NDR Kultur Sachbuchpreis 2011 an Bettina Stangneth
Die Philosophin Bettina Stangneth hat am Sonntag in Göttingen den mit 15.000 Euro dotierten NDR Kultur Sachbuchpreis erhalten. In der von Ulrich Kühn moderierten Matinee hatte die Publizistin Carolin Emcke Stangneths ausgezeichnetes Buch "Eichmann vor Jerusalem" als die Entlarvung einer Lüge gewürdigt.
Bettina Stagneth habe nicht nur der "Banalität des Bösen" widersprochen, sondern ihr Buch werfe zudem ein neues Licht auf die Probleme bei der Demokratisierung Deutschlands nach dem größten Zivilisationsbruch aller Zeiten, wie es in der Begründung der Jury heißt, zu der Carolin Emcke gehört. Zu den Highlights der Veranstaltung in der historischen Universitäts-Aula gehörte auch der viel umjubelte Auftritt des Jazz-Duos Nils Landgren und Michael Wollny.
Bei ihrer Eröffnungsrede bedauerte Bascha Mika, dass das Sachbuch noch immer eine reine Männerdomäne sei. Bei diesem grandiosen Spiel um Sachliches werden die großen Deutungslinien von Männern gezogen." Umso mehr freute sich die frühere Taz-Chefredakteurin, dass in diesem Jahr der NDR Kultur Sachbuchpreis an eine Autorin vergeben wurde.
Joachim Knuth: "Raum schaffen für Gedanken"
Der Jury Vorsitzende und Programmdirektor Hörfunk des NDR, Joachim Knuth, unterstrich, "dass just in dieser rasanten Gegenwart, gerade jetzt, gute Sachbücher wertvoller sind denn je". Denn es gehe darum, den Rohstoff Wissen zu erschließen, zu durchdringen, zu konzentrieren. Es gehe darum, Wissen zu vermitteln und für eine breitere Leserschaft überhaupt erst nutzbar zu machen. "So bekennt sich NDR Kultur, bekennt sich der NDR zu öffentlich-rechtlicher Verantwortung: Raum schaffen für Gedanken. Foren schaffen für Fragen, die über den Tag hinaus weisen. Und: Jene auszeichnen, die beim Fragen, Denken und Schreiben Hervorragendes leisten", so Joachim Knuth in seinem Grußwort.
Opus Primum Förderpreis der Volkswagenstiftung für Robert Lorenz
Den in der festlichen Matinee erstmals vergebenen Opus Primum Förderpreis der Volkswagenstiftung erhielt der Göttinger Politikwissenschaftler Robert Lorenz. Ausgezeichnet wurde sein Buch "Protest der Physiker". Der 27-Jährige hat sich darin mit der "Göttinger Erklärung" befasst. In dem Manifest von 1957 hatten 18 Kernphysiker, darunter der Physiker Otto Hahn, vor der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr gewarnt und damit indirekt die Antiatombewegung ausgelöst. Ein Göttinger Aufstand über den Bundeskanzler Konrad Adenauer damals innerlich getobt habe. Erzählte der Träger des mit 10.000 Euro dotierten Preises im Gespräch mit Hans Leyendecker.