Bremen bei Bayern München: Bonus-Spiel vor Werders Wochen der Wahrheit
Fußball-Bundesligist Werder Bremen tritt heute beim FC Bayern München an. Die Norddeutschen sind vor der Partie beim Rekordmeister zwar seit vier Spielen ungeschlagen, suchen aber ihre Form und hängen weiter im unteren Drittel der Tabelle fest.
Der späte Ausgleichs-Hammer von Niklas Stark beim glücklichen 1:1 in Bochum sorgte für Erleichterung im Lager der Grün-Weißen. Mit seinem Treffer tief in der Nachspielzeit verhinderte der Abwehrspieler, dass ein Konkurrent im Abstiegskampf sich absetzt - und sorgte zudem dafür, dass die eigene Ungeschlagen-Serie in der Liga auf vier Spiele anwuchs.
So viel Wasser aber gehört in den Werder-Wein gegossen: Die drei jüngsten Partien gegen Mönchengladbach, Leipzig und Bochum endeten alle Unentschieden. Und das ist mit einer der Gründe, wieso das Team von Trainer Ole Werner sich in der Tabelle nicht wirklich befreien kann. Hatte die Partie zum Jahresausklang gegen RB noch Mut gemacht, taugten insbesondere der letzte Härtetest gegen Zweitliga-Abstiegskandidat Braunschweig (1:3), aber auch das Remis beim VfL nicht annähernd dazu, dass der SVW sich trotz sechs Punkten Vorsprung auf Relegationsrang 16 in Sicherheit wiegen kann.
Ganz im Gegenteil: Auf und neben dem Feld herrscht dieser Tage eine gewisse Unruhe an der Weser. Personell gibt es immer wieder Diskussionen - über den kleinen Kader, über die Kritik daran von Leonardo Bittencourt, über das Wechselwirrwarr um Leih-Stürmer Rafael Borré.
Und so ist es vor der Partie beim Rekordmeister heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) mal wieder ein Werder-Wandern zwischen den Welten. Zwischen guten Spielen, die fast zu wenig Ertrag bringen (Leipzig), und Partien mit glücklichem Punktgewinn (Bochum). Zwischen der Suche nach defensiver Stabilität und offensiver Power.
Im Hinspiel zeigte Werder gegen den FCB zwei Gesichter
Also genau so, wie die Bremer gegen den FC Bayern im August auch in die Saison gestartet waren. Da stand am Ende ein 0:4. Der SVW hatte offensiv aber ein ordentliches Spiel geliefert und hätte zu Beginn des zweiten Durchgangs durchaus zum Ausgleich kommen können, vielleicht sogar müssen. Es war allerdings dieselbe Begegnung, in der die Grün-Weißen am Ende in der Verteidigung auseinanderfielen und in der Schlussviertelstunde drei Gegentreffer kassierten.
Wie also umgehen mit einer Partie, die als Bonus-Spiel betrachtet werden kann? Punkte sind nicht per se zu erwarten. Keine der vergangenen 28 Bundesliga-Begegnungen gegen den FC Bayern haben die Bremer gewinnen können. Eine so schlechte Bilanz zwischen zwei Clubs ist in der Geschichte der Liga einmalig. Um das Finden von Stabilität und Selbstvertrauen aber geht es sehr wohl vor den anstehenden Wochen der Wahrheit. Nach dem Gastspiel in München stehen Duelle mit Freiburg, Mainz, Heidenheim, Köln und Darmstadt an - also mit vielen Konkurrenten im Abstiegskampf.
"Wir brauchen eine Top-Leistung auf jeder Position, müssen die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen und unsere Chancen nutzen." Werder-Mittelfeldspieler Mitchell Weiser
"Wir brauchen eine Top-Leistung auf jeder Position, müssen die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen und unsere Chancen nutzen", sagt Mitchell Weiser, der einst als 18-Jähriger vom 1. FC Köln zu den Bayern wechselte und über die Stationen Hertha BSC und Leverkusen an der Weser landete. "Natürlich wird es schwierige Phasen geben, aber die können wir zusammen überstehen, wenn wir alle zusammenarbeiten. Daran muss jeder glauben - in meinem Kopf ist das absolut möglich."
Besondere Partie für Werder-Torwart Zetterer
Für Torhüter Michael Zetterer ist die Partie in der bayrischen Landeshauptstadt die Rückkehr in seine Geburtsstadt. "Damals war ich als kleiner Junge mit meinem Papa in der Arena und jetzt darf ich da einlaufen und mein Papa sitzt auf der Tribüne", sagt der 28-Jährige, der zwar schon seit 2015 in Bremen ist, aber erst Mitte der Hinrunde zum Stammtorwart der Grün-Weißen wurde. "Das ist ein verrückter Moment und besonders für mich."
Über die Schwere der Aufgabe macht auch er sich keine Illusionen: "Natürlich brauchen wir einen besonderen Tag, um dort Punkte einzufahren." Hoffnung macht ihm, dass man "gegen extrem gute Mannschaften gezeigt" habe, "was wir können". Der Schlüssel sei es, "kompakt zu verteidigen" und "mit Leidenschaft zu spielen", glaubt Zetterer, der ein ganz persönliches Vorhaben für seine Premiere auf dem Feld der Arena hat: "Zu null in München, das wäre das große Ziel."
Erneut große Personalsorgen für Trainer Werner
Coach Werner steht für Zetterers Wunsch aber erneut eine deutlich eingeschränkte Auswahl an Spielern zur Verfügung. Schmerzhaft sind die Ausfälle von Bittencourt und Top-Stürmer Marvin Ducksch, die jeweils gegen Bochum die fünfte Gelbe Karte sahen. Zudem fehlen weiter Naby Keita (Afrika-Cup) sowie die verletzten Leon Opitz (Außenbandriss im Sprunggelenk), Amos Pieper (Knöchelbruch) und Milos Veljkovic (Kniegelenkbeschwerden).
Der Trainer will sich vor der "schwierigsten Auswärtsaufgabe der Saison" nicht in die Karten schauen lassen, wie er insbesondere Bittencourt und Ducksch ersetzen will, sagt aber mit Blick auf den ausgedünnten Kader augenzwinkernd: "Die Wahrscheinlichkeit, dass alle auf dem Platz stehen werden, ist recht groß." Ob das auch auf Neuzugang Julian Malatini zutrifft, ist noch nicht klar. Aktuell fehle noch die Spielberechtigung.
Doch egal, wen er von Beginn an ins Rennen schickt oder wen er einwechselt, die Aufgabe für das Kollektiv bleibt dieselbe: Man werde in München "mutig sein, die Räume nutzen und zielstrebig abschließen", dabei aber auch die Restverteidigung aufrecht erhalten müssen, "weil die Bayern dann doch nochmal mit einem anderen Tempo auf vielen Positionen kommen".
Mögliche Aufstellungen:
FC Bayern München: Neuer - Laimer, Upamecano, de Ligt, Davies - Kimmich - Musiala, Goretzka - Müller, Sané - Kane
SV Werder Bremen: Zetterer - Stark, Friedl, Jung - Weiser, Lynen, Deman - Schmid, Stage - Njinmah, Borré