HSV und Trainer Walter auf Schalke heute unter Zugzwang
Heute Abend startet der HSV mit dem Gastspiel bei Schalke 04 in die Rückrunde der 2. Fußball-Bundesliga. In seinem 100. Pflichtspiel als Coach der Hanseaten steht Trainer Tim Walter unter Druck.
100 Pflichtspiele als HSV-Trainer - das haben nicht viele geschafft. Aber der 48-Jährige arbeitet nach der nicht rundum überzeugenden Hinrunde gewissermaßen "auf Bewährung". Dennoch lohnt auch ein vergleichender Blick: Bei Walters Jubiläum am Sonnabend (20.30 Uhr/im NDR Livecenter) sitzt auf Schalker Seite in Karel Geraerts bereits der sechste Coach auf der Bank, seit Walter an selber Stelle sein HSV-Debüt gab.
"Wir wissen, dass wir Luft nach oben haben, wir haben aber auch Lust auf oben." HSV-Trainer Tim Walter
3:1 gewannen die Hamburger im Juli 2021 in Gelsenkirchen, aller Voraussicht nach sind am Sonnabend alle vier Torschützen von damals - Robert Glatzel, Moritz Heyer und Bakery Jatta für den HSV und Simon Terodde für Schalke - erneut von der Partie.
Knackt Walter auch die Doll-Marke?
Eine Wiederholung des Resultats von vor zweieinhalb Jahren käme Walter sicher zupass. Denn auch er weiß: Sollte der Tabellendritte in den ersten Spielen des Jahres nicht punkten und damit den anvisierten Aufstieg gefährden, dürfte er die Marke des letzten "Hunderters" auf der Hamburger Bank nicht erreichen: Thomas Doll brachte es zwischen 2004 und 2007 auf 111 Spiele.
Gleichwohl gab sich der Coach am Donnerstag gelassen: "Ich bin schon so lange hier und mache mir deshalb keine Gedanken. Ich habe immer gesagt 'Druck ist ein Privileg' - ich fühle mich privilegiert und freue mich auf den Druck."
Walter: "Waren nicht im Winterschlaf"
Vor allem freut sich Walter auf den Rückrundenstart: "Rein die Begegnung wirkt ja schon. Wir werden vor mehr als 60.000 Zuschauern spielen." 6.100 Hamburger Fans werden wohl vor Ort sein. Ein Spektakel wie in der Hinrunde beim 5:3 im Volksparkstadion erwartet der HSV-Coach nicht, wenngleich er "das Ergebnis gerne mitnehmen" würde.
Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Spiel seien gegeben, so Walter, schließlich "waren wir nicht im Winterschlaf, sondern in der Wintervorbereitung". Und da habe er auch in den Testspielen (jeweils 2:2 gegen Eindhoven und den FC Zürich) "sehr viele gute Dinge" gesehen. Gerade im Defensiverhalten und bei Standardsituation hofft Walter insgesamt auf eine Steigerung, die letztlich zum Aufstieg führen soll: "Wir haben für uns den Anspruch, es noch besser machen zu wollen."
Ärger um geplante Choreografie der Fans
Für Ärger sorgt im Vorfeld eine geplante Choreografie der HSV-Fans im Stadion mit einer Blockfahne. Wie der Club mitteilte, habe die Polizei in Gelsenkirchen dies verboten und bezeichnete die Maßnahme "grundsätzlich als nicht zielführend". Es handele sich viel mehr um einen "massiven Eingriff in die Fankultur".
Dieser Darstellung widersprach nun die Polizei. Es sei eine Zustimmung zu einer Choreografie in Aussicht gestellt worden, "wenn die Fans des Gastvereins entweder keine Blockfahne aufziehen oder der Verein den Verzicht auf Pyrotechnik während der Choreografie zusichert". Es sei allerdings seitens des HSV kein Kontakt aufgenommen worden.
Die Polizei rechnet nach eigener Darstellung damit, dass eine Blockfahne über den ganzen Block als Sichtschutz genutzt werden könnte, um dann "gefährliche und daher verbotene Pyrotechnik zu zünden". Insgesamt sollen 6.100 Fans die Gäste auf Schalke unterstützen.
Neuzugang Okugawa soll eine "Bereicherung" sein
Coach Walter konzentriert sich auf das, was auf dem Platz passiert. Und dort verspricht er sich viel Schwung von Neuzugang Masaya Okugawa: "Er ist sehr gut im Eins-gegen-Eins, kann Dinge initialisieren und ist torgefährlich. Er wird unsere Offensive bereichern."
Optimistisch stimmt auch die personelle Situation: Bis auf die verletzten Sebastian Schonlau und William Mikelbrencis sowie Afrika-Cup-Teilnehmer Ransford-Yeboah Königsdörffer stehen gegen Schalke alle Profis zur Verfügung - auch der zuletzt angeschlagene Ludovit Reis. "Er hat im Testspiel gegen Zürich gespielt, also kann er auch am Sonnabend spielen", sagte Walter.
Mögliche Aufstellungen:
Schalke: Fährmann - Brunner, Kalas, Kaminski, Ouwejan - Seguin - Idrizi, Mohr - Karaman - Topp, Terodde
HSV: Heuer Fernandes - van der Brempt, Ramos, Ambrosius, Heyer - Meffert - Pherai, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé