Werder bibbert nach Braunschweig-Blamage Bochum-Spiel entgegen
Auf Werder Bremen warten nach dem Ende der kurzen Winterpause in der Fußball-Bundesliga gleich richtungsweisende Partien gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Gewappnet scheinen die Hanseaten für diese Aufgaben allerdings nicht zu sein, wie die 1:3-Pleite im Testspiel beim Zweitliga-Vorletzten Eintracht Braunschweig zeigte.
Ein Blick auf den Spielberichtsbogen verriet am Sonntagnachmittag bereits, dass Coach Ole Werner aktuell zum Improvisieren gezwungen ist. In Cimo Röcker, Jakob Löpping und Kein Sato saßen gleich drei Akteure bei der Generalprobe für das Bundesliga-Duell am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beim VfL Bochum auf der Werder-Bank, die sonst für die U23 in der fünftklassigen Bremen-Liga auflaufen.
Weil neben den Rekonvaleszenten Amos Pieper, Leon Opitz und Nicolai Rapp auch Naby Keïta (bereitet sich mit Guinea auf den Afrika-Cup vor) sowie Milos Veljkovic (Kniebeschwerden) ausfielen, war das Profi-Personal knapp geworden.
Alles andere als ideale Voraussetzungen also, um sich für das Kellerduell mit den Bochumern einzuspielen. Dass die dezimierten, aber immer noch namhaft besetzten Gäste, dann im Stadion an der Hamburger Straße jedoch eine erschreckend schwache Vorstellung zeigten und dem BTSV mit 1:3 unterlagen, wollte keiner der Bremer Verantwortlichen auf die Personalmisere zurückführen.
Werner: "Waren nicht bereit für das Testspiel"
"Heute waren wir nicht bereit für so ein Testspiel. Wir müssen zusehen, dass wir in der nächsten Woche bereit sind für ein Bundesliga-Spiel", sagte Werner. Lizenzbereich-Chef Clemens Fritz wurde noch deutlicher: "Wir hatten heute das einzige Testspiel vor dem Start. Das erwarte ich einen anderen Auftritt, eine andere Intensität und auch ein anderes Miteinander."
Dem früheren Nationalspieler schwante mit Blick auf die Bochum-Partie nichts Gutes. "Wenn du so auftrittst, dann wirst du in Bochum wahrscheinlich genauso viele Gegentore wie im ersten Spiel im vergangenen Jahr in Köln kriegen", sagte der 43-Jährige.
Verfehlte Personalpolitik - Werder muss nachjustieren
Zu Erinnerung: Im ersten Spiel des Jahres 2023 nach der Winterpause hatten die Norddeutschen beim 1. FC Köln mit sage und schreibe 1:7 verloren. Die Bremer Abwehr agierte dabei gegen die "Geißböcke" wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Übriges nicht zum einzigen Mal in der vergangenen Serie. Die Defensive war bereits in der Vorsaison der große Werder-Schwachpunkt. Reagiert wurde darauf im vergangenen Sommer - nicht.
Statt die Innenverteidigung zu verstärken, wurden in Senne Lynen, Olivier Deman und Keïta Mittelfeldakteure geholt. Zudem kamen die Stürmer Rafael Borré und Dawid Kownacki. Eingeschlagen hat mit Ausnahme von Borré - und er auch nur mit Abstrichen - bislang keiner der Zugänge. Die verfehlte Personalpolitik fliegt Werder nun, da auch noch viele Spieler auf einmal ausfallen, um die Ohren.
Bremen vor Wochen der Wahrheit
"Wir brauchen eine andere Konkurrenzsituation", sagte Werner nach der Testspiel-Pleite in Braunschweig. "Wir haben allgemein Bedarf nachzulegen, müssen sicherlich noch etwas tun", ergänzte der Coach. Er spielte damit den Ball zu Fritz, der nun schleunigst tätig werden sollte. Schließlich trifft Werder in den kommenden sieben Begegnungen in Bochum, den SC Freiburg, Mainz 05, Heidenheim, 1. FC Köln und Darmstadt 98 auf sechs Konkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib.
Das Gastspiel beim FC Bayern München in der übernächsten Woche (21. Januar, 15.30 Uhr) ist aus Bremer Sicht eher als Bonusspiel anzusehen.
Fritz: "Schauen am Markt, was umsetzbar ist"
Da die Aufgaben in der Schlussphase der Saison von der Papierform her komplizierter werden, sieht Werner Werder "vor den vielleicht wichtigsten Wochen der Saison". Ob der 35-Jährige die Kellerduelle mit Verstärkungen angehen kann, ist offen. Fritz sagte zwar: "Wir schauen am Markt, was umsetzbar ist. Klar ist es unser Ziel, uns zu verstärken", aber die finanziellen Mittel des Clubs sind bekanntermaßen begrenzt. Derzeit sind sogar Abgänge wahrscheinlicher als Zugänge.
So halten sich weiter hartnäckig Gerüchte, dass Frankfurt-Leihgabe Borré den Bremern vorzeitig den Rücken kehrt und nach Brasilien wechseln wird. Und Rapp wird mit dem Karlsruher SC in Verbindung gebracht. Ihre Abgänge würden zwar etwas Geld in die Kasse bringen, die ohnehin angespannte personelle Situation aber noch einmal verschärften.
Die Zeit wird ohnehin knapp für Fritz. Sollte bis zur Bochum-Partie keine Neuverpflichtungen zu realisieren sein, könnte am kommenden Sonntag an der Castroper Straße tatsächlich die Stunde der Spieler aus der fünftklassigen U23 der Bremer schlagen...