Melancholisch anmutende Skulpturen und berührende Mahnmale, romantische Teiche und stille Pfade - ein Spaziergang über den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg lohnt sich zu jeder Jahreszeit.
Stand: 22.06.2022 | 15:07 Uhr
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Rund um den Michel
1 | 20 Reiche Kaufleute und anonym beigesetzte Obdachlose, bekannte Künstler und Opfer beider Weltkriege - sie alle fanden auf dem Friedhof in Ohlsdorf eine letzte Ruhestätte.
2 | 20 Viele prominente Hamburger wurden auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof bestattet. Er ist einer der repräsentativsten Teile des Ohlsdorfer Friedhofs und erinnert an eine barocke Gartenanlage.
3 | 20 Eine überlebensgroße Christusskulptur wacht über die vielen verdienten Hamburger, die dort bestattet sind - darunter der Architekt Fritz Schumacher, der Mediziner Bernhard Nocht und der Maler Philipp Otto Runge.
4 | 20 Einen ersten Eindruck von der Parkanlage bekommt man auf einem Spaziergang entlang des Stillen Wegs. Er führt an vielen schönen Ecken des Friedhofs vorbei.
5 | 20 Er beginnt in der sogenannten Dichterecke. Dort befinden sich die Gräber vieler bekannter Autoren, darunter das Grab Wolfgang Borcherts oder hier des Autors Kurt W. Marek alias C. W. Ceram.
6 | 20 Nur ein paar Schritte entfernt liegt Richard Ohnsorg, der Gründer des gleichnamigen plattdeutschen Theaters. Auf dem Grabstein steht: "Hollt fast! hollt fast! Denn geiht dat klor. Denn lewt uns sprok noch dusend Johr!" (Halt fest, halt fest! Dann geht das klar. Dann lebt unsere Sprache noch tausend Jahr!)
7 | 20 Er führt vorbei am anonymen Urnenhain. Das Tor fertigte Klaus Bösselmann 1980. Es bringt das Lebensthema "Werden, Sein, Vergehen" symbolhaft zum Ausdruck.
8 | 20 Ein Stückchen weiter liegt das Grab des Tierparkgründers Carl Hagenbeck. Die Bronzeplastik seines Lieblingslöwen "Triest" wurde 2014 gestohlen, mittlerweile schläft ein anderer Löwe auf dem Grabmal.
9 | 20 Sehr sehenswert ist auch der "Garten der Frauen". Hier sind bedeutende Frauen bestattet, darunter die Schauspielerin und Theaterintendantin Gerda Gmelin.
10 | 20 Den Opfern der verheerenden Sturmflut von 1962 ist diese Anlage gewidmet. 96 der 317 Hamburger, die in der Sturmflutnacht ertranken, sind hier beigesetzt. Die beiden Monolithe sollen einen durchbrochenen Deich symbolisieren.
11 | 20 Viele Grabstätten sind mit kunstvollen Skulpturen geschmückt. Im 19. Jahrhundert waren Motive mit abgebrochenen Säulen beliebt. Sie symbolisieren, dass etwas unvollendet geblieben oder verloren gegangen ist.
12 | 20 Übel spielt "Das Schicksal" den Menschen in dieser 1905 von Hugo Lederer geschaffenen Marmorskulptur mit: Eine Frau, auch die "Grausame Gräfin" genannt, zerrt zwei hilflose Menschen an den Haaren durch ihr Leben.
13 | 20 Ein Todesengel schmückt das Grab der Familie Wichmann. Flügel am Helm erinnern an eine Hermesfigur und verweisen so auf seine Funktion als göttlicher Bote. In der Hand hält er eine Rose - Symbol ewiger Liebe und Treue.
14 | 20 Auch dieser Jüngling ist ein Todesengel: In Gerhard Marcks Bronzeplastik "Prophet und Genius" geleitet er als Schutzgeist den alten Propheten sanft auf seinem letzten Weg ins Jenseits.
15 | 20 Neben individuell gestalteten Grabanlagen gibt es in Ohlsdorf auch ganze Gräberfelder - hier die deutschen Soldatengräber der Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
16 | 20 Das Bombenopferkreuz ist eine Anlage von vier Massengräbern. Hier liegen 36.918 Hamburger, die beim Feuersturm 1943 ums Leben kamen. Querbalken aus Eichenholz mit den Namen der Stadtteile weisen auf die Fundorte der Leichen hin.
17 | 20 In der Mitte der Anlage befindet sich das Bombenopfer-Mahnmal, das 1952 eingeweiht wurde. Es zeigt den Totenfährmann Charon der griechischen Unterwelt. Er bringt Vater, Brautpaar, Mutter mit Kind und Großvater über den Fluss Styx.
18 | 20 1949 wurde an der Talstraße das von Heinz Jürgen Ruscheweyh geschaffene Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung aufgestellt. Es enthält 105 Urnen mit Asche und Erde aus allen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern.
19 | 20 Direkt gegenüber erhebt sich das Krematorium, erbaut 1932 von Hamburgs berühmten Stadtplaner Fritz Schumacher. Es war sein letztes Bauwerk, bevor ihn die Nazis zwangspensionierten.
20 | 20 Ein Besuch des Parkfriedhofs lohnt zu jeder Jahreszeit. Im Frühjahr locken die blühenden Rhododendren, im Herbst zaubert buntes Laub eine ganz besondere Stimmung.