Baggern gegen Wind und Wellen: Gibt Heiligenhafen Badestrand auf?
Winterstürme setzen auch Heiligenhafen jedes Jahr stark zu. Allein seit 2019 hat die Stadt nach eigenen Angaben knapp zwei Millionen Euro in Strandreparaturen gesteckt. Das könnte sich ändern.
Angefressene Dünen, weggespülter Sand - und das jedes Jahr aufs Neue. Heiligenhafen (Kreis Ostholstein) bekommt die Kräfte der Natur immer wieder zu spüren und setzt jedes Jahr rund 300.000 Euro bis 900.000 Euro wortwörtlich in den Sand. Betroffen ist der Bereich am Steinwarder. Aktuell werden die Buhnenfelder vor dem Strand ausgebaut, in der Hoffnung, den Badestrand besser vor den gewaltigen Wellen zu schützen. Doch wenn es nach Joachim Gabriel geht, dem Projektleiter für touristische Infrastruktur in Heiligenhafen, dann könnte es in Zukunft anders laufen. Gabriel ist zuständig für den Heiligenhafener Strand. Und ein Teil davon könnte - nach seiner Vorstellung - künftig aufgegeben werden.
Idee: Dünensteg statt Badestrand
"Wirtschaftlich macht das keinen Sinn", meint Gabriel. Knapp zwei Milionen Euro sind seit 2019, den Angaben zufolge, in die Strandreparaturarbeiten geflossen. Gemeinsam mit dem Tourismus-Service Heiligenhafen und Fachleuten ist deshalb die Idee entstanden, den betroffenen Bereich anders zu nutzen. "Wir würden gern an der Stelle einen Dünen-Erlebnissteg bauen", erläutert Tourismuschef Eike Doyen. "Ein 450 Meter langer Steg mit Spiel- und Sportmöglichkeiten". Dazu könnte ein neuer Wassersportbereich und eine erneuerte Seebrücke entstehen. Zwischen den Buhnen im Wasser: Slaglines zum Balancieren. Ein Teil des Badestrandes würde für das Projekt wegfallen. Geschätzte Kosten für das Bauwerk: 13 bis 15 Millionen Euro. "Das ist natürlich eine horrende Summe", so Doyen. Er hält die Maßnahme dennoch langfristig für sinnvoll.
Küstenschutz hat Vorrang
Ob diese Ideen tatsächlich umgesetzt werden, hängt von mehreren Punkten ab. Zum einen müssen Heiligenhafens Stadtvertreter das Vorhaben absegnen, zum anderen spielen die untere Naturschutzbehörde und der Landesbetrieb Küstenschutz (LKN) eine entscheidende Rolle. Der LKN sieht die bisher vorgelegten Pläne kritisch. Auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein erklärte Sprecher Wolf Paarmann, dass Neubauten im hochwassergefährdeten Bereichen vermieden werden sollten. Für den geplanten Steg gelte, dass er nicht auf dem Deckwerk vor der Düne errichten werden sollte - also der äußeren Dünen-Schutzschicht. Der Plan, die Sandaufspülungen durch das Stegbauwerk zu ersetzen, werde zudem unweigerlich zu Schäden und hohen Folgekosten führen, befürchtet die Behörde.
"Außerdem müssen bei solchen Bauwerken auch immer die naturschutzfachlichen Belange berücksichtigt werden. In den Entwürfen, die uns bislang vorliegen, ist nicht zu erkennen, dass dies geschehen ist." Wolf Paarmann, Landesbetrieb Küstenschutz
Tourismuschef Doyen und sein Kollege Joachim Gabriel sind dennoch optimistisch. "Etwas geht immer", so Gabriel. Man müsse nur bereit sein, das Projekt auch anzupassen. Und so sind die bisherigen Entwürfe für einen Steg, beziehungsweise eine Promenade auf einem Betonsockel, bereits vom Tisch. Stattdessen soll das Bauwerk auf Pfählen in drei Metern Höhe gesetzt werden, damit der Wellenschlag den Steg verschont. Doch erst wenn die Stadtvertretung und die Behörden die Pläne tatsächlich abgenickt haben, können Fördermittel beantragt werden. Joachim Gabriel ist zuversichtlich: "Ende 2027 könnte hier der neue Steg stehen."