FC St. Pauli: Der Blick geht weiter nach oben
Der Trend ist eigentlich eindeutig: Fußball-Zweitligist FC St. Pauli war das mit Abstand stärkste Team der Rückrunde. Wenn sie daran anknüpfen können, marschieren die Kiezkicker demnächst in die Bundesliga. Trainer Fabian Hürzeler und Sportchef Andreas Bornemann nehmen das Wort Aufstieg nicht in den Mund - ihre Ambitionen lassen sie trotzdem durchschimmern.
41 Punkte sammelte St. Pauli in den letzten 17 Saisonspielen, kletterte von Platz 15 noch auf Rang fünf. Geht es noch weiter nach oben? Hürzeler ist vorsichtig. Trotz der Erfolgsserie in der zweiten Saisonhälfte "waren wir nicht die Übermannschaft, die alles auseinander gespielt hat", sagte der 30-Jährige, der im Dezember bei den Kiezkickern Nachfolger von Timo Schultz geworden war. "Unser Anspruch muss sein, jedes Spiel gewinnen zu wollen", erklärte Hürzeler lediglich.
Das war dem jüngsten Coach im deutschen Profifußball zunächst eindrucksvoll gelungen: Nach zehn Siegen in den den ersten zehn Spielen unter seiner Führung war plötzlich sogar die Bundesliga wieder ein realistisches Thema. Der Traum zerplatzte erst mit den beiden Niederlagen gegen Braunschweig (1:2) und im Hamburger Stadtderby beim HSV (3:4).
Bornemann: "Unter den Top 25 etablieren"
Sportchef Andreas Bornemann gibt zumindest zu, den Aufstieg im Kopf zu haben. "Ich bin mit Freiburg aufgestiegen, mit Kiel, mit Nürnberg", sagte der 51-Jährige. "Das ist natürlich ein Thema, das mich immer antreibt." Die Gefahr sei allerdings, "dass man angreifbar ist, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt". Und daher sehe er keinen Grund, "nicht am Ziel der Etablierung des Clubs unter den Top 25 in Deutschland festzuhalten".
"Das schließt ja die 18 Bundesligisten mit ein", fügte der Sportchef hinzu, "und heißt auch nicht, dass wir uns davor scheuen zu benennen, wo wir hinwollen." Aber um in die Top 21 zu kommen, also unter die ersten Drei in Liga zwei, "musst du immer um die 60 Punkte umdrehen. Und das haben wir seit dem Bundesliga-Abstieg nur ein- oder zweimal geschafft". Mehr waren es tatsächlich nur ein einziges Mal, nämlich 2012 mit 62 Zählern (Rang vier). Ansonsten waren die jetzt erreichten 58 Punkte Bestmarke.
Mets bleibt - Wahl und Treu erste Neuzugänge
Trainer Hürzeler betonte, es sei unerlässlich, "dass wir es schaffen, sportlich in unsere Entwicklung und in die Ergebnisse Konstanz reinzubringen. Dass wir das, was wir in der Rückrunde angetrieben haben, konstant weitermachen." Mit dem Kader für die neue Saison zeigte sich der Coach "super zufrieden".
Nach den Abgängen von Co-Kapitän Leart Paqarada zum Bundesligisten 1. FC Köln und Lukas Daschner zum VfL Bochum stehen bislang die Abwehrspieler Hauke Wahl (Holstein Kiel) und Philipp Treu (SC Freiburg II) als Neuzugänge fest. Dazu haben die Hamburger die Kaufoption für den bislang vom FC Zürich ausgeliehenen Karol Mets gezogen. Offen ist noch der Ausgang der Gespräche mit Betim Fazliji (will weg) und Marcel Beifus (soll bleiben). Start in die Vorbereitung wird am 19. Juni sein.
Hürzeler: "Ein Privileg, beim FC St. Pauli arbeiten zu dürfen"
Für den Trainer steht dann weniger das Spielsystem im Vordergrund als vielmehr der Gedanke, welcher Spieler in welchen Räumen das größtmögliche Potenzial besitzt. Zum System seiner Führung sagte der Fußballlehrer: "Ich habe zu jedem Spieler eine Bindung, aber ich bin extrem klar und konsequent in der Führung."
Dass er selbst bei anderen Clubs Begehrlichkeiten geweckt haben könnte, interessiert Hürzeler nicht: "Ich will gar nichts von anderen Anfragen hören", sagte der 30-Jährige. "Es ist ein Privileg, beim FC St. Pauli arbeiten zu dürfen." Und es ist auch ein Privileg, mit den Kiezkickern in die Bundesliga aufzusteigen. Das gelang in der Vereinsgeschichte nämlich erst fünf Trainern: Diethelm Ferner (1977), Helmut Schulte (1988), Uli Maslo (1995), Dietmar Demuth (2001) und Holger Stanislawski (2010).