Zu wenige Wälder: Private Initiativen helfen bei der Aufforstung
Schleswig-Holstein braucht etwa 15.000 Hektar mehr Wald. So steht es im Koalitionsvertrag der Landesregierung. Ungefähr 51 Prozent der bestehenden Waldflächen gehören Privatpersonen. Ohne sie ist das Ziel kaum zu erreichen.
In Abständen von jeweils drei Metern schlägt Thorsten Rabeler mehrere Metallpfeiler in den Boden. Dahinter liegt eine etwa fünfeinhalb Hektar große Fläche. Darauf hüfthohe Sträucher und junge Triebe von Eichen, Buchen und Linden. Der Landwirt will sie mit einem Zaun schützen. Hier auf einem Feld in der Nähe von Melsdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) bei Kiel soll nämlich mal ein Wald entstehen, aber die Rehe knabbern immer wieder die Triebe ab, wie Rabeler erzählt. "Das führt dazu, dass die Pflanze nicht die Verzweigungen fortführen kann und so krebst sie nur am Boden rum."
Aufforstungen aus eigener Tasche bezahlt
2018 hat Thorsten Rabeler die ehemalige Weihnachtsbaumplantage für sein Waldprojekt von einem Landwirt erworben. Im Winter verkauft er hier nach und nach die Weihnachtsbäume, um die Ausgaben zu refinanzieren. Hauptberuflich ist Thorsten Rabeler Bankkaufmann und Landwirt. Um seinen Wald kümmert er sich bis zu drei Stunden am Tag nach Feierabend, sagt er. "Ich habe hier diverse Blühformen und Sträucher. Das ist für mich befriedigend. Andere würden sich einen Porsche kaufen, aber ich hab Bock auf Wald." Geld verdient er mit seinen Waldflächen nicht. Rabeler will einen Rückzugsort für Tiere schaffen und mit seinen neuen Wäldern CO2 neutralisieren. Ein Hektar Wald speichert ungefähr 5,4 Tonnen CO2 und schützt damit das Klima.
Landwirtschaftskammer fordert mehr Unterstützung für private Waldprojekte
Die Landwirtschaftskammer in Schleswig-Holstein (LKSH) berät private Waldinitiativen wie die von Thorsten Rabeler. Laut Hans Jacobs von der LKSH entscheiden sich aber noch zu wenige Menschen dafür, ihre privaten Grundstücke aufzuforsten. Zwar gibt es vom Bund dafür verschiedene Förderprogramme, das reicht laut Jacobs aber nicht aus. Das meint auch der BUND Schleswig-Holstein: Um neue Wälder in Schleswig-Holstein anzupflanzen, stünden zu wenige Flächen zur Verfügung. Weil es sich finanziell nicht lohnt, sei der Anreiz für private Eigentümer gering, Flächen zur Aufforstung Verfügung zu stellen. Ohne stärkere finanzielle Anreize des Staates werde sich an der Situation wenig ändern, so der BUND.
Ministerium für Landwirtschaft erarbeitet Waldstrategie
Laut Landesagrarministerium ist das Ziel, den Waldanteil in Schleswig-Holstein auf zwölf Prozent zu erhöhen, nicht allein mit privaten Initiativen zu erreichen. Deswegen erarbeitet das Ministerium aktuell eine Waldstrategie. Es werde immer wichtiger, sogenannte Klimawälder anzupflanzen, die viele unterschiedliche Baumarten enthalten und so bei Wetterextremen weniger anfällig sind. Ziel sei es, auf wissenschaftlicher Basis Baumarten für die Zukunft zu bestimmen, die sich dem Klimawandel anpassen. Der Wald im Land werde so fit gemacht, damit er auch für kommende Generationen all seine vielfältigen Funktionen erfüllen kann.
Thorsten Rabeler will noch mehr Flächen aufforsten
Auf einer weiteren Fläche, die Thorsten Rabeler gehört, wächst seit zwei Jahren ein Mischwald. 20.000 Euro hat er für das ungefähr einen halben Hektar große Grundstück bezahlt, die Bäume haben noch mal 4.000 Euro gekostet. Das Geld dafür stammt aus Spenden. Die Buchen, Eichen und Linden hier sind teilweise schon fast zwei Meter hoch. In sechs bis sieben Jahren wird ein geschlossenes Blätterdach Schatten spenden, schätzt der Waldbesitzer. Da das Gebiet umzäunt ist, lassen die Rehe die Triebe hier in Ruhe und Rabeler will diese Fläche jetzt der Natur überlassen. Mit Landwirten in der Umgebung ist er aber schon in Gesprächen, um noch mehr ungenutzte Flächen zu erwerben, um dort dann noch mehr Wald zu pflanzen.