Warum ist das Baden in der Elbe so gefährlich?
Immer wieder kommt es an der Elbe vor allem in Hamburg zu schweren, oft auch tödlichen Badeunfällen. Gleich mehrere Faktoren machen den Strom zu einem gefährlichen Gewässer. Der Gezeitenwechsel ist es nicht allein.
Eindringlich warnt die Stadt Hamburg vor dem Baden in der Elbe - auf ihrer Internetseite und mit zahlreichen Schildern in unterschiedlichen Sprachen am Ufer des Flusses. Sie weist darauf hin, dass trotz herrlicher Sandstrände die Elbe an keiner Stelle die EU-Anforderungen für Badegewässer erfüllt. "Aus Sicherheitsgründen ist die Elbe zum Baden ungeeignet", heißt es auf der Homepage. Gründe dafür gibt es verschiedene.
Starke Strömung: Elbe ständig in Bewegung
Hamburg ist ein Tidehafen, das heißt in der Elbe herrschen Ebbe und Flut. Zwischen Hoch- und Niedrigwasser liegen im Hafen rund 3,80 Meter Höhenunterschied. Das bedeutet: Die Elbe ist ständig in Bewegung. Beim Wechsel der Gezeiten wirken unter der Wasseroberfläche große Kräfte, die auf dem Wasser nicht zu erkennen sind. Die Strömung erzeugt am Grund einen Sog und reißt Sand und Schlick mit sich, im schlimmsten Fall auch Menschen.
Beim Einsetzen der Flut beträgt die Strömungsgeschwindigkeit rund 4,5 Kilometer pro Stunde, teilt die Stadt Hamburg mit. Dies sind 1,2 Meter pro Sekunde. Ein geübter und guter Schwimmer schaffe dagegen nur rund 3 Kilometer pro Stunde.
Sogwirkungen durch Schiffsverkehr
Auch der sogenannte Schwell vorbeifahrender Schiffe überspült immer wieder die Elbstrände. Der meist nicht sichtbare Sog zieht Badende zur Strömung in die Fahrrinne.
Überspült das Wasser - egal ob durch vorbeifahrende Schiffe oder einsetzende Flut - das Ufer, kann selbst das Plantschen am Wasserrand zur Gefahr werden - vor allem für Kinder, die von dem Wasser mitgespült werden können.
Hindernisse in trübem Wasser nicht erkennbar
Zudem kann die Trübung des Wassers zu einer Gefahr werden: Badende können so Hindernisse und Untiefen nicht erkennen. Zudem erschwert die mangelnde Sichttiefe Such- und Rettungsmaßnahmen.
Bakterielle Belastung hoch
Auch lädt die Wasserqualität der Elbe nicht unbedingt zum Baden ein. Denn immer wieder überschreiten die Werte der bakteriellen Belastung entsprechende Richtlinien der EU sowie der Hamburger Badegewässerverordnung. Das geschieht vor allem nach starken Regenfällen, wenn Mischwasser, also Regen- und Abwasser, aus dem Sielnetz überlauft und in die Elbe gelangt.
DLRG-Stationen markieren keine offiziellen Badestellen
In den vergangenen Jahren mussten die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und andere Einsatzkräfte immer wieder Badende oder Besatzungen von Sportbooten aus lebensbedrohlichen Situationen retten. Mitunter bleibt die Suche auch erfolglos.
Die Stadt Hamburg weist darauf hin, dass die Stationierung des DLRG nicht bedeute, dass sich dort eine offizielle Badestelle befinde und das Baden dort ungefährlich sei. Badende sollten sich durch die Anwesenheit von Rettungsschwimmer nicht in Sicherheit wiegen.
Auch die DLRG richtet Appelle an die Menschen an den Hamburger Elbstränden. "Man kann knöcheltief ins Wasser gehen, als guter Schwimmer oder gute Schwimmerin auch mal hüfttief", sagt Arto van der Meirschen auf NDR Info. Zu noch mehr Vorsicht mahnt er bei Kindern: "Lassen Sie Ihre Kinder nicht aus den Augen. Das geht so schnell: Kleine Kinder sind innerhalb von Sekunden unter der Wasseroberfläche."
Im Ernstfall nicht gegen die Strömung anschwimmen
Wer im Wasser in eine brenzlige Situation gerät, sollte auf keinen Fall versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen. "Denn das ist kräftezehrend und führt selten zum Erfolg", erklärt die DLRG. Stattdessen sollte man sich mit der Strömung treiben lassen und zwar schräg, um so ans Ufer zu gelangen. Wer sich schon allzu erschöpft fühlt, sollte sich auf den Rücken legen und mit den Füßen und dem Blick nach vorne treiben lassen. Wer noch Kraft hat, kann mit den Armen die Richtung korrigieren. Grundsätzlich aber sollte gelten: "Baden in der Elbe? Besser nicht!"