Baumann: Werders Investoren-Modell Vorbild für andere Clubs?
Vom Problemfall zum Vorbild? Mit einem regionalen Investoren-Modell hat sich Fußball-Bundesligist Werder Bremen seiner größten finanziellen Sorgen entledigt. Laut dem scheidenden Geschäftsführer Frank Baumann gibt es viel Interesse anderer Clubs - zumal die Fan-Gemeinde nicht dagegen Sturm gelaufen ist.
Spätestens seit der erfolgreichen Fan-Proteste gegen den Investoren-Einstieg bei der DFL ist bekannt, wie schwierig das Thema Investoren im deutschen Fußball ist. Umso bemerkenswerter, dass Werder einen Weg gefunden zu haben scheint, der für die Anhänger des Clubs in Ordnung ist.
Ein regionales Bündnis hat für 38 Millionen Euro 18 Prozent der Anteile an der ausgegliederten SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA erworben. Zu den Investoren gehört auch Baumann selbst.
"Das sind alles Werder-Fans. Man spürt, da ist eine wirkliche Leidenschaft und Identifikation mit dem Verein. Und dieses Gefühl hat die Gruppe gut transportiert", erklärt Baumann, der nach acht Jahren als Geschäftsführer am 30. Juni als Werder-Funktionär ausscheidet, und folgert: "Deshalb hat es keine größeren Proteste gegeben."
10 bis 15 Jahre lang habe es bei Werder schon die Hoffnung gegeben, "dass man Bremer Kaufleute dazu gewinnen kann", berichtet der 48-Jährige und fügt hinzu: "Wir bekommen aus der Branche viel Respekt dafür und auch viele Nachfragen. Ich denke schon, dass das bei dem einen oder anderen Verein ein Thema werden kann."
Schlüssel bei Investoren-Suche war die Regionalität
Baumann nennt Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld als Beispiele für Clubs, die einen ähnlichen Weg bereits beschritten haben. Auch in anderen Teilen Norddeutschlands ist das Thema sehr präsent: Der HSV suchte zuletzt mit einer neuen Rechtsform nach einem Weg, frisches Geld zu generieren. Die Anhängerschaft verweigerte sich aber dem Wunsch der Clubführung, dem Verkauf weiterer Anteile zuzustimmen. St. Pauli will eine Genossenschaft gründen, um die eigenen Fans zu beteiligen. In Hannover ist es mit Clubboss Martin Kind sogar ein Dauerthema.
"Wir bekommen aus der Branche viel Respekt dafür und auch viele Nachfragen. Ich denke schon, dass das bei dem einen oder anderen Verein ein Thema werden kann." Frank Baumann
Für Baumann kommt es auf die genaue Auswahl der Investoren an: "Wir sind froh, dass wir Personen gefunden haben, die eine große Werder-Verbundenheit haben", betont der Ex-Profi, der von 1999 bis 2009 bei Werder spielte. Außer dem bisherigen Geschäftsführer zählen Unternehmer und Privatpersonen aus der Bremer Gegend zu dem Zusammenschluss.
Krise wie zu Corona-Zeiten "leichter zu überstehen"
Die Anhängerschaft weiß allerdings auch sehr genau, wie es um die Finanzen der Grün-Weißen steht beziehungsweise stand. In der Corona-Pandemie, als die Einnahmen aus Ticketverkäufen fast gänzlich weggebrochen waren, ächzte Werder unter seinen finanziellen Problemen - und war einer von vielen Clubs, der sich Kritik ausgesetzt sah, nicht für "schlechte Zeiten" vorgesorgt zu haben. 2021 mussten die Bremer rund 20 Millionen Euro Kredit aufnehmen, um nicht in noch größere Probleme zu geraten.
Die Pandemie-Zeit bezeichnet Baumann deshalb auch nicht überraschend als "die schwierigste Phase" seiner insgesamt 14-jährigen Zeit als Funktionär in Bremen: "Für Werder war es auf jeden Fall wichtig, dass wir durch das regionale Bündnis an Investoren jetzt eine Basis haben, so eine Krise auch einmal leichter zu überstehen."