Stand: 09.01.2020 16:26 Uhr

Nachhaltige Geldanlagen: Nicht länger warten

Um den Klimawandel aufzuhalten, braucht es einen Umbau der Industriegesellschaft. Handeln Politik und Banken schnell genug?

von Verena von Ondarza, NDR Info Wirtschaftsredaktion

Windräder mit dahinterliegendem Kohlekraftwerk © photocase.de Foto: birdys
Kohle- oder Windkraft? Nur selten haben Anleger Einfluss darauf, was mit ihrem Geld passiert.

Was passiert mit meinem Geld? Diese Frage können wohl die wenigsten beantworten. Aber ob wir unser Geld mühsam auf dem Girokonto zusammenhalten, auf dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch liegen lassen oder versuchen es mit Aktien oder anderen Wertpapieren zu vermehren - unser Geld wirkt. Und das oft ganz anders, als wir wollen. Viele Banken, die mit unserem Ersparten arbeiten, legen es in Firmen an, die sehr viel CO2 in die Atmosphäre pusten oder die Waffen produzieren. Das ist eine ernüchternde Erkenntnis, vor der wir nur allzu gerne die Augen verschließen.

Bundesbank warnt vor Klimawandel

Es sollte uns hellhörig machen, dass eine Institution wie die Bundesbank - nicht bekannt für Crash-Prognosen - nun davor warnt, dass der Klimawandel die Weltwirtschaft und auch die Finanzmärkte in eine Krise stürzen könnte - vergleichbar mit der Finanzkrise von 2009. Die Befürchtung: Wenn Waldbrände, Dürren und andere Wetterextreme zunehmend Werte vernichten, dann könnte eine Politik, die heute zögert, schon bald zu überstürztem Handeln gezwungen sein, um den Klimawandel doch noch zu begrenzen. Eine Wirtschaft, die dann noch auf fossile Energie setzt, befände sich mit einem Mal im freien Fall. Die Bundesbank reiht sich deshalb ein in den Chor von Aktivisten: Der Finanzmarkt muss nachhaltiger werden. 

EU-Plan ist noch Stückwerk

Nun kommt Bewegung in die Sache. Ein europäischer Aktionsplan für nachhaltiges Investment soll Abhilfe schaffen und jährlich 180 Milliarden Euro in klimafreundliche Technologien und Unternehmen umlenken. Der erste Schritt: Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Bankberatung zur Pflicht. Einige feiern das schon als eine grüne Revolution, die den Finanzmarkt umkrempeln könnte. Aber das ist es nicht. Denn noch ist gar nicht definiert, was genau mit Nachhaltigkeit gemeint sein soll. Solange diese Kriterien nicht vorliegen, ist es nicht sinnvoll, Bankberater zu verpflichten, mit ihren Kunden und Kundinnen über nachhaltige Anlagestrategien zu sprechen. Die Tür stünde offen für alle möglichen grün klingenden, aber leeren Versprechen. So etwas zerstört am Ende das Vertrauen von Verbrauchern, Anlegern und Investoren. Geholfen ist damit weder dem Klima noch der Wirtschaft.

Die Banken dürfen nicht warten, bis der gesetzliche Rahmen steht. Sie müssten schon in ihren eigenen Büchern prüfen, wie stark sie zum Beispiel in Unternehmen investieren, die direkt oder indirekt mit der fossilen Energiewirtschaft zusammenarbeiten. Sie müssten auch prüfen, wie sehr die eigenen Kreditnehmer von Wetterextremen bedroht sein könnten. Diese Art Risikomanagement ist leider - trotz der Warnungen der Bundesbank - bisher alles andere als selbstverständlich.

Wo bleibt die "grüne Staatsanleihe"?

Und die Politik: Die sollte schleunigst den Rahmen für klimarelevante Finanzmarktdaten schaffen. Sie sollte sich in ihrem eigenen Handeln an ihren Klimazielen messen lassen. Heißt: Sie sollte zum Beispiel die eigenen Pensionsfonds verpflichten, nachhaltig anzulegen und so politische Entscheidungen wie den Kohleausstieg zu untermauern. Auf eine "grüne Staatsanleihe", die den Namen verdient, warten wir in Deutschland ebenfalls noch immer. Andere Länder sind da weiter.

Übrigens: Der größte Börsengang des vergangenen Jahres und auch der Börsen-Geschichte war der von Saudi-Aramco - der größten Erdölfördergesellschaft der Welt. Warum der Eigentümer Saudi-Arabien die Papiere in den Handel brachte? Um Geld zu sammeln für den Ausstieg aus dem Ölzeitalter.

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NDR Info | Kommentar | 09.01.2020 | 17:08 Uhr

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