NDR MV Podcast: "Aufruhr - Über Wut, Demos und Zusammenhalt"

Stand: 04.09.2023 17:46 Uhr

Deutschland demonstriert: Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie gehen bundesweit regelmäßig Menschen auf die Straßen, sind in Aufruhr. Das verändert die politische Landschaft auch in Mecklenburg-Vorpommern. Im neuen NDR MV Podcast "Aufruhr - Über Wut, Demos und Zusammenhalt" analysiert ein Autorinnenteam diese Bewegung, lässt Stimmen zu Wort kommen und Meinungen zu.

Autorinnen und Hosts des Podcasts "Aufruhr": (v.l.n.r.) Leonie Hartge, Aniko Schusterius, Margareta Kosmol © NDR.de Foto: Jan Baumgart/NDR.de
Die Autorinnen und Hosts des Podcasts "Aufruhr": (v.l.n.r.) Leonie Hartge, Aniko Schusterius, Margareta Kosmol

Für den Podcast "Aufruhr - Über Wut, Demos und Zusammenhalt" haben sich die Journalistinnen Aniko Schusterius, Margareta Kosmol und Leonie Hartge auf eine Reise durch Vorpommern begeben. Eine Reise, in der sie in einen Aufruhr eintauchen, einen Aufruhr der von Wut befeuert wird und der sich durch Demos an die Oberfläche drückt. Einen Aufruhr, der den Zusammenhalt gefährdet? Die Recherchen für diesen Podcast beginnen im Frühjahr bei den Schlagzeilen über die anhaltenden Demonstrationen in Deutschland - zunächst gegen Corona-Maßnahmen und Impfkampagnen. Aber auch nach dem Ende der Pandemie sind diese Demos nicht verschwunden, allerdings hat sich die Agenda deutlich erweitert.

Aufruhr - Ist unsere Demokratie gefährdet?

Bundesweit und in Mecklenburg-Vorpommern sind die Demonstrierenden in den meisten Fällen "dagegen": Gegen Waffenlieferungen in die Ukraine, gegen den Bau von Geflüchtetenunterkünften in abgelegenen Orten, gegen die geplanten LNG-Terminals in Tourismusgebieten wie Binz auf Rügen oder lokal gegen die Schließung von Schulen oder Gesundheitseinrichtungen, wie das Rechercheteam beobachtet. Dabei laufen Fridays-for-Future-Anhänger und die "Mitte der Gesellschaft" neben Alt-Linken, Verschwörungsgläubigen, Politikern der AfD und bekennenden Neonazis - Positionen, die teils gegensätzlicher nicht sein könnten. Löst sich durch den Protest ein gesellschaftlicher Grundkonsens auf? Im nordöstlichsten Zipfel der Republik nimmt der Podcast "Aufruhr" den seit der Corona-Krise allgegenwärtigen Protest exemplarisch unter die Lupe. Gerät hier - und nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern - unser gesellschaftliches Miteinander ins Wanken?

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Ein "Road-Podcast" in vier Teilen

Ihre Recherchen führen die Journalistinnen im Frühjahr dieses Jahres von Binz auf Rügen bis nach Penkun an der polnischen Grenze. Gleich die erste Demonstration wird für Margareta Kosmol zur prägenden Erfahrung: "Das war eine Friedensdemo in Wolgast. Als wir dort ankamen, hat sich das so angefühlt, als würden wir zu einer großen Geburtstagsfeier kommen, zu der wir aber nicht eingeladen sind. Alle kannten sich untereinander, umarmten sich und bezeichneten sich selbst als eine 'Demo-Familie'. Wir fielen natürlich direkt auf." Und tatsächlich: Besonders in den kleineren Städten wie Wolgast, Demmin oder Binz auf Rügen, scheint es inzwischen feste Gruppen zu geben, die jede Woche am gleichen Wochentag und Ort erneut auf die Straße gehen. Protest als sinnstiftendes Moment oder - auch dieser Eindruck entsteht im Laufe der Recherche - gegen die Einsamkeit?

Wut - Warum schwindet das Vertrauen in die Medien?

Und noch etwas scheint die "Demo-Familie" zu einen: Täglich mehrere Hundert Nachrichten in Telegram-Chats wie "Wolgast steht auf", in denen zu Demonstrationen aufgerufen und Inhalte sogenannter "alternativer Medien" geteilt werden, zeigen, dass das Vertrauen in die etablierten Medien schwindet. Diesen "deutschen Medien" vertraue er "absolut nicht", erwidert ein Demonstrant auf Nachfrage. "Null, weil sie nicht die Wahrheit sagen." Es werde "einfach nur gelogen", so sein Fazit. Leonie, Margareta und Aniko sind sich einig: Einen demokratischen Diskurs kann man nur auf Basis von Fakten führen. Der Podcast geht deswegen auch der Frage nach, wie konstruktive Medienkritik möglich ist, ohne Fake News zu verbreiten. Neben Gesprächen mit Demonstrierenden über ihren Medienkonsum und die sogenannten alternativen Medien besuchen sie auch eine Dorfzeitung in Trent auf Rügen, die von den Einwohnern für die Einwohner gestaltet wird.

Der Podcast hat es auf die Votingliste zum Deutschen Podcastpreis 2024 für den Publikumspreis in der Kategorie "Information" geschafft. Noch bis zum 20. Mai könnt ihr hier für "Aufruhr" stimmen.

Zusammenhalt - Gehört "braun" zu "bunt" dazu?

Im Laufe der Recherche verdichten sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Populistische Bewegungen haben in den letzten Jahren die politische Landschaft Deutschlands verändert. Viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind frustriert und fühlen sich nicht genug in politische Entscheidungen einbezogen. Aniko Schusterius, Margareta Kosmol und Leonie Hartge stellen fest: Das Gefühl übergangen zu werden, bestimmt die Proteste. "Ich bin jede Woche hier. Wir sind ‘ne richtige Familie geworden," sagt ein Demonstrant in Demmin. Früher war es die Kneipe, die Kirche oder der Fußballverein - heute sind die ehemaligen Corona-Demos zum sozialen Treffpunkt geworden. Der Identifikationsfaktor: Die Wut auf "die da oben". Die Frage ist: Wie findet man aus einem emotionalen Aufruhr zurück zu einem konstruktiven Dialog? Und wie und vor allem wo kommen wir wieder zusammen?

Der Podcast hat es auf die Votingliste zum Deutschen Podcastpreis 2024 für den Publikumspreis in der Kategorie "Information" geschafft. Noch bis 20. Mai könnt ihr hier für "Aufruhr" stimmen.

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Cover des Podcasts "Aufruhr" © NDR.de Foto: NDR.de

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