2:2 bei Hansa Rostock - HSV nur mit Remis in Spiel eins nach Walter
Der HSV hat im Nordduell bei Hansa Rostock in Spiel eins nach der Entlassung von Trainer Tim Walter nur 2:2 (1:0) gespielt. Das Team von Interimstrainer Merlin Polzin enttäuschte über weite Strecken der Partie, die abstiegsbedrohten Mecklenburger verdienten sich den Punkt redlich.
Die Hamburger zeigten sich in der kampfbetonten Partie im Ostseestadion nur in Hälfte eins defensiv verbessert und gingen durch eine schöne Einzelleistung von Jean-Luc Dompé in Führung (34.). Spielerisch aber blieb vieles Stückwerk. Im zweiten Abschnitt zwei stresste Hansa die Gäste aber mit aggressivem Pressing und Zweikampfhärte deutlich mehr und gewann immer mehr die Oberhand, Juan-José Perea erzielte den Ausgleich (50.).
Schlussphase mit zwei Treffern
Neuzugang Sveinn Gudjohnsen brachte die Mannschaft von Trainer Mersad Selimbegovic in der Schlussphase sogar in Führung (82.), doch Robert Glatzel rettete den Hamburgern wenig später immerhin einen Zähler (86.). Ein Treffer, der die Rostocker Gemüter erhitzte, weil Janik Bachmann in der Entstehung nach einem Befreiungsschlag liegen geblieben war, der HSV aber weiterspielte.
Die abstiegsbedrohten Mecklenburger waren dem Sieg insgesamt näher als der Aufstiegsaspirant, der durch das Unentschieden weiter Boden auf Holstein Kiel verloren hat, das parallel 4:0 in Paderborn gewann. In der Tabelle hat der HSV nun bereits vier Zähler Rückstand auf die "Störche".
HSV und Hansa treten weiter auf der Stelle
Entsprechend enttäuscht über den eigenen Auftritt zeigte sich Kapitän Ludovit Reis: "Wir sind hier hingefahren, um zu gewinnen - und das haben wir nicht geschafft." Der Niederländer beklagte vor allem das fahrige Spiel des Teams: "Vor allem in der zweiten Halbzeit war das zu wenig, fast jeder zweite Ball ging an die Rostocker."
Die treten trotz des couragierten Auftritts mit nun 22 Zählern im Tabellenkeller weiter auf der Stelle. Selimbegovic schöpfte dennoch Hoffnung: "Wir waren zu Beginn nicht so mutig. In der zweiten Hälfte hatten wir diesen Mut und müssen dieses Spiel einfach gewinnen." Das Spiel sei "ein Schritt in die richtige Richtung" gewesen, "obwohl wir heute zwei Punkte verloren haben".
HSV-Vorsängerpodest vor dem Ostseestadion abgelegt
Viel Aufregung auf dem Rasen, viel Aufregung allerdings auch schon vor dem brisanten Nordduell: Rostocker Anhänger entwendeten - mutmaßlich im Rahmen des Europa-League-Spiels von Schachtar Donezk am vergangenen Donnerstag - ein Podest der HSV-Vorsänger aus dem Volksparkstadion. Das Podest, das aus Sicherheitsgründen für das internationale Spiel hatte abgebaut werden müssen und eingelagert war, tauchte am Sonnabend vor dem Ostseestadion auf - dazu ein Spruchband im Rostocker Block.
Unterbrechung nach zehn Minuten
Als im Stadion angepfiffen wurde, versuchte Hansa die Gäste direkt mit hohem Pressing zu stressen. Die Hamburger aber waren - anders als zuletzt beim wilden 3:4 zu Hause gegen Hannover 96 - von Beginn an auf der Höhe. Glatzel hatte nach schönem Doppelpass mit Ignace van der Brempt eine Halbchance, scheiterte aber an FCH-Keeper Markus Kolke (9.).
Danach war die Partie kurz unterbrochen: Rostocker Anhänger schickten aus Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ferngesteuerte Autos mit Rauchtöpfen auf den Rasen. Zudem tauchte ein Fadenkreuz-Plakat auf, das mutmaßlich Alexander Dibelius vom möglichen Investor CVC zeigte. Das Banner verschwand nach kurzer Zeit wieder.
Dompé durchbricht die Langeweile
Es folgten 24 Minuten gepflegte Langeweile, bis Dompé mit einer starken Einzelleistung die Gästeführung besorgte: Über Umwege landete der Ball am linken Strafraum-Eck beim Franzosen, der Felix Ruschke mit einem Übersteiger aussteigen ließ und den Ball gedankenschnell mit der Pike vorbei an Kolke spitzelte.
Ruschke (45.+3) und Bachmann (45.+5) probierten es auf der Gegenseite, konnten Matheo Raab, der erneut den Vorzug vor Daniel Heuer Fernandes im Hamburger Tor erhielt, aber nicht ernsthaft in Gefahr bringen. So blieb Dompés Geistesblitz das einzige Highlight einer kampfbetonten, schwachen ersten Hälfte.
Perea gleicht aus - Hansa vergibt Chancen
Das Bild änderte sich direkt nach Wiederanpfiff: Zunächst ließen Junior Brumado für Hansa (47.) und Immanuel Pherai für den HSV (50.) beste Chancen aus. Im direkten Gegenzug nach der Gelegenheit des Niederländers aber schlugen die Gastgeber zu. Svante Ingelsson flankte von der linken Seite und Perea brauchte nur noch einzuköpfen.
Die Rostocker waren jetzt die spielbestimmende Mannschaft: Wie zu Beginn der Partie setzten sie die Hamburger früh unter Druck - und die machten Fehler. Perea hatte zwei Halbchancen (58. und 68.), die beste Gelegenheit hatte Kevin Schumacher, scheiterte mit seinem Versuch aber am stark reagierenden Raab (71.). Auf der Gegenseite verpasste Glatzel das 2:1 für die Gäste (76.).
Gudjohnsen trifft spät, Glatzel aber noch später
Es war der Auftakt für eine wilde Schlussphase: Erst brachte der eingewechselte Gudjohnsen Hansa in Führung, weil der ebenfalls eingewechselte Ransford Königsdörffer einen zu kurzen Rückpass spielte, der Rostocker Neuzugang sich den Ball schnappte, Raab umkurvte und einschob. Der HSV war schlecht, aber auch noch nicht geschlagen: Pherai flankte auf Glatzel, der sich am zweiten Pfosten geschickt löste und traf.
Es gab acht Minuten Nachspielzeit und noch Chancen hüben wie drüben. Doch da Ingelsson (90.+1), van der Brempt (90.+4) und Dennis Dressel (90.+8) ihre Gelegenheiten ausließen, blieb es beim 2:2 - und einer Punkteteilung, die keinem der Nordrivalen wirklich weiterhilft.