FC St. Pauli: "Nicht am Limit" - nun alle Hoffnung auf Spiel gegen Osnabrück
Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli arbeitete mit Selbstkritik die verdiente Derby-Niederlage beim HSV auf - und richtete den Blick zügig voraus. Am kommenden Spieltag bietet sich zu Hause gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück der zweite Matchball zum ersehnten Bundesliga-Aufstieg.
Den weiteren Freitagabend nach dem Schlusspfiff hatten sich alle im braun-weißen Lager ganz anders vorgestellt. Mit großen Emotionen und unbändiger Freude über den sechsten Bundesliga-Aufstieg. Und nun stieg da weit hinten, vor der Nordkurve mit den treuesten HSV-Fans, blauer Rauch auf, und dort wurde vor einem riesigen Banner mit der Aufschrift "Die Stadt gehört uns" gefeiert, gesungen, getanzt und lautstark immer wieder "Derbysieger!" angestimmt.
St. Pauli über die gesamte Spielzeit viel zu harmlos
Vor dem Gästeblock mit den gut 6.000 Fans des FC St. Pauli war es dagegen eine Stimmung in Moll: Es gab trotzigen Beifall für das Team, und die bedröppelt wirkenden Spieler applaudierten ihrem Anhang zurück. Aber allen war klar: Das ist gerade überhaupt nicht gut gelaufen. Vor allem deshalb, weil die Gäste nie richtig in den absoluten Derbymodus gekommen waren.
Der Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler war keineswegs der Willen abzusprechen, sie kombinierte bis zum gegnerischen Strafraum auch ganz ordentlich, verlagerte durch weite Diagonalbälle auch gut das Spiel, aber insgesamt war der Spitzenreiter über die gesamte Spielzeit viel zu harmlos.
Oladapo Afolayan hatte eine Kopfballchance (22.), genauso wie Johannes Eggestein (41.). Und Marcel Hartel, der auf der linken Außenbahn deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben war, traf einmal den Ball nicht richtig (27.) - das war's. Und das war viel zu wenig.
Hürzeler: "Natürlich bin ich enttäuscht"
"Ich fand, dass wir uns in der zweiten Hälfte nicht viel herausgespielt haben. Wir waren häufig im letzten Drittel, aber da haben wir es dann nicht gut gespielt, haben uns keine klaren Chancen herausgearbeitet haben", sagte Abwehrspieler Hauke Wahl im NDR Interview. "Wir haben es leider nicht geschafft, den Punch zu setzen und im letzten Drittel so gefährlich zu sein, dass wir zu richtigen Chancen kommen."
Hürzeler wurde noch deutlicher: "Natürlich bin ich enttäuscht über das Ergebnis und auch über einzelne Leistungen. Wenn du nicht ans Leistungsmaximum kommst, kannst du ein solches Stadtderby nicht gewinnen. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir auf einzelnen Positionen nicht am Limit waren." Er fügte aber auch schnell hinzu: "Wir werden aufstehen und weitermachen."
An seinen Torwurf Nikola Vasilj wollte der Coach "keinen Vorwurf" richten. Dabei hatte der bosnische Nationalkeeper bei Flanken zweimal eine ganz schwache Figur abgegeben. Er stand jeweils falsch zum Ball - einmal landete dieser schließlich am Außenpfosten (36.), einmal durch HSV-Stürmer Robert Glatzel im eigenen Tor (85.). "Fehler passieren, das ist menschlich", sagte Hürzeler.
Nächster Matchball: Im Heimspiel gegen Osnabrück
Der 31-Jährige richtete gemäß seines Grundsatzes, immer das Positive zu sehen, zügig den Blick voraus auf das kommende Wochenende. Am Sonntag, 12. Mai, hat St. Pauli am 33. Spieltag den zweiten Matchball für den Sprung nach oben - im heimischen Millerntorstadion gegen Schlusslicht VfL Osnabrück, das schon jetzt nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt hat. Vielleicht gibt es am Abend zuvor sogar den "Aufstieg auf dem Sofa": Dieser wäre perfekt, wenn Holstein Kiel gegen Düsseldorf gewinnt.
"Es ist positiv, dass wir noch zwei Spiele in der Hand haben, um es zu entscheiden", sagte Hürzeler. Hartel schlug in die gleiche Kerbe: "Wir müssen eine gute Trainingswoche bestreiten und dann zu Hause mit den Fans im Rücken ein anderes Spiel spielen", sagte der Topstürmer der Kiezkicker, die in der Tabelle zwei Spieltage vor Schluss vier Punkte Vorsprung auf Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsrang haben.