Kita-Gebühren: Unterschiede sind extrem groß
Manche Kommunen zahlen mehr, andere weniger
"Wir haben Glück mit unserer Gemeinde", sagt Christian Kohnke vom Evangelischen Kita-Werk Nordfriesland, zu dem der Kindergarten in Fahretoft gehört. Nachdem vor ein paar Jahren die Schule geschlossen worden war, sei es den Kommunalpolitikern nun wichtig, die Kita zu erhalten. Das bestätigt Dagebülls Bürgermeister Hans-Jürgen Ingwersen (Wählergemeinschaft D-F-W). "Wenn schon wenig Infrastruktur da ist, sollte die günstig sein", sagt er. Es sei Konsens im Gemeinderat, dass die Dagebüller Eltern wenig zahlen sollen. "Von den 30 Prozent haben wir uns schon lange verabschiedet", sagt er. Das gilt auch für die Reinbeker Stadtpolitik - allerdings in umgekehrtem Sinn. Die hatte vor ein paar Jahren entschieden, dass sich in dem Ort die Eltern deutlich stärker an den Kita-Kosten beteiligen. Laut Beschluss sollen sie 37,5 Prozent der Betriebskosten zahlen.
Große Unterschiede zwischen den Kreisen
Auch beim Vergleich der Kreise zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. In Nordfriesland zahlen die Eltern im Mittel der vorliegenden Daten etwa 1,40 Euro pro Betreuungsstunde im Ganztagsangebot - in Segeberg 1,63 Euro, in Ostholstein 1,58 Euro - in Rendsburg-Eckernförde 2,10, in Pinneberg 2,63 und in Stormarn 2,66 Euro.
Die jeweilige Höhe der Gebühr sei "die notwendige Konsequenz von Selbstverwaltung", sagt Jörg Bülow, Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags. Die Selbstverwaltung biete große Vorteile, ist er sich sicher: "Die Kinderbetreuung funktioniert nur so gut, weil es unterschiedliche Lösungen gibt", sagt Bülow. Es gebe außerdem gute Gründe für unterschiedliche Gebühren, weil unter anderem Personalkosten und Immobilienpreise variieren.
Sozialpolitiker unzufrieden mit Gebührensystem
Landespolitiker hingegen kritisieren die starken Unterschiede. "Es ist für Eltern nicht nachvollziehbar, warum Gemeinden so unterschiedliche Gebühren für die gleiche Leistung erheben", sagt Sozialministerin Kristin Alheit (SPD). Für Katja Rathje-Hoffmann, die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, sind den Eltern die Unterschiede "schwer vermittelbar. Ich würde mir wünschen, dass nach den gleichen Kriterien abgerechnet wird", sagt sie.
Hilft das Kita-Geld der Landesregierung?
Alheit hat sich das Thema schon ins Aufgabenheft für eine mögliche nächste Amtszeit geschrieben: "Mein Ziel für die kommende Legislatur ist es, mit den Kommunen gemeinsam zu einem einfacheren und nachvollziehbaren Finanzierungssystem zu kommen", sagt die Ministerin, die langfristig eine Beitragsfreiheit erreichen will. Sie verweist auf das Kita-Geld für Krippenkinder, das ab kommenden Jahr gezahlt wird - und die Eltern entlaste. CDU-Politikerin Rathje-Hoffmann sagt, sie verstehe die angespannte Lage bei den Kommunen. Sie würde die Kita-Mittel lieber direkt an die Städte und Gemeinden geben, damit diese entlastet werden und die Gebühren stabil halten können.
- Teil 1: Eltern zahlen zwischen 120 und mehr als 500 Euro pro Monat
- Teil 2: Sind unterschiedlich hohe Gebühren notwendig?