HSV-Mitglieder: Neue Rechtsform ja, Verkauf weiterer Anteile nein
Die Mitglieder des HSV e. V. haben am Sonnabend auf einer außerordentlichen Versammlung der Wandlung der "HSV Fußball AG" in eine "HSV Fußball AG & Co. KGaA" zugestimmt. Trotz des Rechtsform-Wechsels darf der Fußball-Zweitligist aber nicht mehr Anteile verkaufen, um so neues Kapital zu generieren.
Nur 272 Mitglieder (rund 62,2 Prozent) stimmten dafür, dass der Anteil des HSV e.V. in der neuen KGaA von 75 Prozent auf 50 Prozent sinken könnte. Erforderlich wäre eine Dreiviertelmehrheit der Anwesenden gewesen. Damit hätte der HSV deutlich mehr Aktien als bisher an Investoren veräußern dürfen. Doch 165 Mitglieder votierten gegen diesen Plan.
"Das hat uns natürlich nicht gefallen. Aber das ist Demokratie." HSV-Vizepräsident Michael Papenfuß
Bei der zweiten Abstimmung des Tages hatte es per Handzeichen zunächst kein klares Ergebnis gegeben, eine elektronische Wahl musste entscheiden. Und sie fiel negativ aus. Damit ist klar: Der Club darf auch künftig nicht mehr Anteile als die aktuell in der AG veräußerten 24,9 Prozent verkaufen.
"Das hat uns natürlich nicht gefallen. Aber das ist Demokratie", sagte Vizepräsident Michael Papenfuß nach der Abstimmung - etwa 450 der 109.000 Mitglieder waren in Präsenz in der Wilhelmsburger Arena. "Wir fragen uns auch, was wir in der Aufklärung, in der Beantwortung dieser Themen hätten besser machen können. Dazu müssen wir den Austausch noch einmal suchen. Wir schauen nach vorn." Dennoch war er nicht ganz unzufrieden: "Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht."
Papenfuß: "Promillebereich bestimmt über Geschick des Vereins"
Der Verein, der sich nach Jahren der wirtschaftlichen Schieflage zuletzt etwas stabilisiert hatte, hat sich mit der Verabschiedung der neuen Rechtsform somit eine neue Struktur gegeben. Die beispielsweise von Finanzvorstand Eric Huwer erhoffte Möglichkeit, zusätzliches Geld zu generieren, aber bleibt aus. "Die Herausgabe weiterer Aktien ist aktuell nicht möglich", erklärte Papenfuß. In der aktuellen AG-Struktur ist dieses Potenzial ausgeschöpft.
Man werde sich "zusammensetzen und hinterfragen, was wir hätten besser machen müssen", sagte Papenfuß. "Aber ich glaube schon, dass die Überzeugung dann da sein wird, den zweiten Schritt erneut zu wagen." Dass nur wenige Mitglieder zu der Versammlung gekommen waren, frustrierte ihn: "Wenn ich hier nur 400 habe und dann 165 dagegen sind, dann kann man auch hochrechnen, welcher Promillebereich das Geschick des Vereins bestimmt", meinte er.
HSV: Mitglieder fast einstimmig für Änderung der Rechtsform
Daher will er versuchen, mehr Leute zu motivieren, zur nächsten Versammlung zu kommen. Ein anderer Termin als in der Ferienzeit wie am Sonnabend oder ein zentralerer Ort wie das Volksparkstadion sollen gesucht werden. Es soll ein Rückspiel geben. "Das geht schnell." Die Einladungsfrist betrage schließlich nur sieben Wochen.
Immerhin: Am Sonnabend waren die Mitglieder dem Werben von Papenfuß, des Abteilungsleiters des "HSV Supporters Clubs", Sven Freese, sowie von Finanzvorstand Huwer bei der ersten Abstimmung gefolgt: Fast einstimmig wurde die neue Rechtsform beschlossen. Erforderlich war auch hier eine Dreiviertelmehrheit.
Trennung von operativem Geschäft und Vermögen
Der Beschluss der neuen Rechtsform bedeutet, dass operatives Geschäft und Vermögen künftig in zwei Gesellschaften getrennt werden. Die "HSV Fußball AG" wird eine sogenannte Kommanditgesellschaft (HSV Fußball AG & Co. KGaA) und dabei künftig als reine Vermögensverwaltungsgesellschaft fungieren. Diese hat keinen Einfluss auf den Profi-Fußball.
Der sportliche Bereich liegt vollständig in der neugegründeten Aktiengesellschaft, die sich "HSV Fußball Management AG" nennen soll. Diese wird hundertprozentige Tochter des Vereins, Anteile daran dürfen nicht an Dritte verkauft werden. Dadurch ist sichergestellt, dass die 50+1-Regel eingehalten wird.
Verkauf aller Anteile in der Theorie möglich
Von der nun neu zu gründenden "HSV Fußball AG & Co. KGaA" könnten theoretisch alle Anteile verkauft werden. Dem aber schoben die Mitglieder mit ihrem Votum einen Riegel vor. Die HSV-Verantwortlichen hatten vorgehabt, 50 Prozent der Anteile herauszugeben.
Der Abstimmung am Sonnabend vorangegangen war die rund zwei Jahre währende Vorbereitung einer Arbeitsgruppe. Supporters-Chef Freese hatte vor der Abstimmung die "Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz der Arbeitsgruppe" gelobt, Huwer die Chance betont, "so nah wie noch nie an einen schuldenfreien HSV" herankommen zu können. Und Papenfuß hatte vor der Abstimmung von nicht weniger als der "entscheidenden Weiche für die Zukunft des HSV" gesprochen.
Kühne-Holding gehören künftig 21 Prozent der KGaA
Die Mitglieder stellten aber nur einen Teil der Weiche um. Das bedeutet auch, dass der geplante Supporters Trust vorerst nicht kommt. Über den Trust sollen Fans und Mitglieder an der Kommanditgesellschaft sich beteiligen dürfen. Nach dem aktuellen Stand aber sind keine Anteile frei, da schon vor der Reform das Maximalkontingent an 24,9 Prozent der Anteile an außenstehende Investoren vergeben sind.
Durch die Zustimmung zur Rechtsform-Änderung ist der Weg frei, das Darlehen von Investor Klaus-Michael Kühne aus dem vergangenen Jahr von 30 Millionen Euro in Anteile an der KG umzuwandeln. Die Hamburger müssen das Geld nicht zurückgeben und auch keine Zinsen zahlen. Der Holding des 86-Jährigen gehören im Gegenzug nun 21 Prozent an der KGaA. Der HSV ist mit 68,4 Prozent beteiligt, der Rest verteilt sich auf die anderen Anteilseigner an der AG.
Profiabteilung des HSV seit 2014 in AG ausgegliedert
Seit 2014 ist die Profiabteilung des Hamburger SV ausgegliedert in eine klassische Aktiengesellschaft - die "HSV Fußball AG". Qua Satzung sind die zum Verkauf stehenden Anteile auf 24,9 Prozent beschränkt. Der HSV e.V. hält 75,1 Prozent der AG. Dadurch wird verhindert, dass ein einziger Investor ein Viertel der Anteile erwerben und damit Beschlüsse blockieren kann.
Übergang in die KGaA bis Ende Juni
Vor der Veranstaltung hatte der Verein geplant, bei einem Votum für eine Änderung der Rechtsform im April die "HSV Fußball Management AG" gründen und parallel den Rechtsformwechsel der "HSV Fußball AG" in die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" in die Wege leiten zu wollen. Die Umsetzung soll bis Ende Juni und damit zur kommenden Saison erfolgen.