Flucht vor Ukraine-Krieg: Weniger Spenden, viele Probleme
In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg werden weiter Spenden für Menschen in der Ukraine und für nach Deutschland Geflüchtete gesammelt. Wir haben Infos und Tipps für hilfsbereite Menschen zusammengestellt.
Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar war eine starke Welle der Solidarität entstanden: Viele Menschen demonstrierten für Frieden, Bundesländer und Kommunen errichteten Ankunftszentren für Geflüchtete, Privatleute boten Gästezimmer an, Lebensmittel, Kleidung und Geld wurden gespendet. Nach Angaben von Hilfsorganisationen ließ die Spendenbereitschaft allerdings mittlerweile deutlich nach. Viele Kommunen sehen sich mit der Unterbringung von Flüchtlingen zunehmend überfordert. In Hamburg werden Schutzsuchende unter anderem wieder in einer Messehalle untergebracht. In Schleswig-Holstein wünschen sich viele ehrenamtliche Helfer mehr Unterstützung von offizieller Seite - aber auch mehr insgesamt mehr helfende Hände.
Kritik an Ergebnissen von "Flüchtlingsgipfel"
Ein "Flüchtlingsgipfel" im Oktober brachte nach Ansicht etwa des niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes zu wenig Konkretes. "Ich bin mir nicht sicher, ob der Ernst der Lage in Berlin angekommen ist", sagte Verbandspräsident Marco Trips. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte unter anderem angekündigt, dass weitere Bundesimmobilien mit insgesamt rund 4.000 Plätzen zur Flüchtlings-Unterbringung zur Verfügung gestellt würden. Sie machte aber keine Aussagen über mögliche weitere finanzielle Hilfen des Bundes.
"Kommunen haben schlicht keine Kapazitäten mehr"
Von Anfang 2022 bis September stellten nach Angaben des Bundes fast 135.000 Menschen einen Erstantrag auf Asyl in Deutschland - knapp 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zudem müssen viele Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden, die ohne Visum einreisen können und für einen legalen Aufenthalt keinen Asylantrag stellen müssen. Angesichts der Zahlen erklärte auch der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, Jan Arning, die Ergebnisse des "Flüchtlingsgipfels" seien weit hinter den Erwartungen zurück geblieben: "Die Kommunen haben schlicht keine Kapazitäten mehr, Geflüchtete und Vertriebene angemessen und dezentral unterzubringen."
Wohnraum für Geflüchtete anbieten?
Wenn Privatleute Wohnraum für Schutzsuchende aus der Ukraine oder aus anderen Ländern anbieten wollen, gibt es einige Dinge zu bedenken. Experten weisen darauf hin, dass das Zusammenleben mit Geflüchteten beide Parteien emotional vor Herausforderungen stellen kann. Wer auf diese Weise helfen wolle, solle sich die Situation der Menschen vor Augen führen und keine großen Erwartungen an die Gäste stellen. Ein Schlafplatz solle bedingungslos zur Verfügung gestellt werden. Rechtlich betrachtet, ist zumindest eine vorübergehende Aufnahme von Geflüchteten kein Problem: Auch wer selbst zur Miete wohnt, darf laut Mieterbund Flüchtlinge aufnehmen. Ein Zeitraum von sechs bis acht Wochen gilt dabei als "erlaubnisfreier Besuch". Für diese Zeit braucht es also kein Einverständnis des Vermieters oder der Vermieterin. Dauert der Besuch länger, sollte die Erlaubnis allerdings eingeholt werden, um keine Kündigung zu riskieren.
Bundesländer geben Infos für hilfsbereite Menschen und für Flüchtlinge
Wenn Sie Flüchtlingen in Norddeutschland helfen möchten, können Sie sich zum Beispiel an Ihre örtliche Stadt- oder Gemeindeverwaltung wenden. Zudem haben die einzelnen Bundesländer auch Informations- und Linksammlungen zusammengestellt wie die von Schleswig-Holstein oder von Niedersachsen. In Mecklenburg-Vorpommern bietet das Willkommensportal MV viele Informationen. Hamburg informiert unter www.hamburg.de/ukraine sowohl Geflüchtete in ukrainischer Sprache als auch Bürgerinnen und Bürger über Möglichkeiten, selbst zu helfen. Außerdem finden Geflüchtete auf dem Onlineportal des Bundesinnenministeriums www.Germany4Ukraine.de Infos zum Aufenthalt in Deutschland.
Weitere Links zur Ukraine-Hilfe
Viele gemeinnützige Organisationen bringen zudem Hilfe für die vom Krieg betroffenen Menschen in die Ukraine, unterstützen Flüchtlinge an den Grenzen oder kümmern sich vor Ort in Deutschland um Geflüchtete. Hier eine Auswahl:
Vor allem Geldspenden gefragt - seltener Kleidung, Bettwäsche, Rucksäcke und Kosmetik
Die meisten der genannten Organisationen weisen darauf hin, dass aus ihrer Sicht Geldspenden die beste Möglichkeit sind zu helfen und sie nehmen gar keine Sachspenden an - zumindest nicht im kleinen Stil von Privatleuten. Anders ist es zum Beispiel bei Hanseatic Help in Hamburg: Dort wird derzeit etwa ganz konkret Alltagskleidung für Männer und Frauen gesammelt, Schuhe (nur geschlossene), Handtücher, Bettwäsche-Sets, Hygiene- und Kosmetikartikel (Neuware), größere Rucksäcke für Erwachsene sowie warme Schlafsäcke, Woll- und Fleecedecken. Außerdem kann man in der Halle von Hanseatic Help in der Großen Elbstraße 264 auch einfach ohne Anmeldung dienstags bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr vorbeikommen und bei der Spenden-Annahme und beim Sortieren und Packen mithelfen.
ARD unterstützt Ukraine-Initiativen - NDR hilft mit "Hand in Hand für Norddeutschland"
Wer den Menschen in der Ukraine mit einer Geldspende helfen möchte, kann dies auch über die Initiativen "Bündnis Entwicklung Hilft" und "Aktion Deutschland Hilft" tun. Beide werden von der ARD unterstützt. Der NDR unterstützt zudem mit der diesjährigen Aktion "Hand in Hand für Norddeutschland" unter dem Motto "Der Ukraine-Krieg und die Folgen - Wir helfen Menschen in Not" ein Bündnis der norddeutschen Tafeln, der Diakonie und der Caritas bei ihrer Arbeit. Von der Aktion sollen sowohl aus der Ukraine Geflüchtete profitieren als auch andere Menschen, die durch die Auswirkungen des Krieges besonders beeinträchtig sind.
Liebe Userinnen und User, den Norddeutschen Rundfunk haben unzählige Hinweise auf Hilfsaktionen für die Menschen in und aus der Ukraine erreicht. Wir haben über dieses große Engagement ausführlich in unseren Programmen im Fernsehen, Hörfunk und online berichtet, bitten aber um Verständnis dafür, dass wir nicht alle Aktionen in diesem Artikel nennen und auflisten können.