotz des Ausfalls von Ludovit Reis gegen seinen Ex-Club wieder nur auf der Bank sitzen.
Der 23 Jahre alte Edeltechniker sitzt in diesen Tagen bereits auf gepackten Koffern. Das gründet allerdings nicht auf seiner Reservistenrolle bei den Hamburgern, sondern seinen Reiseplänen. Denn Pherai wird sich nach der Begegnung des HSV am Freitag (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) bei den "Löwen" auf den Weg nach Suriname machen. Dort stehen für ihn mit dem kleinen südamerikanischen Land die Viertelfinal-Duelle in der Concacaf Nations League mit Kanada auf dem Programm.
Die Partien auf internationaler Ebene sind eine schöne Abwechslung für den gebürtigen Niederländer. Denn beim 136. der FIFA-Weltrangliste ist er anders als bei den Hamburgern gesetzt. Selbst nach dem Ausfall seines dicken Kumpels Ludovit Reis - zog sich im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg eine schwere Muskelverletzung zu - stehen seine Chancen schlecht, in die Startelf der Norddeutschen zu rutschen.
Dabei sind sich eigentlich alle Experten einig, dass Pherai von seinen Anlagen her in die Bundesliga gehört. Talent allein reicht aber nicht, um bei HSV-Coach Steffen Baumgart hoch in der Gunst zu stehen. Das stellte der 52-Jährige vor der Braunschweig-Partie noch einmal unmissverständlich klar.
Baumgart nimmt "Zauberkünstler" in die Pflicht
Eigentlich hatte ein Reporter auf der Pressekonferenz am Mittwochmorgen zum Duell mit dem BTSV von Baumgart wissen wollen, wie er die Entwicklung des jungen Adam Karabec bewertet. Statt aber explizit auf den 21-jährigen Tschechen einzugehen, nahm der Trainer gleich alle seine Kreativkräfte eindringlich in die Pflicht.
"In der Zweiten Liga steigst du nicht mit den meisten Toren auf, sondern mit den wenigsten, die du bekommst." HSV-Coach Steffen Baumgart
"Von Zauberkünstlern, die am Ball sehr gut sind und Spiele im Eins-gegen-eins entscheiden können, haben wir sehr viel. Leider können sie auch so manches Spiel entscheiden, wenn sie ihren Hintern nicht nach hinten bewegen. Darauf müssen wir auch Wert legen. Denn in der Zweiten Liga steigst du nicht mit den meisten Toren auf, sondern mit den wenigsten, die du bekommst", sagte Baumgart.
Konkret übersetzt - und vereinfacht ausgedrückt - bedeutete das: Wer mit der Arbeit gegen den Ball fremdelt, darf sich darüber auf der Ersatzbank Gedanken machen.
"Immanuel muss an seinen Sachen weiterarbeiten"
Auf Pherai, der im Rückzugsverhalten fraglos Verbesserungspotenzial hat, ging Baumgart auf der Pressekonferenz nicht namentlich ein. Daran, dass er mit dem 23-Jährigen unzufrieden ist, hatte er jedoch zuletzt keine Zweifel aufkommen lassen: "Bei Immanuel ist es so, dass er an seinen Sachen weiterarbeiten muss. Dann wird er auch mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Chance bekommen. Er muss weitermachen und gucken, was dieser Trainer fordert."
Was genau "dieser Trainer fordert", verriet Baumgart nicht. Doch es darf wohl davon ausgegangen werden, dass er von dem Nationalspieler konzentriertere Defensivarbeit sehen möchte. Denn die, so verdeutlichte der Coach noch einmal, sei immer existenziell. "An erster Stelle stehen Mentalität und Laubereitschaft. Dann kommt das Fußball spielen. Verwechseln wir das, fangen mit Fußball an und wollen gut aussehen, dann sehen wir meistens nicht so gut aus".
Baumgart erwartet in Braunschweig Kampfspiel
Nach lediglich einem Punkt aus den vergangenen beiden Partien und dem verpassten Sprung an die Tabellenspitze soll bei den abstiegsgefährdeten Braunschweigern nun die Trendwende gelingen. Dass es im Stadion an der Hamburger Straße für die Hamburger keinen Schönheitspreis zu gewinnen geben wird, dessen ist sich Baumgart bewusst.
"Das wird ein Spiel, das über Mentalität und Zweikämpfe entschieden wird. Wir müssen unsere Dinge abrufen. Wir müssen die Zweikämpfe annehmen", forderte der Coach.
Schonlau und Meffert nach Sperren zurück
Im zuletzt gesperrten Abwehrchef und Kapitän Sebastian Schonlau sowie Mittelfeldakteur Jonas Meffert kehren zwei Stammkräfte in das Team zurück. Beide sind bei Baumgart gesetzt, sodass sich seine Startformation im Vergleich zur Nürnberg-Partie auf mindestens zwei Positionen verändern wird. Schonlau dürfte dabei für Moritz Heyer in die Mannschaft rücken, Meffert den Platz von Lukasz Poreba einnehmen.
Gut möglich aber auch, dass sich Baumgart für die etwas defensivere Variante mit Poreba und Meffert in der Zentrale entscheidet. Dann würde Letzterer den verletzten Reis ersetzen. Wahrscheinlicher erscheint jedoch, dass Marco Richter für den Niederländer die Anfangsformation rutscht.
Reis' Landsmann Pherai wäre damit wohl erneut ein "Bankangestellter" wider Willen. Erst zweimal stand der hochveranlagte Mitteldeldakteur in dieser Saison in der Startelf. Sollte sich an seiner Situation beim HSV perspektivisch nichts ändern, könnte er im Winter vielleicht aus anderen Gründen als wegen einer Länderspiel-Reise auf gepackten Koffern sitzen...