St. Pauli nach Bayern: Viele Komplimente, aber weiter ohne Heimtor
Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli hat sich beim 0:1 gegen Bayern München zwar achtbar geschlagen und Komplimente erhalten, doch auch im fünften Heimspiel gelang kein Treffer. Trainer Alexander Blessin bangt jetzt um Abwehrchef Eric Smith, der verletzt ausgeschieden ist.
Das Ergebnis konnte sich natürlich sehen lassen. Das wusste Blessin auch. Immerhin war sein Team gegen den übermächtig erscheinenden deutschen Fußball-Rekordmeister wie so viele andere Mannschaften, unter anderem Holstein Kiel (1:6), nicht untergegangen. Im Gegenteil: Die Hamburger erhielten viel Lob für ihre starke Defensiv-Leistung gegen das Star-Ensemble aus dem Süden. "Dieses 5-4-1, mit dieser Aktivität - die haben Meter geklaut", sagte Bayern-Profi Thomas Müller.
"Der FC St. Pauli hat ein exzellentes Spiel gemacht." Bayern-Profi Thomas Müller
Dennoch - in die Zufriedenheit über den Auftritt seiner Spieler mischten sich bei Blessin auch Ärger und Sorge. Ärger über die Schiedsrichter. Und Sorge um den überragenden Abwehrchef Eric Smith, der in der 88. Minute mit Problemen am hinteren Oberschenkel vom Platz musste.
Fällt in Smith die fünfte Stammkraft länger aus?
"Er hatte ein Ziehen hinten im Oberschenkel gespürt. Jetzt hoffe ich natürlich nicht, dass er - das wäre der Worst Case - länger ausfällt", berichtete Blessin über Smith. "Ich hoffe, dass es nur eine Verhärtung wird. Sonst wäre es echt bescheiden." Schließlich fehlen schon jetzt in Philipp Treu, Elias Saad, Scott Banks und Connor Metcalfe Spieler mit Startelf-Potenzial. Ihre Rückkehr ist noch offen.
Smith gehört bei St. Pauli in die Kategorie "unersetzlich". Er ist einer der Anführer auf und neben dem Spielfeld. Der 27 Jahre alte Schwede hat bislang alle zehn Bundesliga-Spiele gespielt. In der vergangenen Saison war er einer der Garanten für den Aufstieg, obwohl er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte.
Blessin kritisiert Schiedsrichtergespann
Und dann war da noch die andere Sache. Erzürnt war Blessin über die Gelbe Karte durch den Unparteiischen Timo Gerach aus Landau und dem Vierten Offiziellen René Rohde aus Rostock. Auslöser war ein heftiges Foul von Bayerns Minjae Kim im Mittelfeld gegen Morgan Guilavogui in der 66. Minute. Kim erhielt ebenfalls Gelb, aber auch St. Paulis Manolis Saliakas, weil er den Einsatz des Videoschiedsrichters forderte.
"Da braucht es ein bisschen Fingerspitzengefühl." St.-Pauli-Trainer Alexander Blessin
"Ich finde schon, dass es jemanden zusteht, bei solchen Aktionen Emotionen zu zeigen", sagte Blessin. "Ob ich dann mit der Hand wedele oder nicht, oder einen Meter aus der Coaching-Zone bin, da braucht es auch ein bisschen Fingerspitzengefühl." Für ihn sei Kims Aktion schon "dunkelgelb" gewesen. "Wenn er so mit dem offenen Fuß reingeht, nimmt er billigend in Kauf, dass wir wieder eine Verletzung haben. Wir haben das dieses Jahr schon mal gehabt. Das muss auch dementsprechend bestraft werden", sagte Blessin.
Auch nach einem weiteren Foul von Kim in der 83. Minute hätte es nach seiner Ansicht erneut Gelb geben können. Er wolle nicht über einen Bayern-Bonus reden, meinte der 51-Jährige. "Ich bin mir aber sicher, dass wir Gelb-Rot dafür bekommen hätten."
Fünf Heimspiele, zwei Punkte, null Tore
Blessins Urteil für seine Mannschaft fiel wesentlich milder aus als das über die Schiedsrichter. Zwar sind die Hamburger weiter ohne Heimtor und somit auch ohne Heimsieg. "Doch das, was mich positiv stimmt, ist, dass wir alles auf dem Platz gelassen und gegeben haben. Deswegen kann ich der Mannschaft auch keinen Vorwurf machen", sagte er.
Seine Spieler hatten nur das Traumtor von Jamal Musiala (22.) zugelassen. Ansonsten kamen die Bayern trotz Überlegenheit kaum zu Abschlussmöglichkeiten. "Klar, mit dem geringsten aller Ergebnisse zu verlieren, ist natürlich bitter. Aber es war Bayern München, es war ein Champions-League-Teilnehmer", sagte Blessin. "Wenn man dann sieht, was für eine Qualität von der Bank kommt, dann haben wir schon vieles richtig gemacht. Aber die Punkte müssen wir woanders holen."
Nach dem Gastspiel in Gladbach kommt Kiel ans Millerntor
Fünf Chancen bleiben dafür in diesem Kalenderjahr noch. Nach der Länderspielpause geht es am 24. November zu Borussia Mönchengladbach. Es folgen das Aufsteigerduell mit Kiel am Millentor (29. November), das Gastspiel bei Meister Bayer Leverkusen (7. Dezember), das Heimspiel gegen Werder Bremen (14.) und schließlich die Partie beim VfB Stuttgart (21.).
"Wir sind absolut in der Liga angekommen." St.-Pauli-Profi Hauke Wahl
"Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten Spielen jetzt den gleichen Spirit haben", sagte Abwehrspieler Hauke Wahl dem NDR. "Wir verteidigen unfassbar gut, manchmal fehlt vorne einfach ein bisschen das Quäntchen Glück. Aber ich finde, dass wir absolut in der Liga angekommen sind. Punktetechnisch ist es natürlich ein bisschen ausbaufähig. Aber von der Art und Weise, wie wir spielen, bin ich schon sehr zufrieden."