Braunschweig-Trainer Daniel Scherning bejubelt den Klassenerhalt. © IMAGO / Christian Schroedter

Eintracht Braunschweig: Der Erfolg hat einen Namen - Scherning!

Stand: 13.05.2024 13:46 Uhr

Eintracht Braunschweig hat mit einem unfassbaren Kraftakt den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga geschafft. Nach dem entscheidenden 1:0-Sieg gegen Wehen Wiesbaden waren sich alle einig: Der Erfolg hat einen Namen - Daniel Scherning.

von Johannes Freytag

Der 40-Jährige hatte die "Löwen" im November übernommen, damals lag der BTSV mit lediglich fünf Punkten nach zwölf Spieltagen abgeschlagen am Tabellenende. Doch Scherning impfte der Mannschaft wieder Selbstvertrauen ein und schaffte das Unglaubliche: Mit 33 Punkten in 21 Spielen (zwei mehr, als zum Beispiel der HSV im gleichen Zeitraum holte) erreichten die Braunschweiger noch das rettende Ufer - und das sogar einen Spieltag vor dem Saisonende.

"Für uns ist das, was wir geschafft haben, vergleichbar mit einem Aufstieg. In der Liga zu bleiben, nachdem wir so tot waren, fühlt sich überragend an." BTSV-Trainer Daniel Scherning

Scherning sprach hinterher vom größten Erfolg seiner Karriere als Cheftrainer. "Ich glaube, mir hat es auch niemand zugetraut. Das weiß ich, das ist auch gar nicht schlimm, aber genau das hat mich immer motiviert", sagte der gebürtige Paderborner.

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Braunschweig-Trainer Daniel Scherning jubelt. © IMAGO / Jan Huebner

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Furioses Heimdebüt als Wendepunkt der Saison

In der Tat war die Verpflichtung von Scherning eine Überraschung, hatte er doch auf seinen beiden Stationen zuvor keine Glanzpunkte setzen können: Mit Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück verpasste er 2021/2022 als Tabellensechster den direkten Wiederaufstieg, beim Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld konnte er 2023 die Talfahrt in Liga zwei nicht beenden und wurde auf Rang 16 liegend entlassen.

Doch der neue Mann feierte ein fulminantes Debüt bei den "Löwen": Das Heimspiel ausgerechnet gegen seinen Ex-Club Osnabrück war in seiner Dramatik ein positiver Wendepunkt für die weitere Saison. Erst in der siebten Minute der Nachspielzeit traf damals Ermin Bičakčić zum 3:2-Siegtreffer, weitere quälende sechs Minuten dauerte es, bis der Treffer auch vom VAR anerkannt war. Dieser Erfolg schweißte das Team zusammen und brachte den Glauben zurück, das Unmögliche zu schaffen.

Moral als entscheidende Qualität im Abstiegskampf

"Mit Daniel haben wir einen Trainer bekommen, der immer die richtigen Worte gefunden hat", sagte Bičakčić. Mehrfach bewiesen die Eintracht-Profis Moral und standen nach Rückschlägen wieder auf. Der 0:1-Heimniederlage gegen Hansa Rostock ließen sie ein 2:1 in Paderborn und ein 5:0 gegen Elversberg folgen. Nach dem 0:4 gegen den HSV gab es ein 3:3 in Fürth (in Unterzahl und mit einem gehaltenen Elfmeter in der 88. Minute) und den jüngsten entscheidenden 1:0-Heimerfolg gegen Wehen Wiesbaden. Seit dem 15. Spieltag punktete Braunschweig viermal nach einem Rückstand, gewann dabei sogar noch dreimal.

"Ich bin unfassbar stolz auf den Trainer und die Mannschaft." Braunschweigs Torhüter Ron-Thorben Hoffmann

Das Siegtor am Sonntag gegen die Hessen durch Thórir Jóhann Helgason sei geradezu sinnbildlich gewesen, erklärte Scherning: "Erster Ball kommt nicht gut, wird abgewehrt, dann machen wir ihn noch mal scharf, und kriegen dann auch noch den zweiten Ball. Dieser Wille zeichnet die Jungs aus, dass sie immer um alles kämpfen."

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Braunschweigs Thorir Johann Helgason (r.) und Robert Ivanov bejubeln einen Treffer. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

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Das taten sie in der Schlussphase sogar 13 Minuten in Unterzahl, weil Außenverteidiger Marvin Rittmüller verletzt vom Platz musste und das Auswechselkontingent erschöpft war. Aber solche sogenannten "Do or Die"-Spiele erfolgreich gestalten zu können, war eine entscheidende Braunschweiger Qualität im Abstiegskampf.

Schlüsselspieler Bičakčić und Philippe

Wie hat Scherning der totgeglaubten Eintracht neues Leben eingehaucht? In erster Linie mit Klarheit. Der BTSV-Coach setzte auf Kommunikation mit den Spielern und erkannte schnell, welche Spielweise, welche Formation funktionierte. Experimente machte der Trainer nur wenige. Ein entscheidender Faktor war die Stabilisierung der Defensive, zu der wesentlich die Rückkehr von Bičakčić beitrug. Der 34 Jahre alte Abwehrchef sorgte seit seinem Debüt Ende Oktober mit seiner robusten, kompromisslosen Spielweise dafür, dass die einstige Schießbude der Liga geschlossen ist: Lediglich fünf Zweitligisten haben weniger Gegentore kassiert als die "Löwen".

Aber auch offensiv hat Scherning an den richtigen Stellschrauben gedreht: So zog er beispielsweise Fabio Kaufmann mehr in die Mitte und setzte auf der Außenbahn im Gegensatz zu Vorgänger Jens Härtel auf Rayan Philippe. Der Franzose wurde zum entscheidenden Mann im Braunschweiger Umschaltspiel und avancierte mit acht Treffern und fünf Vorlagen - allesamt erst nach dem 15. Spieltag - zum Topscorer der Niedersachsen.

Scherning will kommende Saison mehr

Eintracht Braunschweig geht nun in das dritte Zweitligajahr hintereinander. Und es soll nicht das dritte hintereinander mit Abstiegskampf werden. Er freue sich auf das, was jetzt komme, sagte Trainer Scherning, dessen Vertrag im Februar bis 2025 verlängert wurde: "Das ist keine Kampfansage. Aber wir wollen in der Liga eine andere Rolle spielen. Dafür stehen wir jetzt auch mit diesen 22 Spielen. Ich weiß auch, dass wir daran gemessen werden, aber wir wollen im Idealfall nicht um Platz 15 spielen."

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Sportclub | 12.05.2024 | 23:05 Uhr

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