FC St. Pauli im Aufwind: Wenn sogar der Trainer staunt

Stand: 27.01.2025 12:54 Uhr

Dank des zweiten Sieges in Folge hat sich Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli ein Punktepolster auf die Abstiegsränge verschafft. Gefeierter Mann beim 3:0-Heimsieg gegen den 1. FC Union Berlin war einer, der zunächst nicht getroffen hat: Morgan Guilavogui.

von Christian Görtzen

Es war so wunderschön, dass es selbst der Trainer kaum glauben konnte. Guilavogui, mit zwei Treffern und einer Vorlage der Matchwinner beim 3:0 gegen den 1. FC Union Berlin, ließ vor allem mit seinem ersten Tor alle Braun-Weißen im mit 29.546 Zuschauern ausverkauften Millerntorstadion vor Begeisterung förmlich ausrasten. Nur einen nicht - Alexander Blessin. Während hinter dem Coach auf der Gegengeraden Tausende Hände zwischen Bierfontänen in Richtung Himmel schossen, stand der gebürtige Schwabe am Spielfeldrand stoisch da.

Guilavoguis Traumtor: hart, humorlos, präzise, perfekt

Es war nicht so, als bekäme der 51-Jährige seinen Mund vor Erstaunen nicht zu - er bekam ihn nicht auf. Der Jubel steckte offenbar irgendwo in seinem Hals fest. Vermutlich wollte er einfach auch diese Szene vor seinem inneren Auge kurz noch einmal abspielen, um sicherzugehen, dass sich in die kollektive Ausgelassenheit nicht doch irgendwie ein Fehler eingeschlichen hatte, der alles verderben könnte.

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St. Paulis Morgan Guilavogui (l.) bejubelt seinen Treffer © Witters Foto: Leonie Horky

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Was in der 31. Minute geschah: Guilavogui wird von Jackson Irvine per Steilpass in den Strafraum geschickt und zieht auf der rechten Seite aus spitzem Winkel so knallhart ab, dass der Ball perfekt im oberen Winkel einschlägt und das Tornetz direkt hinter der Latte nach oben hin ausbeult. Ein Traumtor! Eines, wie man es aus dem Eishockey kennt, wenn für den Schützen durch den gegnerischen Goalie das Tor so klein wird, dass es nur einen minimalen Raum gibt - im kurzen oberen Winkel.

Sportchef Bornemann animiert Blessin zum Jubeln

Als sich Guilavogui längst von den Massen feiern ließ, sorgte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann für eine Initialzündung beim Trainer. Mit strahlenden Augen und einem breiten Lachen zwickte er Blessin in die Seite und versicherte ihm, dass alles gut sei und er sich doch vielleicht auch ein bisschen mitfreuen könnte. Was beim Coach dann ein erleichtertes Lächeln auslöste.

"Innerlich habe ich mich sehr gefreut." St. Paulis Trainer Alexander Blessin

Nach der Partie erklärte Blessin im NDR Interview seine Defensivtaktik beim Zelebrieren des ersten Tores. "Zuerst habe ich gedacht: Aus dem Winkel ist es verdammt schwierig, so ins Tor zu treffen - kurzes Eck und dann in den Dreiangel. Ich habe zunächst gedacht, der Ball sei hinten an der Querstange gelandet und von dort gegen das Netz geschlagen", sagte er. "Heutzutage muss man zudem immer aufpassen, ob vorher eine Abseitsposition vorgelegen hat. Das tut immer weh, wenn man sich zu früh freut. Aber innerlich habe ich mich sehr gefreut."

St. Pauli klettert dank Dreier-Doppelpack

Das dann auch bei den weiteren Toren von Guilavogui (51.) und Joker Danel Sinani (90.+3) - und natürlich nach dem Schlusspfiff. Der souveräne Heimsieg verbessert die Lage des Aufsteigers im Kampf um den Klassenerhalt ganz erheblich. Präziser: Ein Dreier-Doppelpack hat dazu geführt. Denn auch die Partie zuvor beim 1. FC Heidenheim gewannen die Hamburger - mit 2:0. Sechs Punkte und 5:0 Tore aus zwei Spielen sind eine herausragende Reaktion auf den erschütternden Auftritt beim Tabellenletzten VfL Bochum (0:1).

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Nach dem 19. Spieltag hat der Aufsteiger nun schon 20 Punkte auf dem Konto und ist dadurch an Union Berlin vorbei auf Tabellenplatz 13 vorgerückt. Der Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz, den Mitaufsteiger Holstein Kiel belegt, beträgt schon acht Zähler. Und auf den von Heidenheim gehaltenen Relegationsrang sind es immerhin auch schon sechs Punkte.

Am kommenden Spieltag ist Augsburg zu Gast

Es sieht aktuell gut aus für den FC St. Pauli bei seiner Mission Klassenerhalt. Erst recht wäre dies der Fall, wenn die Braun-Weißen dem zweiten Heimsieg der Saison am kommenden Wochenende gleich den dritten folgen ließen. Am Sonnabend (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) ist der FC Augsburg zu Gast, der 25 Punkten auf dem Konto hat.

Matchwinner Guilavogui, mit fünf Treffern jetzt bester Torschütze des Teams, bekam von seinem zunächst verdutzten Trainer nach der Begegnung noch ein Sonderlob: "Morgan arbeitet enorm viel für das Team und ist im taktischen Verbund mit Jojo (Johannes Eggestein, d.Red.) und Noah (Weißhaupt) sehr wichtig. Die drei haben das extrem gut gemacht."

Der Gelobte gab die Komplimente zurück: "Die ganze Mannschaft hat ein sehr großes Spiel gemacht", sagte der 29-Jährige uneigennützig. Befand aber auch: "Es war ein sehr schöner Abend für mich."

"Ich wusste, was für eine Qualität Morgan hat." Alexander Blessin über Morgan Guilavogui

Blessin versicherte, er habe den guinesischen Stürmer, der im Sommer von RC Lens gekommen war und erst im neunten Pflichtspiel bei der2:4-Niederlage im DFB-Pokal bei RB Leipzig erstmals getroffen hatte, nie nur an Toren gemessen. "Ich wusste, was für eine Qualität er hat und wie wichtig er ist. Nun belohnt er sich mit Toren, wichtigen Toren. Eines schöner als der andere. Aber so muss es weitergehen." Das Duell mit Augsburg wäre dafür die nächste Gelegenheit.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 26.01.2025 | 22:50 Uhr

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