Hallig Langeneß: Die Größte der Kleinen
Schmal und lang ist die größte Hallig in der Nordsee - Langeneß. Knapp 120 Menschen leben dort auf sogenannten Warften. Sie bieten Schutz vor Hochwasser und prägen die Insel.
Langeneß heißt lange Nase. So gab die Form der Hallig vor der Westküste Schleswig-Holsteins ihren Namen - schmal und lang gestreckt. Mit 18 Warften, den bebauten Erhebungen, ist Langeneß die größte der insgesamt zehn nordfriesischen Halligen und beherbergt auch Touristen. In der Hauptsaison setzen täglich mehrere Fähren über zwischen Schlüttsiel auf dem Festland und dem Anleger im Südwesten von Langeneß. Wer nicht auf sein Auto verzichten möchte, sollte volltanken, denn auf der Hallig gibt es keine Tankstelle. Am besten lässt sich die Hallig aber ohnehin mit einem Fahrrad erkunden, das Besucher vor Ort mieten können.
Etwa 120 Einwohner, eine Schule und eine Kirche
Langeneß ist unter dem Einfluss von Gezeiten und Sturmfluten entstanden. Bereits im 17. Jahrhundert siedelten sich hier Seefahrer an. Heute wohnen knapp 120 Menschen in Häusern auf den Warften. Es gibt einen Kindergarten, eine Grund- und Hauptschule, eine Kirche und einen Hofladen. Ein Kiosk, zwei Restaurants und drei Cafés sorgen für das leibliche Wohl. Mit ein bisschen Glück treffen Urlauber bei einem Spaziergang im Watt den Postboten, der je nach Wetterlage Briefe und Päckchen vom Festland bringt.
Sehenswürdigkeiten: Museum und Bockwindmühle
Eines der ältesten original erhaltenen Hallighäuser ist das Kapitän-Tadsen-Museum, das einen Einblick in das Halligleben im 18. Jahrhundert gibt. Es besteht aus mehreren Räumen: dem reich ausgestatteten Hauptraum (Pesel), Kellerstube, Speisekammer, Küche und Stall. Echte Hingucker sind die Decken- und Wandmalereien sowie die mit mehr als 1.600 holländischen Fliesen verzierten Wände. Sie zeigen biblische Motive aus dem Alten Testament. Bis 1981 bewohnten Nachkommen des Kapitäns das Haus, seit 1987 ist es ein Museum. Auf der Honkenswarf hat die Familie Johannsen außerdem ein kleines Familienmuseum eingerichtet, das ebenfalls besichtigt werden kann.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es fast auf jeder Hallig mehrere Bockmühlen. Sie gehören zu den ältesten Windmühlentypen in Europa. Ein besonderes Merkmal von Bockmühlen ist, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzelnen dicken Pfahl, dem sogenannten Bock, steht. Mit Hebelwirkung vom Außenbalken kann die Mühle in den Wind gedreht werden. Der Nachbau einer solchen Bockwindmühle steht vor dem Kapitän-Tadsen-Museum auf der Ketelswarf. Das Original ist seit 1953 im Heimatmuseum auf der Nachbarinsel Föhr zu besichtigen.
Zu Fuß oder mit der Lore nach Oland
Wenn es schnell zum Festland gehen soll oder zur Nachbarhallig Oland, müssen die Einheimischen nicht auf eine Fähre warten. Ein schmaler Schienendamm verbindet Langeneß mit Oland und dem Festland. Die meisten Einwohner haben sich ihre Lore selbst gebaut. Dabei handelt es sich um ein kleines Schienenfahrzeug, das von einem Benzinmotor angetrieben wird und etwa 20 Stundenkilometer erreicht. Treffen zwei Lorenfahrer auf dem vier Kilometer langen Gleis aufeinander, gilt diese Verkehrsregel: Wer mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich hat, erhält Vorfahrt. Eine Fahrt nach Oland dauert etwa 20 Minuten. Der Weg kann bei Ebbe auch bequem zu Fuß zurückgelegt werden.
Konzerte im Schafstall bei "Kultur auf den Halligen"
Von Mai bis September lädt Langeneß zu einer ungewöhnlichen Veranstaltungsreihe ein: Unter dem Motto "Kultur auf den Halligen" finden Lesungen, Konzerte und Kabarettvorführungen in einem Schafstall der Insel statt. Regelmäßig sind auch bekannte Künstler zu Gast.