Bescherung vor dem Fest - Kiel feiert Kantersieg gegen Augsburg
Aufsteiger Holstein Kiel hat sich und seinem Anhang drei Tage vor Heiligabend mit dem zweiten Bundesliga-Sieg ein riesengroßes Geschenk gemacht. Der Tabellenvorletzte gewann am Sonnabend nach Rückstand mit 5:1 (4:1) gegen den FC Augsburg und geht mit neuem Mut in die Winterpause.
Was für ein grandioser Auftritt der "Störche"! Die bis dato zweitschlechteste Heimmannschaft der Liga, die zuvor sechsmal zu Hause verloren hatte, war an diesem Tag kurz vor Weihnachten nicht wiederzuerkennen. Der Aufsteiger spielte sich in der 15. Runde gegen den FCA in einen Rausch und kam hochverdient zum zweiten Saisonsieg, der nach zuvor fünf Niederlagen am Stück so gut tat.
"Das haben wir einfach mal gebraucht." Phil Harres
"Es ist unbeschreiblich!", sagte Doppeltorschütze Phil Harres im Interview mit dem NDR. "Nach dem Gegentor haben wir zusammengestanden, sind füreinander gelaufen, haben füreinander gekämpft. Und dann sieht man, was möglich ist."
Das Team von Holstein-Trainer Marcel Rapp hat nun acht Punkte auf dem Konto und geht als Tabellenvorletzter in die Winterpause - jetzt aber mit viel mehr Zuversicht. "Ich bin stolz auf die Mannschaft", sagte Rapp dem NDR. "Jeden war für den anderen da. Wir sind gut bestückt mit vielen Spielern, die Potenzial haben. Wir müssen das Potenzial zum Entfalten bringen, und dann haben wir eine gute Rückrunde."
Sicherlich wäre die Stimmung im Holstein-Stadion noch fröhlicher gewesen, wenn es am Abend zuvor in Magdeburg nicht den schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt gegeben hätte. Vor der Begegnung hatte es dewegen eine Schweigeminute gegeben.
Kiel gerät früh in Rückstand...
Rapp war schon zuversichtlich in die Partie gegangen, denn der Holstein-Coach hatte sich von einer Auszeichnung einen "Extra-Motivationskick" für das Aufeinandertreffen mit den Fuggerstädtern versprochen - sein Team war unter der Woche zu Schleswig-Holsteins "Mannschaft des Jahres" gekürt worden.
Zu erhöhter Wachsamkeit in der Anfangsphase führte der Titel aber nicht. Zunächst erwies sich Marko Ivezic als viel zu inaktiv. Der Serbe ließ Samuel Essende über die rechte Kieler Seite gewähren und den Ball Richtung Strafraumgrenze passen, wo gleich vier Holstein-Profis den Flachschuss des Augsburgers Alexis Claude-Maurice nicht blockten - 1:0 für den FCA (5.).
...und kommt dann fulminant zurück
Der Aufsteiger berappelte sich aber zügig und lieferte die perfekte Antwort: Nach Shuto Machinos schönem Rückpass von der Torauslinie schoss Lasse Rosenboom zum 1:1 ein (12.). Und was dann kam, war aus Kieler Sicht einfach nur grandios. Die "Störche", die in den 14 Saisonspielen zuvor nur insgesamt 14 Tore zustande gebracht hatten, spielten sich in einen Rausch und trafen fast nach Belieben.
Harres mit Doppelpack, Machino erhöht auf 4:1
Zunächst schnürte Harres drei Tage vor Heiligabend einen Doppelpack: Der Stürmer traf zuerst per Kopfball (32.), dann per Rechtsschuss zum 3:1 (35.). Doch damit beließ es der Aufsteiger nicht: Machino zirkelte den Ball per Freistoß aus 18 Metern ins Augsburger Tor - 4:1 für den Tabellenvorletzten!
Da Augsburgs Verteidiger Chrislain Matsima in der Nachspielzeit der ersten Hälfte eine Top-Chance vergab, gingen die Kieler mit dem stattlichen Vorsprung in die Pause. Es war eindeutig Kiels beste Hälfte in der Bundesliga.
Nach VAR: Dritter Harres'-Treffer aberkannt
Und fast hätte das Toreschießen der Schleswig-Holsteiner kurz nach Wiederbeginn seine Fortsetzung gefunden. Alexander Bernhardsson ließ das 5:1 liegen, als er sieben Meter vor dem Augsburger Tor den Ball nicht richtig traf (52.). In der 68. Minute jubelten die Holstein-Fans ein weiteres Mal - allerdings zu früh. Nach VAR-Intervention wurde Harres' Treffer wegen eines vorangegangenen Foulspiels des Kielers Max Geschwill gegen Marius Wolf aberkannt.
Machino sorgt mit dem 5:1 für die Krönung
Augsburg kam zwar im weiteren Verlauf zu Gelegenheiten. Doch die KSV ließ hinten nichts mehr zu und krönte vorne den starken Gesamtauftritt: Nach herrlicher Kombination stellte Machino den 5:1-Endstand her (90.+1). Der Rest war frenetischer Jubel im Holstein-Stadion.