Stand: 24.08.2020 12:50 Uhr

Mit der Selbsthakmontage auf Karpfen

von Oliver Klebb, NDR.de
Ein Angler posiert mit einem kapitalen Karpfen für die Kamera. © fotolia.com Foto: vitaliy_melnik
Kapitale Karpfen bieten dem Sportfischer Drillspaß pur. Die "Rüssler" gehören zu den kampfstärksten Angelfischen.

Obwohl er in der Küche wegen der vielen Gräten oft verschmäht wird, gehört er zu Deutschlands beliebtesten Angelfischen: der Karpfen. Sitzt er am Haken, zeigt er dem Angler in einem spannendend Drill mit rasanten Fluchten seine Kampfstärke - besonders, wenn es sich um ein kapitales Exemplar handelt. Das Karpfenangeln gehört, was Ausrüstung und Zeitaufwand angeht, zu den anspruchsvollen Techniken. Mit ferngesteuerten Futterbooten, Katapulten oder Ruderbooten füttern Sportfischer die Tiere an den Angelstellen schon Tage zuvor an, bevor sie den Karpfen zumeist in der Nacht nachstellen. Damit beim Ansitz nicht die ganze Nacht in Kälte und Nässe ausgeharrt werden muss, haben passionierte Karpfenangler bei ihren Fischzügen spezielle Zelte, Liegen und Schlafsäcke dabei. Elektronische Bissanzeiger wecken den Angler, wenn ein "Rüssler" der Montage auf den Leim gegangen ist.

Robuste Ausrüstung - ein Muss auf Kapitale

Ein Rodpod mit Bissanzeigern und Karpfenruten. © fotolia.com Foto: bukhta79
Freilaufrollen, elektronische Bissanzeiger, stabile Karpfenruten und ein Rodpod als Ablage gehören zur Basisausrüstung.

Auch wer sich nicht gleich häuslich am Angelplatz einrichten möchte, kommt um eine Basis-Ausstattung nicht herum. Zwei Karpfenruten mit einer Länge von etwa 3,60 Meter und einer Testkurve von rund 2,5 lbs sind Standard. Die Angabe in britischen Pfund bedeutet nicht, dass die Rute mehr als ein Kilogramm Wurfgewicht verträgt, sondern dass sich der Blank unter der angegebenen Last um 90 Grad, also maximal biegt. Karpfenruten müssen die rasanten Fluchten kapitaler Tiere abfedern können und zugleich genug Kraftreserven für ausreichend Druck im Drill besitzen. Zudem müssen Angler mit den Gerten große Wurfweiten erzielen können, um entlegene Angelstellen weit draußen auf den Gewässern zu erreichen. Deshalb ist die Aktion der Ruten in der Regel semiparabolisch.

Große Freilaufrollen verwenden

Zum Karpfenangeln sollte man unbedingt Freilaufrollen der 4.000er- oder 5.000er-Klasse verwenden, die großzügig Schnur aufnehmen können. Sie geben bei einem Biss zunächst Schnur frei und verhindern so, dass ein Kapitaler beim Abziehen mit dem Köder die Rute ins Wasser reißt. Ob geflochtene oder monofile Schnur verwendet wird, ist, wie bei anderen Angeltechniken auch, eine Geschmacks- und Preisfrage. Wird über weite Distanzen geangelt, bietet Geflochtene aufgrund der geringen Dehnung mehr Gefühl zu Köder und Fisch.

Während des Angelns lassen sich die Ruten sicher in einem sogenannten Rodpod ablegen, der mit elektronischen Bissanzeigern ausgerüstet ist. Karpfen können richtig groß werden, zum sicheren Landen ist deshalb ein geräumiger und stabiler Kescher notwendig.

Moderne Karpfenjagd mit dem Boilie

Karpfenköder und Karpfenvorfächer auf einem Tisch © fotolia.com Foto: bukhta79
Boilies, am Haar präsentiert, ermöglichen ein selektives Angeln auf große Karpfen. Die Auswahl an Farben und Aromen ist enorm groß.

Ein Köder aus Großbritannien hat in den vergangenen Jahrzehnten das Karpfenangeln revolutioniert: der Boilie. Hierbei handelt es sich um kugelförmige Köder aus Getreide- oder Tiermehlteig, die mit Eiern sowie Farb-, Lock- und Aromastoffen versetzt werden. Durch Garen in kochendem Wasser (englisch: to boil) oder Dampf sowie der anschließenden Trocknung werden die Köder fest und unempfindlich gegen Wasser.

Durch ihre Größe und die speziell abgestimmten Zutaten werden Boilies fast ausschließlich von Karpfen gefressen. Dadurch ermöglichen sie ein sehr selektives Angeln. Die Köder werden durchbohrt und mit einer speziellen Boilie-Nadel auf ein sogenanntes Haar, eine kleine Schnurschlaufe oberhalb des Hakens, aufgezogen. Ein kleiner Plastikstopper verhindert, dass die bunten Kugeln wieder von der Montage rutschen. Einsteiger sollten fertige Karpfenvorfächer mit Haar-Montage im Fachhandel kaufen, denn der Selbstbau ist nicht ganz einfach. Im Internet gibt es mittlerweile unzählige Anleitungen und Rezepte, wie sich Boilies selbst herstellen lassen.

Mit der Flucht-Montage zum Erfolg

Bunte Kugeln und das Ende eines Angelschnur mit einem Haken. © fotolia.com Foto: morissfoto
Ein schweres, "halbfestes" Blei sorgt dafür, dass der Karpfen sich beim Abziehen mit dem Köder sofort selbst hakt.

Zu den beliebtesten Karpfenmontagen zählt heute die Selbsthak- oder Fluchtmontage. Ausgehend von Großbritannien verbreitete sich das sogenannte Bolt-Rig rasant in der Anglerszene. Es ist abgestimmt auf das Angeln mit Boilies am Haar. Bei einem Biss spürt der Karpfen sofort den im Maul sitzenden Haken und flieht. Ein schweres Blei, mindestens 80 Gramm schwer, das nicht freilaufend auf der Schnur montiert ist, sorgt für den notwendigen Zug, sodass sich der abziehende Fisch sofort selbst hakt. Reißt im Drill die Schnur, gibt ein sogenannter Safety-Clip das Blei frei, wenn es sich am Boden oder Pflanzen verhakt hat. Der Fisch kann in diesem Fall frei abziehen, ohne das Gewicht mitzuschleifen. Je nach Beschaffenheit des Gewässers können natürlich auch unzählige andere Karpfenmontagen zum Angelerfolg führen.

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