Kloster Cismar: Geschichte und Kultur nahe der Ostsee
In der Nähe von Grömitz lohnt ein Besuch des kleinen Dorfes Cismar. Die ehemalige mittelalterliche Abtei aus Backstein lockt auch mit Ausstellungen, Konzerten und einem Klosterfest.
Von Grömitz an der Lübecker Bucht ist der 800-Seelen-Ort Cismar mit fünf Kilometern nur eine kurze Radtour oder einen ausgedehnten Spaziergang entfernt. Cismars Wahrzeichen ist seine ehemalige Benediktinerabtei. Das im Stil der Backsteingotik ausgeführte Kloster ist die größte und bedeutendste mittelalterliche Abtei in Ostholstein.
Kloster Cismar - Schatz der Backsteingotik
Die Entstehung des Klosters im Jahr 1231 geht auf Mönche aus dem Lübecker Johanniskloster zurück, die nach Cismar umziehen mussten . In mehreren Bauetappen entstand zwischen 1245 und etwa 1330 die um einen viereckigen Innenhof gruppierte Anlage, die von einem Wassergraben und Erdwällen umgeben ist. Den Nordriegel bildet die hohe, einschiffige Abteikirche ohne Turm, die nach Westen mit einem Treppengiebel abschließt. Der Westflügel ist heute nicht mehr erhalten, der Kreuzgang nur noch in Umrissen erkennbar.
Sehenswert ist der Altar, einer der ältesten erhaltenen Flügelaltäre weltweit, der um 1315 in einer Lübecker Schnitzerwerkstatt gefertigt wurde. Die Darstellungen auf dem Schrein zeigen Dutzende Einzelfiguren, unter anderem Szenen aus dem Leben Christi.
Vom Kloster zum Verwaltungssitz und Kulturzentrum
Das Kloster erlebte eine wechselvolle Geschichte. Als die Reformation den Norden erreichte, teilte Cismar das Schicksal vieler Klöster: Es verwaiste. 1561 wurde die Abtei aufgelöst. Die Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf verlegten eine Residenz in den Gebäudekomplex und ließen später den ehemaligen Laienabschnitt im Westen im Barockstil umbauen. Das Gebäude diente fortan als Wohnhaus des Amtmanns und Verwaltungssitz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster als Flüchtlingswohnheim, Jugendherberge und Schule genutzt, bis es in den 80er-Jahren umfangreich saniert und zum Kulturzentrum wurde, 1999 dann Dependance der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen mit Sitz auf Schloss Gottorf.
Ausstellungen, Konzerte und Klosterfest
Regelmäßig finden in dem barocken Gebäude im Sommer Kunstausstellungen statt, im Gewölbesaal der Klosterkirche vor allem Kammerkonzerte. Der ehemalige Speisesaal der Mönche beherbergt das Klostercafé. Jedes Jahr am zweiten August-Wochenende lockt das traditionelle Klosterfest an drei Tagen Zehntausende nach Cismar. Neben einem Kunsthandwerkermarkt mit mehr als 100 Ständen erwartet die Besucher Musik und ein kulinarisches Angebot.
Wegen Bau- und Sanierungsarbeiten im Kloster Cismar sind für 2025 keine Sonderausstellungen geplant. Die Außenanlagen des Klosters sind aber frei zugänglich. Kirche und Klosteranlage können im Rahmen von Führungen besucht werden. Der Förderkreis Kloster Cismar informiert über aktuelle Termine.
Kunst und Kultur auch im Dorf
Im Dorf leben und arbeiten zahlreiche Kunsthandwerker sowie Literatur- und Kunstschaffende. Dichterin Doris Runge organisiert im "Weißen Haus" in Cismar regelmäßig Lesungen bedeutender Gegenwartsautoren. Eine Handvoll Galerien, Ateliers und Werkstätten öffnen ihre Tore für Besucher.
Außerdem hat der plattdeutsche "Jedermann" hier seine Wurzeln. Johannes Stricker, der in Cismar von 1561 bis 1572 als erster evangelischer Pastor wirkte, hat das Theaterstück "De düdesche Schlömer" (Der deutsche Flegel) geschrieben und damit die zügellosen Zustände auf den umliegenden Gutshöfen angeprangert. An der Bäderstraße erinnert eine Bronzeplastik an Stricker und sein Werk. Immer mal wieder wird das Stück in der Klosterkirche Cismar aufgeführt.
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