Gelockerte Corona-Regeln: Dehoga frustriert, Handel erfreut
Ab kommenden Mittwoch (9. Februar) werden die geltenden Corona-Regeln in Schleswig-Holstein teilweise gelockert. Im Einzelhandel fällt die 2G Regel, in der Gastro die Sperrstunde und Chöre können ohne Mundschutz proben. Die Reaktionen auf die Änderungen fallen gemischt aus.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)hatte Mittwochmittag ankündigt, dass mit der neuen Landesverordnung am kommenden Mittwoch die 2G-Regel im Einzelhandel entfällt. Die Maskenpflicht bleibt. Die wiederum fällt bei Proben von Chören und Blasorchestern weg. Dort gilt dann die 2G-Plus-Regel. In der Gastronomie gibt es künftig keine Sperrstunde mehr.
Chorprobe wieder möglich
Die Mundschutzpflicht bei Chören kam laut Landesmusikrat einem Probenverbot gleich, bei Blasorchestern gab es das faktisch. Deswegen herrscht in der Geschäftsstelle in Kiel Erleichterung, dass das nun bald vorbei ist - das sei richtig und wichtig. Die zuletzt geltenden Regeln für Chöre und Blasorchester seien überzogen gewesen.
Einzelhandel: Ende von 2G ist folgerichtig
Die Entscheidung der Landesregierung sorgt auch für gute Stimmung beim Handelsverband Nord. Geschäftsführerin Mareike Petersen meint, dass der Handel nie ein Corona-Hotspot gewesen sei. Die Entscheidung, 2G im Einzelhandel zu kippen, sei folgerichtig. Auch weil die Regel in anderen Bundesländern teilweise von Gerichten gekippt worden war. Insbesondere die Händler in den Innenstädten seien durch zwei sehr schwere Jahre gegangen, so Petersen. Sie hofft, dass nun weitere Lockerungen zum Beispiel in Cafés und Restaurants folgen werden. Denn: Der Handel brauche die Gastro, erklärt die Geschäftsführerin des Handelsverbandes.
Dehoga sauer: Gastronomie ist kein Pandemietreiber
In der Gastronomie-Branche herrscht zurzeit aber eher Frust. Lediglich die Sperrstunde fällt ab kommenden Mittwoch weg - dem Hauptgeschäftsführer des Hotel-und Gaststättenverbandes Dehoga in Schleswig-Holstein, Stefan Scholtis, ist das zu wenig. Er hätte sich auch ein Ende der 2G-Plus Regel gewünscht, da die nach seinen Angaben in der Branche zu Umsatzeinbußen von bis zu 60 Prozent führen. "Unser Problem ist 2G-Plus, weil die Gäste, die haben einfach keine Lust. Zu uns musst du ja nicht gehen, um zu überleben. Zu uns geht man, weil man Spaß haben will. Dadurch haben die Betriebe keinen Umsatz, müssen Mitarbeiter entlassen." Der Wegfall der Sperrstunde würde dieses Problem nicht lösen. Der Frust sei groß, weil immer wieder nachgewiesen worden sei, dass die Gastronomie kein Pandemietreiber sei, betont Scholtis verägert.
LSV: Breitensport braucht dringend eine Perspektive
Auch dem Landessportverband (LSV) ist nach der Ankündigung der Landesregierung nicht zum jubeln zumute. Änderungen im Sportbereich soll es vorerst nicht geben, lediglich die Zuschauerzahl für Großveranstaltungen, auch im Sportbereich, werden bundesweit angepasst. In einer Mitteilung des LSV heißt es "Der Vereinssport steht am Scheideweg". Darin fordert der für Breitensport zuständige Geschäftsführer Thomas Niggemann von der Politik Mut zu weiteren Öffnungsschritten, denn man sorge sich zunehmend um den Vereinssport. "Nach zwei langen Jahren Corona-Pandemie mit immer wieder neuen Herausforderungen sind unsere Sportvereine mürbe geworden. Der organisierte Sport braucht eine Perspektive, damit die Zuversicht bei den Vereinsverantwortlichen und bei einer Million sportbegeisterten Menschen, die in unseren Sportvereinen bewegt werden, zurückkehrt." Laut Niggemann ziehen sich immer mehr der ehrenamtlich tätigen Übungsleiterinnen und Übungsleiter zurück, weil ihnen der Aufwand, die geltenden Verordnungen umzusetzen, zu groß wird.
THW Kiel freut sich über Ende der Geisterspiele
Optimistischer zeigen sich die Profi-Sportclubs nach dem neuen bundesweiten Beschluss, dass sie nicht mehr auf Publikum verzichten müssen. Bis zu 7.500 Fans können demnach zu Holstein Kiel-Spielen ins Stadion. In der Handball-Bundesliga sind es auf Grund der Regeln enige Zuschauer weniger: Bei der SG Flensburg-Handewitt dürfen fast 1.900, beim THW knapp 3.100 Fans in die Halle. Für THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi sind das gute Nachrichten: "Über allem steht die Freude, dass das Thema 'Geisterspiele' wohl vom Tisch ist."
Günther: Lage ist beherrschbar
Ministerpräsident Günther begründete die Änderungen der Corona-Regeln am Mittwoch damit, dass Omikron sich "laut allen Zahlen" als ansteckender, aber weniger gefährlich erwiesen habe. Er verwies dazu auch auf die seiner Meinung nach "beherrschbare Lage" in den Krankenhäusern im Land. Zugleich habe Schleswig-Holstein eine ähnliche Impfquote wie Dänemark, das fast alle Corona-Beschränkungen aufgehoben hat. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, schwere Krankheitsverläufe bei vulnerablen Gruppen zu verhindern", sagte Günther. "Wir können uns ein Stück Richtung Normalität bewegen". Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) ergänzt, dass das Gesundheitssystem in Schleswig-Holstein derzeit nicht überlastet sei.